Hochkarätige Kunst im KAT_A in Bad Honnef/Rhöndorf

Von Peter Köster

Bad Honnef/Rhöndorf. Die hochkarätigen Kunstwerke, die im KAT_A in Bad Honnef/Rhöndorf gezeigt werden, entstammen größtenteils der privaten Sammlung von Andra Lauffs-Wegner. „KAT¬_ A“ – steht für „Kunst am Turm Andra“, hier präsentiert sie seit 2014 in Wechselausstellungen herausragende künstlerische Positionen. Bis März 2020 zeigt sie in einem Dialog die beiden Konzeptkünstler Thomas Schütte und Andreas Schmitten. Im Anschluss daran plant sie eine Ausstellung mit Ina Genzken und Wolfgang Tillmanns.

„Janus-Kopf“ von Thomas Schütte

Gegenwärtig richtet sich der Fokus auf Andreas Schmitten und Thomas Schütte. Letztgenannter zeigt u.a. Aquarelle zu seiner Installation „Die Fremden“, mit der er bereits 1992 auf der Documenta 9 vertreten war. Ferner ist der 64-jährige Schütte mit der glasierten Keramikarbeit „Janus Kopf“ (1993) vertreten, eine Skulptur, die durch ihre dominierende physische Präsenz, nicht zuletzt durch ihre faszinierende Mehransichtigkeit und tiefblaue, glänzende Oberfläche besticht. Thomas Schütte ist es in den vergangenen drei Jahrzehnten gelungen, klassische Bereiche der bildenden Kunst, die von einer Avantgarde der 1960er und 1970er Jahre als Folklore und Kitsch abgelehnt worden sind, wieder für die künstlerische Kreativität zurückzuerobern und als gesellschaftlich und ästhetisch hochbrisant zu etablieren. Dabei steht das Arbeiten mit den Händen, das Zeichnen, das Aquarellieren, das Modellieren, das Formen mit Ton und Knetmasse, das Bauen mit Holz und anderen Materialien im Zentrum seiner künstlerischen Tätigkeit. Seit den frühen 1980er Jahren hat Schütte an architektonischen Modellen und Skizzen gearbeitet. Sein meisterhaftes grafisches Œuvre erweitert die bildhauerischen Projekte als autonomes Werk.

„Wartende“ von Andreas Schmitten

Schüttes „Janus-Kopf“ bildet im KAT_A eine Blickachse mit Andreas Schmittens Werk „Verzückung“. Dabei handelt es sich um eine Reihe von vier kostbaren, glänzenden, aseptischen weißen Urinalen. Schmitten ist für seine raumgreifenden und hochkomplexen Installationen bekannt, die sich aus einer Synthese von inhaltlicher Kraft, opulenter Ästhetik und formalem Reiz zusammensetzen. Er inszeniert Figuren, Objekte und Interieurs als lustvolle farbexplosive Bild- und Phantasiewelten. Archetypische Symbole kombiniert er mit ungeahnten Bildfindungen und installiert sie mit der Ordnung der Mathematik oder unter unmöglichen Gesichtspunkten der Statik. Organische Materialien kombiniert er mit anorganischen – und kokettiert dabei im Nebengang mit ihren konventionellen Einsatzbereichen. Klarheit und Lesbarkeit sind ihm genauso wichtig wie Ästhetik und Opulenz. Philosophisch und kunsthistorisch gebildet, streift der 1980 in Mönchengladbach geborene Konzeptkünstler Schmitten in seinem Œuvre wie zufällig künstlerische Strömungen des 20. Jahrhunderts – zu denen der Kubismus ebenso gehört wie das Bauhaus oder der Dadaismus. Perfekt lackierte Oberflächen, eigentümlich blasse Farbigkeiten sowie manieriert elegante Formen zeichnen seine handwerklich perfekt gearbeiteten Werke aus, die Räume oftmals ins Unwirklich-traumhafte verwandeln. Dabei bedient er sich einer Formensprache, die, wie seine 4,50 Meter weiße Skulptur „Gestrandete“ eine subtile Reminiszenz an Werke der Kunstgeschichte aufweist. Andreas Schmitten liebt das Monumentale. Das zeigt sich in seiner sechs Meter hohen Plastik „Wartende“, die den angrenzenden Skulpturenpark des KAT_A dominiert.

