Arp Museum: „Im Lichte der Medici – Barocke Kunst Italiens“

Von Peter Köster

Remagen. Ein Hoch auf die Medici: „Im Licht der Medici. Barocke Kunst Italiens“ lautet die bis zum 8. September gezeigte Ausstellung, mit der das Arp Museum die Besucherinnen und Besucher ins neue Ausstellungsjahr einlädt. Dort in der Kunstkammer Rau findet zum Jahresauftakt ein Sammlungstreffen der besonderen Art statt: 34 Gemälde aus der amerikanischen Sammlung Haukohl sind auf einer Europa-Tournee zu Gast in Rolandseck. Sie treffen hier auf zwölf barocke Meisterwerke aus der ebenso hochkarätigen Sammlung Rau für UNICEF, die als Dauerleihgabe im Arp Museum beheimatet ist. Die Schau ist eine Kooperation zwischen dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck und dem Musée national d’histoire et d’art Luxembourg.

Außerordentliche Kollektion

Das Zusammenspiel beider Sammlungen dürfte ein möglicher Garant dafür sein, dass sich diese Ausstellung zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Sammlungen ist das 2019er Leitmotiv für das Remagener Haus. Oliver Kornhoff, Direktor des Arp Museums Bahnhof Rolandseck: „In diesem Jahr widmen sich gleich fünf unserer Ausstellungen dem schier unerschöpflichen Thema des Sammelns in all seinen Aspekten. Es ist also nur folgerichtig, mit den Medici in dieses Ausstellungsjahr zu starten. Sie waren die ersten europaweit agierenden Sammlerpersönlichkeiten und förderten Künstler aller Sparten.“ Andra Lauffs-Wegner, Vorstandsmitglied der Landes-Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Kunstsammlerin und Besitzerin eines privaten Kunstmuseums in Bad Honnef: „Für mich stehen Emotionen an erster Stelle, wenn es um die Motivation für das Sammeln von Kunst geht. Man kann seinem Verlangen nach bestimmten Werken nachgehen, sie erwerben, besitzen und über sie verfügen. Es benötigt aber vor allem Wissen, um ein wahrer Kenner zu werden. Diese Verschränkung von Sammeln, Bildung und Erforschung manifestiert sich auch in der Haukohl Family Collection, denn Sir Haukohl hat nicht nur eine außerordentliche Kollektion zusammengetragen, sondern auch Wissenschaftler in Florenz dabei unterstützt, das Archiv der Medici zu erforschen.“

80 kg schwerer Rahmen

„Im Licht der Medici. Barocke Kunst Italiens“ ist ein Fest großer Emotionen, üppiger, durch mythologische und religiöse Sujets herrlich verbrämter Bilder von Lust und Leidenschaft. Die Medici-Schau ist zudem ein Fest der Blicke und Gesten. Wohin man schaut, springt einem der Prunk entgegen. Ein wahrer Augenschmaus. Sir Mark Fehrs Haukohl, der gemeinsam mit der Kuratorin Susanne Blöcker durch die Ausstellung führt, freut sich hier im Arp Museum, einen Teil „meiner Collection neben der von Gustav Rau zeigen zu dürfen“, mit dem ihm vor allem als Sammler barocker Kunst viel verbinde. Während er dies sagt, zeigt der 68-jährige Banker aus Texas (USA) mit deutschen Wurzeln auf Gherardinis Meisterwerk, das neben der Malerei vor allem durch seinen 80 Kilogramm schweren Rahmen beeindruckt. Dann zeigt er stolz auf die Harlekindarstellung von Domenico Feretti (1692-1768), eines der Glanzlichter der Ausstellung. Das vor Lebensfreude sprühende Gemälde ist ein Beispiel dafür, dass die Kunst in Florenz bis weit ins 18. Jahrhundert auf höchstem Niveau fortgeführt wurde. Wie alle anderen Gemälde der Haukohl Collection ist auch dieses Bild in einen prächtigen Rahmen eingefasst, der dem Werk nicht nur einen authentischen Auftritt gibt, sondern auch seine Kostbarkeit und Präsenz unterstreicht.

