Prager erweckt abstrakte Formenwelt zum Leben

Von Peter Köster

Bonn. Berühmt wurde Heinz-Günter Prager vor allem durch seine schweren Skulpturen aus Blei und Stahl. Beispiele dafür liefern unter anderem die „Bock“ (Gußeisen, Stahl 1973), Museum Schloss Morsbroich, das Bonner Kunstmuseum mit dem auf dem Boden liegenden Doppelkreuz und das LVRLandesmuseum Bonn mit der Plastik „Achse mit drei Scheiben“, die im Skulpturenhof des Museums ausgestellt ist. Diese Skulptur soll im übrigen auf schiefer Ebene vor dem LVR-Landesmuseum wieder aufgestellt werden. In einer Sonderausstellung zeigt das Museum nun mit dem Zeichner Heinz-Günter Prager eine bisher nicht so bekannte Seite des Künstlers. Die Sonderausstellung „Prager Zeichnungen 1966-2018“ im LVR-Landesmuseum wird bis zum 27. Januar 2019 gezeigt.

Heinz-Günter Prager (Jahrgang 1944) ist einer der großen deutschen Bildhauer, die mit ihren Werken im öffentlichen Raum sehr präsent, museal aber eher unterbewertet sind. Nun wird er mit einer Einzelausstellung gewürdigt. Das Museum präsentiert unter anderem eine Auswahl von Zeichnungen und Skizzen, die keine Entwürfe zu Skulpturen sind, sondern autonome Studien. Angereichert wird die Ausstellung durch einige wenige Skulpturen, darunter auch neuere Werke aus Ton.
Zeichnungen 1966-2018

Dicke Kreise aus blauer Ölfarbe, feingezeichnete Vierecke – annähernd 100 Arbeiten aus über 50 Jahren hängen wie ein Künstler-Werkverzeichnis an den Wänden des Museums. Sie geben einen Einblick in Pragers Arbeitsalltag und einen Überblick über ein halbes Jahrhundert seines künstlerischen Schaffens. Pragers Zeichnungen entstehen immer wieder mit dem Blick auf seine Skulpturen. Er sei „ein Meister der rigiden geometrischen Verknappung und ein Systematiker der Proportion – mit Skulpturen von radikaler formaler Ökonomie“, schrieb Manfred Schneckenburger im Katalog (Wienand-Verlag der letzten großen Prager-Schau in Ingolstadt und Dortmund (1996/97).

Erkundungsfeld zur Skulptur

Deren gelungene Fortsetzung und sinnvolle Ergänzung ist nun also in Bonn zu sehen. Heinz-Günter Prager, der 1944 in Herne geboren wurde und wechselweise in Köln und der Bretagne lebt und arbeitet, erschließt sich mit dem Medium der Zeichnung eine Art Erkundungsfeld zur Skulptur. Dabei löst sich Prager mit seinen Zeichnungen von der Abhängigkeit von Materialien, Statik, Formen und Maßen. Seinen Arbeiten auf Papier sind keine gestalterischen Grenzen gesetzt. „Pragers Zeichnungen (wie auch seine Skulpturen) drehen sich um Themen, die nicht Wirklichkeit wiedergeben, sondern Wirklichkeit schaffen“, sagt Museumsleiterin Gabriele Uelsberg. Gelegentlich streifen die Zeichnungen aber auch ins malerische, in die Abstraktion, ab. Der Künstler bewegt sich selten nur innerhalb der Grenzen des Rationalen und Berechenbaren. Im Mittelpunkt Pragers bildnerischen Denkens stehen Prinzipien wie das des Gleichgewichts und der Bewegung. Als ein Leitmotiv in Pragers Formenwelt kann die Ellipse (der gestauchte Kreis) gelten, die sich als Formgedanke durch seine Werke zieht und in der das Prinzip der Bewegung die prägnanteste Form angenommen hat. Der Kreis oder die Ellipse erscheint jedoch nicht isoliert, sondern paarweise oder in Kombination mit einem Kreuz, einem Rechteck oder einer Linie. Dabei werden immer wieder die verschiedenen Varianten des Kreises mit der Maßstäblichkeit des Menschen in Verbindung gebracht. In den Zeichnungen der letzten Jahre bedient sich Prager einer immer größer werdenden Freiheit, die sich in Farbe, Form und Komposition zum Ausdruck bringt. Auffällig bei Pragers Zeichnungen ist die Losgelöstheit der Formen vom umgebenden Raum. Das Papier selbst wird zum Raum, in dem sich die Zeichnung in einer Art Schwebezustand befindet. Nicht die Linie definiert den Raum des Blattes, sondern das Blatt definiert den Raum der Linie. Prager schafft es in seinen Werken eine abstrakte Formenwelt in Bewegung zu setzen und so zum Leben zu erwecken.

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Bild-1: Büste, 1966 Bleistift 29,7 x 21 cm © Heinz- Günter Prager
VG Bild-Kunst, Bonn 2018.
Foto: Peter Köster

Bild-2: Graphit, Aquarell. © Heinz- Günter Prager VG Bild-Kunst, Bonn 2018.
Foto: Peter Köster

Bild-3: Eine der Ton-Skulpturen, die die Schau zeigt.
Foto: Peter Köster

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