Sieben unterschiedliche Formate im Ausstellungsjahr des Kunstmuseums

Bonn. Ein prallgefülltes Ausstellungsjahr mit sieben unterschiedlichen Formaten liegt vor dem Kunstmuseum Bonn. Auftakt macht die Präsentation „Stereo-Typen“ (21. März bis zum 2. Juni). Sie versammelt grafische Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit Fragen nach Rollenzuschreibungen, Geschlechteridentität und der Tragfähigkeit gesellschaftlicher Normen auseinandersetzen. Das intimere Format und der häufig spontanere Gestus von Zeichnung, Druck oder Fotografie erweist sich als besonders geeignet für Reflexionen über die eigene Identität und das eigene Sein in der Welt.

Für die Ausstellenden gehört es zum selbstgestellten künstlerischen Auftrag, die vermeintliche Normalität von Heterosexualität und damit der Zwei-Geschlechter-Ordnung in Zweifel zu ziehen und Visionen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in Kunst und Gesellschaft zu entwerfen. Geschlecht, Sexualität und der Diskurs über eine damit verbundene Rollenverteilung bilden den thematischen Schwerpunkt. Gezeigt werden Werke aus der grafischen Sammlung des Kunstmuseum u.a. von Rudolf Bonvie, Walter Dahn, Jürgen Klauke, Ulrike Rosenbach, Niki de Saint-Phalle, Katharina Sieverding, Wolfgang Tillmans.

Monika Baer: 30. April bis 16. Juni

Das Kunstmuseum ist ein Haus, in dem die Auseinandersetzung mit der Malerei immer eine große Rolle gespielt hat. In dieser Fokussierung liegt auch der Grund, warum der „Preis der Stiftung Dieter Krieg 2019“ nun im Bonner Haus vergeben wird. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert, die für den Ankauf eines Gemäldes vorgesehen sind. Das Museum hat sich für den Erwerb eines Bildes der Berliner Malerin Monika Baer entschieden, das nun im Rahmen einer kleinen Werkschau (vom 30. April bis zum 16. Juni) präsentiert wird.

Monika Baer, die 1964 in Freiburg geboren wurde und an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, ist in Bonn keine Unbekannte. 1998 erhielt sie das Peter Mertes Stipendium, damals aber noch für Arbeiten, die sich formal stark von den neuesten Werken unterscheiden. So zeigen ihre Gemälde der 1990er-Jahre, mit denen die Werkschau beginnt, eine stark narrativ geprägte Bildlichkeit. Baers Malerei verweigert sich der einfachen Kategorisierung, auch dann, wenn eine raffinierte Farbmalerei in – auf der Leinwand applizierten – Hartschaumtränen mündet. Sie verleihen dem scheinbar so neutralen Bild Emotion und Körperlichkeit, Eigenschaften, die eine selbstreflexive Malerei aus dem Auge verloren hatte.

„Maske“: 30. Mai bis 25. August

Das maskierte Individuum sowie der Akt des Tragens einer Maske stehen im Fokus der Ausstellung „Maske“, die vom 30. Mai bis zum 25. August präsentiert wird. In allen Kulturen der Welt kamen und kommen Masken in unterschiedlichsten Ausformungen und Funktionen zum Einsatz.

Aufgesetzt auf das Gesicht des Trägers oder der Trägerin verwandelt eine Maske die maskierte Person in etwas Neues und fungiert zugleich als Membran zwischen Individuum und Welt, Innen und Außen, Sichtbar und Verdeckt. Nach der Kunst der Moderne widmet sich die Kunst der Gegenwart auffallend oft der Maske und ihrem transformatorischen Potential sowie den mit ihr verbundenen Fragen nach dem sich wandelnden Verhältnis von Gesicht, Person und Persona in einer Gesellschaft, die ohne Unterlass real und virtuell neue Gesichter hervorbringt. Anhand hochkarätiger Leihgaben und teils eigens neu produzierter Werke will die Ausstellung nachvollziehen, wie Künstlerinnen- und Künstler die genannten mit der Maske verknüpften Eigenschaften und Fragestellungen in ihre Kunst überführen und ihrerseits transformieren.

Gezeigt werden Werken von u.a. von Max Ernst, Ed Atkins, Kader Attia, Claude Cahun, Eli Cortiñas, Theo Eshetu, Hannah Höch, Pierre Huyghe, Cindy Sherman, Wiebke Siem, Sophie Taeuber-Arp, Rosemarie Trockel, Meret Oppenheim und Lavinia Schulz.

Nanne Meyer: Zeichnung: 27. Juni bis 6. Oktober

Die 1953 in Hamburg geborene und heute in Berlin lebende Künstlerin Nanne Meyer widmet sich seit den 1970er-Jahren ausschließlich der Zeichnung. Diese Konzentration hat ein vielfältiges Werk hervorgebracht, das mit der Linie als Leitmedium die unterschiedlichen Aspekte, Formen und Materialien des Zeichnerischen erkundet und bis ins Malerische und Objekthafte erweitert.

Neben Blei- und Farbstift, Kreide und Tinte verwendet Meyer unter anderem Dispersionsfarbe, Gouache, Lack, benutzt Fundstücke des alltäglichen Lebens, Landkarten, Lehrbücher, Schablonen, die sie bezeichnet und in eine eigene Bildrealität transformiert. „Zeichnen ist Denken und zugleich Arbeit an einem offenen Bildvokabular des wirklichen und möglichen“, so die Künstlerin. Meyer entwirft eine instabile Kartografie der Welt, die aber nichts festlegt, sondern ihre Präsenz und Produktivität gerade aus dem Schwanken, dem Verwandeln, dem Einfügen und wieder Verschwinden gewinnt. So entstehen Serien wie Wandlungen, Flugbilder, Verwischtes, Begraute, die von Prozessen zwischen Linie und Ding, Bild und Sprache handeln. Die in enger Kooperation mit der Künstlerin realisierte Ausstellung mit Werken der 1980er-Jahre bis zu Zeichnungen, die für die Ausstellung entstanden sind, gibt den bisher größten Überblick über ein Werk von erstaunlichem Reichtum, das voller Fantasie der Zeichnung neue Möglichkeiten erschlossen hat.