Künstler-Familie Dandini

Die Haukohl Family Collection umfasst Allegorien, religiöse Motive, Genreszenen und Porträts. Herzstück der Sammlung sind die Gemälde der Künstler-Familie Dandini, die generationsübergreifend im Dienste der Medici stand. Diese und weitere Meisterwerke von Jacopo da Empoli, Giovanni Domenico Ferretti oder Felice Ficherelli treffen auf eine Fülle italienischer Kunstschätze aus der Sammlung Rau für UNICEF, darunter Gemälde und Skulpturen von Giovanni Angelo da Montorsoli, Carlo Dolci und Giovanni Battista Caracciolo. Von der hohen Qualität der Sammlung zeugen außerdem Werke von Cesare, Vincenzo und Pietro Dandini, sowie von Francesco Furini, Alessandro Gherardini, Onorio Marinari, Antonio Montauti und Giovanni Battista Vanni.

Blütezeit florentinischer Kunst

Präsentiert werden Bilder, die selbst für viele Kunsthistoriker etwas Überraschendes haben: Barockmalerei aus Florenz, Gemälde, die nach der großen weltbekannten Florentiner Renaissance-Malerei entstanden sind. Eine marmorne Porträtbüste zeigt Papst Clemens VII., der als Guilio de Medici geboren wurde. Er wuchs im späten 15. Jahrhundert auf, einer Zeit, in der die Position der Medici als Herrscher von Florenz durch rivalisierende Familien zunehmend unter Druck geriet. Aus der Barockzeit stammt ferner das Gemälde von Giancarlo de Medici, das vor seiner Ernennung zum Kardinal entstand. Der flämische Barockmaler Justus Suttermans, der dieses Bild schuf, war 60 Jahre lang Hofmaler der Medici und diente ihnen auch als Diplomat und Agent. Mehrere Porträtreliefs von Antonio Montauti präsentieren Künstler wie Michelangelo oder Humanisten wie Ficino, die von den Medici gefördert wurden. Allegorien der Musik und der Poesie zeugen von der Vielfalt der unterstützten Künste. Die berühmte Skulptur des Merkur von Giambologna, zu sehen in einer Nachbildung des 19. Jahrhunderts, verweist zurück auf die Blütezeit der florentinischen Kunst im 16. Jahrhundert. An der 1563 von Großherzog Cosimo I. de Medici gegründeten Accademia delle Arti del Disegno lag das Augenmerk auf Zeichnung und Aktstudium. Meisterhaft erfasste man Oberflächen, weiche Haut und kostbare Materialien. „Dank expressiver Gestik und Mimik und sinnlicher Verführungskraft sprechen die Figuren bis heute unmittelbar zu uns. Die versammelten Werke sind Botschafter einer Zeit, in der sich die Mächtigen dieser Welt über ihre Liebe zur Kunst definierten“, so die Kuratorin Susanne Blöcker. In Florenz war die Entwicklung der Künste und Wissenschaften eng mit dem Aufstieg und Fall der Dynastie der Medici verknüpft. Eine lange Friedenszeit, eine blühende Wirtschaft und ein stabiles Staats- und Herrschaftsgefüge ließen die Künste prosperieren. Ihre Hofkünstler wie auch ihre Kunstsammlung setzten die Medici im Sinne einer strategischen Kulturpolitik ein. Dies, so Blöcker, verbinde die Medici mit der Sammlerfamilie Haukohl und Gustav Rau, die diese gesellschaftspolitisch tragende Rolle des privaten Sammelns von Kunst bis in unsere Gegenwart weiterführen.

Weitere Statuionen der Ausstellung sind u. a. das Musée national d’histoire et d’art Luxembourg (1.Oktober 2020 bis 14.Februar 2021) und der Palais de Beaux-arts Brüssel (Juni bis September 2021).

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Bild 1
Porträtbüste Papst Clemens VII. (bürgerlich Giulio de‘ Medici), Giovanni Angelo da Montorsoli, ca. 1532 Arp Museum Bahnhof Rolandseck / Sammlung Rau für UNICEF. Foto: Peter Köster

Bild 2
Madonna mit Kind. Onorio Marinari, 17. Jh.,
© Haukohl Family Collection. Foto: Peter Köster

Bild 3
Eine prunkvolle Inszenierung. Foto: Peter Köster

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