Rendezvous mit den „Stars der Sammlung“ im Von der Heydt Museum

Von Peter Köster

Wuppertal. Von Otto Dix ist der Ausstellungstitel „An die Schönheit“ entliehen. Die Schau im Von der Heydt Museum wird bis zum 3. Oktober 2021 gezeigt. Im Rahmen dieser Ausstellung sind 110 Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken vertreten.

Das Wuppertaler Haus lädt ein zu einem Rendezvous mit den „Stars der Sammlung“. Der Ausstellungs-Parcours führt durch die wichtigsten Epochen und Stilrichtungen der vergangenen 200 Jahre. Vorgestellt werden Entwicklungen der Kunst vom 19. bis ins 20. Jahrhundert, von der Romantik zum Biedermeier, vom Impressionismus zum Expressionismus und Kubismus, über die Kunst der 20er/30er Jahre bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Den Ausklang bilden verschiedene Kunstrichtungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Besondere Schwerpunkte der Präsentation bilden die Impressionisten mit Bildern von Monet, Degas, Renoir, Cézanne, Toulouse-Lautrec, van Gogh und Gauguin. Munch, Hodler und Paula Modersohn-Becker gehören zu den Künstlerinnen und Künstlern, die um 1900 einer modernen Ausdruckskunst den Weg bereiteten.

Bilder der Expressionisten

Zu den Highlights der von Antje Birthälmer kuratierten Schau gehören die Bilder der Expressionisten: Mit Beispielen von Kokoschka, Beckmann, Munch und Modersohn-Becker, mit Gemälde der „Brücke“-Künstler sowie Werken von Künstlern aus dem Kreis des „Blauen Reiter“ ist der Expressionismus repräsentativ vertreten. Mit Otto Dix und Max Beckmann stehen sich hier zwei prägende Künstler der Neuen Sachlichkeit gegenüber.

Der Rundgang führt weiter zu einer „phantastischen Begegnung“ mit Gemälde der Surrealisten Max Ernst und Salvador Dalí. Pablo Picasso ist mit Beispielen aus verschiedenen Schaffensphasen präsent. Ernst Wilhelm Nay, Paul Klee, Willi Baumeister und Fritz Winter zählen zu den Wegbereitern der Abstraktion in Europa, Hans Hofmann in den USA.

Rund 160 ausgewählte Werke, unter ihnen einige selten oder noch nie gezeigte Neuerwerbungen und Dauerleihgaben, erschließen neue Zusammenhänge und Parallelen. Dazu zählt auch die Konzeptkunst. Mit der malerischen Reduktion und der Farbfeldmalerei werden neue, radikale Tendenzen der abstrakten Kunst von den 1960er bis in die 1990er Jahre vorgestellt. Konzeptuell, d. h. primär durch die geistige Haltung bestimmt, hielten Künstler verschiedener Richtungen (z. B. Minimal Art, Land Art, Arte povera, Prozesskunst) noch an den materiellen Strukturen des Werkes fest. Sie verbanden damit aber auch Reflexionen über Zeit und Raum, Veränderung und Vergänglichkeit. Beispiele von Roman Opalka und Reiner Ruthenbeck stehen hier stellvertretend.

Farbfeld-Malerei

Ein neues Gebiet der abstrakten Kunst wurde erschlossen mit der Farbfeld- bzw. fundamentalen Malerei, die sich systematisch der Erforschung der Farben in ihren materiellen Qualitäten widmete. Hierfür steht Sean Scully, der fast zeitgleich mit dieser Ausstellungsbeteiligung eine Einzelausstellung im Skulpturenpark Waldfrieden hat. Der aus Irland stammende, in New York lebende Künstler (geb. 1945) gestaltete in seinem Bild „Dark Light“ (1998) eine Komposition aus kargen Rhythmen, geometrischer Strenge und reduzierten Farbwirkungen. Bei dem US-amerikanischen Maler Leon Polk Smith bilden die scharf konturierten Farbfelder eine geometrisch-konstruktivistische Komposition. Er war ein Mitbegründer und ein wichtiger Vertreter der um 1960 entstandenen Hard-Edge-Malerei.

Andere Formen des Realismus

Pop Art, Neuer Realismus, gleichzeitig streift die Präsentation Gegenbestrebungen einer Rückkehr zum Gegenständlichen, wie die Pop Art und andere Formen des Realismus. Ab Mitte der 1950er bis in die frühen 1960er Jahre brachte die Pop Art als Reaktion auf die Konsumkultur in England und den USA eine Kunst hervor, die den isolierten Gegenstand in den Mittelpunkt rückte.

Robert Indiana (geb. 1928) entwickelte durch eine zunehmende Verselbständigung des Zeichens beziehungsweise der Zahl seine „Number Paintings“. George Segal stand der Kunst der Performance und des Happenings nahe. Seine in einem Küchenambiente platzierte Skulptur „Ruth in her Kitchen“, eine weiße Gipsfigur, entstand als Abformung vom lebenden Menschen. Mit David Hephers (geb 1935) großformatigem „Nr.22“, Housepainting, einer Dauerleihgabe aus Privatbesitz, endet die Präsentation und bezieht so einen englischen Vertreter des Neuen Realismus mit ein.

BUS:

Bild 1

Max Beckmann, Großes Varieté mit Zauberer und Tänzerin, 1942 Leinwand
70 x 90 cm. ©VG Bild-Kunst, Bonn 2020. Foto: Peter Köster

Bild 2

Otto Dix, An die Schönheit, 1922 Leinwand 138,5 x 121 cm.
©VG Bild-Kunst, Bonn 2020. Von der Heydt-Museum Wuppertal.
Foto: Peter Köster

Bild 3

Ferdinand Hodler, Der Holzfäller, 1908/1910 Leinwand 132 x 101 cm Von der Heydt-Museum Wuppertal. Foto: Peter Köster

Bild 4

Sean Scully, „Dark Light“, 1998 Leinwand 243,8 x 213,4 cm Kunst-und Museumsverein im Von der Heydt-Museum Wuppertal. Foto: Peter Köster

 
 

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