Städel Museum Frankfurt würdigt Vincent van Gogh

Frankfurt/Main. Das Städel Museum in Frankfurt widmet dem Maler Vincent van Gogh (1853–1890) eine umfassende Ausstellung. Titel der Schau: „Making Van Gogh. Geschichte einer deutschen Liebe.“ Im Zentrum dieser bis zum 16. Februar 2020 laufenden Ausstellung steht die Entstehung des „Mythos van Gogh“ um 1900 sowie die Bedeutung seiner Kunst für die Moderne in Deutschland.

„Vater der Moderne“

„Making Van Gogh“ thematisiert die besondere Rolle, die Galeristen, Museen, Privatsammler und Kunstkritiker im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts für die posthume Rezeption van Goghs als „Vater der Moderne“ spielten. Knapp 15 Jahre nach seinem Tod wurde der niederländische Künstler hierzulande als einer der bedeutendsten Vorreiter der modernen Malerei wahrgenommen. Van Goghs Leben und Schaffen stießen in der Öffentlichkeit auf breites und anhaltendes Interesse; ungewöhnlich früh wurde seine Kunst in Deutschland gesammelt. Schon 1914 befand sich die enorme Anzahl von rund 150 Werken van Goghs in deutschen privaten und öffentlichen Sammlungen. Zeitgleich begannen deutsche Künstlerinnen und Künstler, sich intensiv mit seinen Werken auseinanderzusetzen. Insbesondere für die jungen Expressionisten wurde van Goghs Malerei zum Vorbild und zur maßgeblichen Inspirationsquelle – ohne seine Kunst ist die Entstehung der Moderne in Deutschland kaum denkbar.

Schlüsselfigur für die Kunst deutscher Avantgarde

In drei großen Kapiteln erzählt die Ausstellung von der Entstehung und Wirkung des „Mythos van Gogh“ in Deutschland. Wie kam es, dass van Gogh gerade hierzulande so ungeheuer populär wurde? Wer engagierte sich für sein Werk und wie reagierten die Künstler auf ihn? Die Ausstellung zeigt van Gogh als Schlüsselfigur für die Kunst der deutschen Avantgarde und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis der Kunstentwicklung in Deutschland am Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Städel zeigt hochkarätige Werke aus deutschen wie internationalen Sammlungen, darunter das Museum of Fine Arts in Boston, das Cleveland Museum of Art, die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München, das Metropolitan Museum of Art in New York, die Nationalgalerie in Prag sowie die National Gallery of Art in Washington. Besondere Höhepunkte stellen die Selbstbildnisse aus dem Art Institute in Chicago und dem Kröller-Müller Museum in Otterlo dar. Weitere Highlights sind die berühmte Darstellung der „Berceuse Augustine Roulin“ (1889, Stedelijk Museum, Amsterdam) sowie die „Segelboote am Strand von Les Saintes-Maries-de-la-Mer“ (1888, Van Gogh Museum, Amsterdam).
„Zum Zeitpunkt seines Todes in Auvers-sur-Oise 1890 war das Werk van Goghs nur wenigen Zeitgenossen vertraut. Als zur Jahrhundertwende in den Kulturmetropolen Europas die ersten Van-Gogh-Ausstellungen stattfanden, stieg die Bekanntheit seines Œuvres drastisch an. Die Sonderausstellung im Städel Museum zeigt auf, dass ohne die Rezeptionsgeschichte in Deutschland diese Entwicklung und die bis heute anhaltende Popularität Vincent van Goghs kaum denkbar wären“, so Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums. „Van Gogh war der Maler der Sonne, der Kornfelder und der Sonnenblumen“, und er war der „Godfather der deutschen Moderne schlechthin“. Van Gogh, der zu Lebzeiten gerade mal etwa zwei Dutzend Bilder und Zeichnungen verkaufen konnte, avancierte nach seinem Tod zum Idol der Kunstszene.

Insgesamt 120 Gemälde und Arbeiten auf Papier

Das Städel und van Gogh schrieben eine Erfolgsgeschichte. Als eines der ersten Museen erwarb das Frankfurter Museum für den Aufbau einer modernen Kunstsammlung durch den Städelschen Museums-Verein 1908 das Gemälde Bauernhaus in Nuenen (1885) und die Zeichnung „Kartoffelpflanzerin“ (1885). Drei Jahre später gelangte eines der berühmtesten Gemälde van Goghs in das Museum, das „Bildnis des Dr. Gachet“ (1890). Diese drei Werke sind Teil der umfangreichen Ausstellung mit mehr als 120 Gemälden und Arbeiten auf Papier. Den Kern bilden 50 zentrale Werke von Vincent van Gogh aus allen Schaffensphasen. Einfluss und Wirkung van Goghs auf die nachfolgende Generation veranschaulichen in der Ausstellung 70 Werke von deutschen Künstlerinnen und Künstlern, darunter befinden sich sowohl bekannte Namen wie Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, Paula Modersohn-Becker oder Gabriele Münter als auch wiederzuentdeckende Positionen etwa von Peter August Böckstiegel, Theo von Brockhusen, Heinrich Nauen oder Elsa Tischner-von Durant. pk

 

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Bild 1: Vincent van Gogh, Selbstporträt, 1887, Joseph Winterbotham Collection, Art Institute of Chicago

Bild 2: Vincent van Gogh (1853–1890), Die Pappeln in Saint-Rémy,1889. Foto: Courtesy The Cleveland Museum of Art

Bild 3: Vincent van Gogh, Bauernhaus in Nuenen, 1885. Städel Museum Eigentum des Städel Museum. Städel Museum – U. Edelmann

Bild 4: Vincent van Gogh, Segelboote am Strand von Les Saintes-Maries-de-la-Mer, 1888. Van Gogh Museum Amsterdam (Vincent van Gogh Foundation)

 
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