Stadtmuseum Siegburg zeigt Welt der Farben

„WestFarbe“ Paint vs. Colour – Prozessualität und Erscheinung

Von Peter Köster

Siegburg. Farbe ist nicht gleich Farbe – zumindest dann nicht, wenn man sie mit einem offenen Blick im Kontext ihres Umfelds betrachtet. Das Stadtmuseum Siegburg stellt mit seiner Ausstellung „WestFarbe“ (bis zum 29. April) den Dialog zwischen der Farbe, ihrer Umgebung und ihrem Betrachter in den Fokus.

In Westeuropa hat sich in den 1970er und 1980er Jahren im Gegensatz zur asiatischen Kultur in der Malerei eine Strömung entwickelt, bei der Künstler sich auf analytisch orientierte Weise mit den Bedingungen der Malerei, dem Prozess des Malens und der Materialitat der Malsubstanzen beschäftigten. Das Wort Farbe wird im Deutschen sowohl für die Begrifflichkeit der Farbigkeit als auch für das Malmaterial verwendet. In der englischen Sprache wird dagegen colour von paint unterschieden. Die Ausstellung „Westfarbe – Paint vs. Colour – Prozessualität und Erscheinung“ will etablierte Positionen, die bereits im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts präsent waren, mit relativ jungen zeitgenössischen Tendenzen dieser Thematik kombinieren. Es sind 20 Künstlerinnen- und Künstler aus zehn Nationen zu sehen, die diese in den 1980ern entstandenen Ansätze weiterverfolgen und entwickeln.

Kurator Christoph Dahlhausen

Die „Welt der Farben“ steht im Mittelpunkt dieser Schau, die der Bonner Künstler Christoph Dahlhausen für das Stadtmuseum Siegburg und davor für das Kunstmuseum Gelsenkirchen kuratiert hat. Am Anfang war die Farbe – denn ohne sie wäre Kunst einfach nicht das, was sie heute ist. Genau auf dieses Wesentliche, die Farbe der Kunst, konzentriert sich die Ausstellung. Da hängt alt neben neu und das Werk eines Newcomers neben großen Namen wie Katharina Grosse und Joseph Marioni“, so Dahlhausen. Er lebt abwechselnd in Bonn und im australischen Melbourne, wo er seit 2013 als Kunstprofessor an der RMIT University seine Visionen an den kreativen Nachwuchs weitergibt. Vor 26 Jahren schmiss der Rheinländer (Jahrgang 1960) seinen Job als Anästhesist, um auf den Spuren der Kunst zu wandeln, um sie zu sammeln – und auch selbst zu machen.

Faszinierender Ausflug in die Welt der Pigmente

Ein Thema hat es ihm dabei besonders angetan: die Farbe. Nicht unbedingt monochrom müssen die Werke sein, aber fast alle, die er in dieser Ausstellung zeigt, stellen die Farbe in den Mittelpunkt des Schaffens: „Sehen Sie sich bei diesem Bild einmal die vielen verschiedenen Farbschichten an“, sagt er mit einem Fingerzeig auf ein sonnengelbes Werk des Australiers David Thomas, und lenkt den nächsten Blick auf ein großes, rotes Werk von Frank Piasta, das vis-à-vis hängt. „Der verbindet ganz alte Maltechniken mit neuen Materialien und mischt etwa Pigment mit Silikon, um ganz besondere Farben zu schaffen“, erklärt Christoph Dahlhausen. Die Ausstellung „West Farbe“ lebt von derartigen Querbezügen – und von Parallelen zwischen den Werken, die oft auch zufällig sind. So spiegelt sich der Riss in einem in die Jahre gekommenen neonpinken Schaumstoffobjekt des ZERO-Künstlers Ferdinand Spindel von 1971 in einem Acrylgemälde des Niederländers Martijn Schuppers wider, das genau 30 Jahre später entstand und nicht nur ähnliche Farben, sondern auch ganz ähnliche Farbspuren in sich trägt.

„Die Werke sollen sich untereinander austauschen!“

Und die Farben einer Bank in Hochglanzoptik des Dänen Peter Holm korrespondieren mit dem monochromen Violettton eines Quadrates, das der Schweizer Peter Willen zu dieser Ausstellung beigesteuert hat. Diese war übrigens in ganz ähnlicher Form bereits in einer Bonner Galerie und auch schon einmal im Stadtmuseum von Siegburg zu sehen. Christoph Dahlhausen ergänzt: „West Farbe soll wie ein ‘work in progress’ sein und sich ständig wandeln. Deshalb können auch immer neue Werke hinzu kommen und in Austausch treten mit den Werken anderer Künstler“, so der Kurator.

Bezüge zur Ausstellung „Westkunst“

Der Titel der Ausstellung „West Farbe“ bezieht sich auf die legendäre Kölner Ausstellung „Westkunst“, die 1981 den Unterschied zwischen Beschäftigung mit Farbe und Form im Westen und den asiatischen beziehungsweise russischen Herangehensweisen verdeutlichen sollte. „Auch in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde im Westen schon viel über Farbe und ihre Beschaffenheit diskutiert“, weiß Christoph Dahlhausen.

Bei der Betrachtung der Kunstwerke ist der Besucher stark miteinbezogen. Kurator Christoph Dahlhausen verdeutlicht das an David Thomas‘ „When Two Directions Become All Directions“. Thomas habe über Tage mit demselben Gelb stetig Farbschichten aufgebaut. Die Ecken links unten und rechts oben lässt er frei. Der Betrachter sieht verschiedene Dialoge. „Jetzt geht der Blick vielleicht von links unten nach rechts oben“, sagt Dahlhausen, „dann rundherum“. Irgendwann erkennt der Betrachter dunklere und hellere Stellen, Lichter und Schatten an der Wand, andere Werke im Raum. Er sieht die verschiedenen Dialoge. Selbes geschieht mit dem gelbgrünen Werk von Katharina Grosse daneben. Das Kontextbewusstsein zieht sich durch die Ausstellung. Von Callum Innes’ mit Terpentin bearbeiteten Werken über Michael Graeves intensive Ölfarbstreifen bis zu John Tallmanns Latexfarbe auf Polyurethan-Plastik haben alle Werke Dialogpartner. Und aus jedem neuen Winkel, von jedem neuen Standpunkt aus entdeckt man sie neu.

In der in Siegburg gezeigten Schau begegnen raumbezogene Farbinstallationen stillen, auf meditative Weise wirkenden Werken, technisch Erzeugtes steht poetischem und intuitiv Entstandenem gegegenüber. Das Spektrum der Möglichkeiten von „paint“ oder „colour“ ist reich und führt zu einer äußerst vielseitigen und beachtenstwerten Ausstellung.

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Einer der Stars der Ausstellung: Der dänische Künstler Peter Holm auf seiner Lackbank.
Foto: Peter Köster

Christoph Dahlhausen, Kurator der Ausstellung.
Foto: Peter Köster

Monochrome Arbeit von KP Kremer aus Siegburg.
Foto: Peter Köster

Auch diese Autotür trägt die farbige Handschrift von Peter Holm.
Foto: Peter Köster

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