Kein typischer White Cube

Das KAT_A ist in den letzten fünf Jahren zu einem vielbeachteten Forum für Internationale Kunst der Gegenwart und zu einem attraktiven Ausflugsziel im Rheinland geworden. Mit der Entscheidung, die Kunstwerke ihrer Sammlung aus den privaten Räumen in einen öffentlichen Dialog zu führen, geht für Andra Lauffs-Wegner ein langgehegter Wunsch in Erfüllung: „Kunst muss man leben und sie lebendig halten“, erzählt die Sammlerin. Dafür bietet ihr das historisch interessante Ensemble in Rhöndorf großzügige und vielseitige Möglichkeiten: Knapp 400 qm beträgt die Ausstellungsfläche in der Gründerzeitvilla Haus Hedwig. Die über vier Meter hohen Wände zeigen Spuren längst vergangener Tage und sind mit einer reizvollen Patina versehen. „Ich wollte keinen typischen White Cube, sondern einen individuellen Ausstellungsort, der Rücksicht auf die Geschichte nimmt und Perspektiven für die Zukunft bereithält“, sagt Lauffs-Wegner.

Flugzeugteile als Baumhaus

Angrenzend an die klassizistische Villa „Haus im Turm“ liefert das weitläufige Parkgelände zudem ideale Voraussetzungen, bildende Kunst der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hier fügen sich Installationen und Skulpturen wie etwa HB-DAA (2007) von Michael Sailstorfer harmonisch und zugleich irritierend in die Natur ein: So thront hoch oben in einem Kastaniebaum ein aus Sportflugzeugteilen zusammengesetztes Baumhaus, während auf dem Rasen „Modified Social Benches“ (2012) von Jeppe Hein vordergründig zum Sitzen einladen und sich bei näherer Betrachtung als ironische Umkehrung der allgemeinen Erwartung entpuppen. Der Park liefert Kunst mit Signalwirkung, wie die weltberühmte Skulptur „LOVE“ von Robert Indiana zeigt. Diese ursprünglich 1966 entstandene und in seiner Klarheit kaum zu übertreffende Arbeit zählt zu den Hauptwerken der amerikanischen Pop-Art.

Andra Lauffs-Wegner schätzt die künstlerischen Interventionen, die mit der gewohnten Wahrnehmung des Betrachters spielen. „Ironie, intelligenter Witz und ästhetisch anspruchsvolle Umsetzungen sind mir sehr wichtig“, erläutert sie eine zentrale Idee ihrer Ausstellungskonzeption. Mit dem Entschluss, Teile ihrer Sammlung in der Öffentlichkeit zu präsentieren, wurde die engagierte Sammlerin zugleich auch Kuratorin. In Eigenregie und dem sicheren Gespür für inhaltliche und formale Schwerpunkte stellt sie die Arbeiten in dialogisierende Kontexte.

Öffnungszeiten nach Vereinbarung: E-Mail: info@kat-a.de

 

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Bild 1: Thomas Schütte. „Janus-Kopf“, 1993, glasierte Keramik, Höhe 90 cm.
Foto: Peter Köster

Bild 2: Andreas Schmitten. „Gestrandete“, 2017, Kunststoff, Lack, Holz,
200 x 450 x 170 cm.
Foto: Peter Köster

Bild 3: Andreas Schmitten. „Wartende“, 2018, Bronze und Lack,
600 x 250 x 250 cm.
Foto: Peter Köster

Bild 4: Michael Sailstorfer. „HB-DAA“, „Baumhaus“ aus Flugzeugteilen.
Foto: Peter Köster

Bild 5: Robert Indiana schuf die weltberühmte Skulptur „LOVE“.
Foto: Peter Köster

 
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