Neues Museum für Kunst und Design in Nürnberg zeigt türkische Gegenwartskunst

Zwei Grande Dames und ein junger Künstler im Zentrum

Nürnberg. Im Zentrum der Ausstellung „Saum der Zeit“, die bis zum 10. Juni im Neuen Museum für Kunst und Design in Nürnberg gezeigt wird, stehen drei türkische Künstler. Mit Bilge Friedlaender und Füsun Onur sind es zwei Grandes Dames der türkischen Gegenwartskunst, flankiert vom jungen Künstler Ahmet Doğu İpek. „Ihnen gemeinsam sind die eher leisen Töne, die ihre Kunst anschlägt,“ konstatiert Thomas Heyden, Kurator der Schau.

Impulse aus zwei Kulturkreisen

Die türkisch-amerikanische Künstlerin Bilge Friedlaender (1934–2000) verstand es, sich mit sparsamen, doch subtilen Mitteln und Gesten mitzuteilen. „Ihre Kunst entfaltet eine Reflexion über das Verhältnis des Menschen zur Natur aus weiblicher Perspektive. Die Relativität von Raum und Zeit ist bei Bilge Friedlaender nicht Theorie, sondern körperliche Erfahrung, die sie beim Laufen oder Tauchen sammelte. Ihrer Sinnlichkeit antwortet eine nie spekulative Spiritualität, die das „Geistige in der Kunst“ (Kandinsky) mit der Suche nach der Seele der Dinge vereint. „Ihre Geometrie, die das Quadrat in den Mittelpunkt rückt, kennt die Verwandlung und die Rhythmen, wie sie die Beobachtung der Natur lehrt“, betont Heyden. Bilge Friedlaender ging schon 1958 in die USA, wo sie die Kunst von Agnes Martin und Eva Hesse bewunderte. Erst kurz vor ihrem frühen Tod kehrte sie nach Istanbul zurück. Friedlaender gehörte zwei Kulturkreisen an und empfing aus beiden Impulse. Ihr Werk ist in Deutschland noch weitgehend unentdeckt. Die Ausstellung in Nürnberg könnte dies nun ändern.
Gleiches gilt für Ahmet Doğu İpek (geboren 1983), der in schwarzen Quadraten die Erinnerung an 157 Tage versiegelte. Einem Ritual gleich schuf der Künstler jeden Tag in einem meditativen Akt ein Aquarell, das die überzeitliche Ikone des schwarzen Quadrats von Malewitsch in den Schatten eines einzelnen Tages umdeutet. Nicht nur die Form des Quadrats lässt İpek in einen Dialog mit Bilge Friedlaenders Kunst treten, sondern auch sein Umgang mit Papier, dem er in einer anderen Arbeit einen Sternenhimmel zu entlocken weiß.

Höchst kultivierte Sentimentalität

Füsun Onur (geboren 1938) ist die große alte Dame der türkischen Gegenwartskunst. Ihr Einfluss auf jüngere Künstler, vor allem Künstlerinnen ist kaum zu überschätzen. Füsun Onur wurde in Istanbul geboren. Abgesehen von einem mehrjährigen Studienaufenthalt in den USA (1962–67) blieb sie ihr ganzes Leben in der türkischen Metropole. Die Ausstellung „Saum der Zeit“ stellt in ausgewählten Arbeiten einige ihrer zentralen Themen vor: das Rahmen und Teilen von Raum sowie diverse Aspekte der Zeit – die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit, das Transitorische und Kinematographische. Thomas Heyden: „Füsun Onurs Kunst ist ungemein wandlungsfähig und vielgestaltig, mal konzeptuell, dann wieder musikalisch oder erzählerisch. Der Grundton ihrer Arbeiten, ob es sich um Objektkunst oder Installationen handelt, ist privat, ja intim und immer voller Poesie und von einer höchst kultivierten Sentimentalität“. Der vom Philosophen Michel Foucault geborgte Titel „Saum der Zeit“, „der die Gegenwart von der Vergangenheit trennt,“ bildet, so der Kurator, „den poetischen Horizont der Ausstellung,“ die in enger Zusammenarbeit mit Arter, Istanbul entstand. pk

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Bild 1: Blick in die Ausstellung (Werke von Füsun Onur)
Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Bild 2: Blick in die Ausstellung (Werke von Bilge Friedlaender).
Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Bild 3: Ipek_Sterne (Nacht)_2017 Ahmet Dogu Ipek, Sterne (Nacht), 2017
Vehbi Koç Foundation Contemporary Art Collection, Istanbul
Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

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