Junge Malerei aus Deutschland: 19. September bis 9. Januar

Jahresübergreifend vom 19. September bis zum 19. Januar 2020 zeigt das Kunstmuseum „Jetzt3 Junge Malerei aus Deutschland“. Kein künstlerisches Medium hat so viele positive wie negative Zuschreibungen erlebt wie die Malerei. Das hat zum einen mit der langen Tradition des Mediums zu tun, innerhalb derer so viel schon gedacht und getan wurde, andererseits hat man der Malerei ihre Handelbarkeit vorgeworfen. Dabei taugt die Begrenztheit des Bildfeldes eben nicht nur als wohlfeiler Marktbeschleuniger, sondern liefert auch eine Begründung dafür, warum Malerei ein hochattraktives Medium ist. Mit dem Ausstellungsprojekt unternimmt das Kunstmuseum zusammen mit seinen Partnern, dem Museum Wiesbaden und den Kunstsammlungen Chemnitz, den Versuch, den aktuellen Stand des Mediums zu bestimmen. Ziel ist es, einen gültigen Querschnitt durch die junge in Deutschland produzierte Malerei zu geben und dabei all ihre Erscheinungsformen zu berücksichtigen. Gezeigt werden über 250 Werke von mehr als 50 Künstlerinnen und Künstlern.

Norbert Schwontkowski: 31.Oktober bis 16. Februar 2020

Auch Norbert Schwontkowski wird jahresübergreifend vom 31.Oktober bis 16. Februar 2020 gezeigt. Schwontkowski (1949- 2013) war ein in Bremen beheimateter künstlerischer Einzelgänger, der sich so gar nicht als Darling des Kunstbetriebs eignete. Zu skurril und zu eigenartig ist seine Malerei, die auf alle Kulinarik verzichtet. Oft in dunklen Tönen gehalten, vermitteln seine Bilder das Gefühl einer tiefen Ernsthaftigkeit, die gleichwohl die Gestalt einer bitter-humorvollen Motivik annehmen kann.

Diese Abgründigkeit kennzeichnet seine Werke von Beginn an und sie kennzeichnet sie mehr als jede Stilistik. Schwontkowski war ein Maler der „Condition humaine“, der den Menschen in den Mittelpunkt seiner Bildwelt setzt. Dort schaut er suchend aus dem Fenster, rast mit seinem Auto in Tunnel oder hüpft von Stein zu Stein, immer in der Gefahr abzugleiten, sich zu verlieren. Denn Hoffnung gibt es in diesen Bildern keine, da weder Religion noch Kunst – die Themen seiner Arbeiten sind – eine Erlösungsperspektive bieten. Auch sie liefern nur Illusionen wie die in seinem Werk wiederkehrenden Kinoleinwände, die doch nichts anderes präsentieren als weiße Leerflächen. So bleibt der Mensch ein Suchender, für dessen Orientierungslosigkeit er schlagende, gelegentlich durch die Malerei der Romantik vorgeprägte Bildformulierungen gefunden hat. Die Ausstellung „Some of My Secrets“ zeigt zum 70. Geburtstag des Künstlers knapp 70 Gemälde, die teils aus Privatbesitz stammen.

7. November bis 15. Dezember: Ausgezeichnet

Den Abschluss des Jahresprogramms bildet die Ausstellung „Ausgezeichnet“, (7. November bis zum 15. Dezember) ein gemeinsam zwischen Kunstmuseum und Stiftung Kunstfonds konzipiertes Ausstellungsformat. Fünf Jahre lang bespielen jeweils im Herbst ehemalige Stipendiatinnen und Stipendaten des Kunstfonds für sechs Wochen einen Raum in der Sammlung. Die Ausstellungsreihe wirft einen musealen Blick auf vom Kunstfonds geförderte künstlerische Positionen. Den Auftakt bildeten 2016 Mischa Leinkauf und Matthias Wermke, die per Foto und Video ihre Aktionskunst dokumentierten. 2017 reflektierte die Fotografin Viktoria Binschtok im zweiten Teil der Ausstellungsreihe das Medium Fotografie vor dem Hintergrund des unendlichen Stroms digitaler Bilder, dem wir heutzutage ausgesetzt sind. 2018 schuf die Bildhauerin Frauke Dannert eine spektakuläre Wandarbeit, die den „White Cube“ des Ausstellungsraumes grundlegend veränderte. pk

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Bild 1

Monika Baer, Ohne Titel, 1995, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Bonn, Dauerleihgabe Sammlung Mondstudio © Monika Baer, Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn

Bild 2

Max Ernst, Masques, 1950, Lithografie in vier Farben: Schwarz, Rot, Grau, Gelb. © VG Bild-Kunst Bonn, 2018/19, Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn

Bild 3

Nanne Meyer, Wir, 2004, Gouache auf Buchseite mit Landkarte, © Nanne Meyer, Foto: Farbanalyse, Köln

Bild 4

Norbert Schwontkowski, Sopot, 2010, Öl auf Leinwand, © Nachlass
Norbert Schwontkowski, Contemporary Fine Arts, Foto: Jochen Littkemann

Bild 5

Ausstellungsansicht, Frauke Dannert, AUSGEZEICHNET #3,
Kunstmuseum Bonn 2018; Foto: David Ertl

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