Golden Horn/Golden Case – Stiftung Kunstfond vergibt Preis an Viktoria Binschtok

von Peter Köster

Bonn/Berlin. Auf den ersten Blick nimmt man die Heftklammern in der unteren linken Bildhälfte kaum wahr. Erst bei näherem Hinsehen zeigt sich das Utensil. Die Heftklammern-Pyramide ist Teil einer aus mehreren Versatzstücken bestehenden Fotoarbeit der seriellen Fotokünstlerin Viktoria Binschtok. Bis zum 14. Januar zeigt das Kunstmuseum ihre sogenannte Cluster-Serie. Dazu gehört unter anderem die mehrteilige Arbeit „Skyview“ (Himmelsblick), die in diesem Jahr entstanden ist.  

Die aus Russland stammende und heute in Berlin lebende Fotokünstlerin Viktoria Binschtok hat beeindruckend individuelle Verfahren entwickelt, um angesichts der medialen Bilderflut neue Schnittstellen im komplexen Gefüge der Fotografie aufzuzeigen. Für ihre Serie „Clusters“ speist sie selbst aufgenommene Motive in eine Bildersuchmaschine im Internet ein und collagiert die Ergebnisse mit dem Original. Bereits während ihres Studiums in Leipzig hat sich die Künstlerin in ihren Arbeiten World Wide Web (WWW) und den veränderten Bedingungen beschäftigt, mit Bildmigration und den Spielformen von Algorithmen.

Algorithmen von Bildersuchmaschinen

Neben eigenen Fotografien verwendet die Künstlerin Bilder aus dem Fundus des Internets und anderer medialer Bildquellen und stellt sozusagen im Dialog mit besagten Algorithmen von Bildersuchmaschinen – grundsätzliche Fragen nach unserem Umgang mit Bildern und ihren gesellschaftlichen und politischen Funktionen. In ihren fotografischen Arbeiten reflektiert Viktoria Binschtok das Medium Fotografie vor dem Hintergrund des unendlichen Stroms digitaler Bilder, dem wir heutzutage ausgesetzt sind. Durch Verändern der jeweiligen Bildkontexte, neuen Gegenüberstellungen und Wiederholungen beziehungsweise Variationen von Motiven wandelt sich der Blick der Betrachter. Es ist diese Äquivalenz zu Bildern, die Binschtok hervorhebt – wie Bilder so einfach geschnitten, kopiert, eingefügt werden können und wie Werbewerbung neben dokumentarischen Kriegsbildern oder zwischen persönlichen Partyschnappschüssen, Reisefotografie und traditioneller Studioarbeit betrachtet wird.

Dafür macht sich die Künstlerin auch die Suggestionskraft verführerischer Werbeästhetik zunutze und eröffnet einen Raum für Reflexionen über Herstellungsprozesse, Präsentatonsformen und Rezeptionsweisen von Bildern. Sie selbst beschreibt ihre Arbeit wie folgt: „diese irreversible Praxis des permannten Zeigens/Schauens on-demand, sie konstruiert nicht nur die eigene Realität: Ihr Wirkungskreis erreicht globale Dimensionen, denen wir nicht entfliehen können, genauso wenig wie der Diversität aufkommender Gefühle: Angst und Hass und Lust stecken im Nacken, schnell Doppelklick – dann  weg – und wir bedienen uns an diesem never-endenden Buffet zwischen Banalität und menschlicher Tragödie in 72dpi“.

Realisiert durch Stiftung Kunstfond

Die Ausstellung, sie trägt den Titel: „Golden Horn/Golden Case“, (Goldenes Horn/Goldener Fall), konnte durch die Unterstützung der in Bonn beheimateten Stiftung Kunstfonds realisiert werden. Das jährlich vergebene Stipendium in Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrags soll sich nun zum zweiten Mal im Kunstmuseum Bonn im Rahmen einer auf fünf Jahre angelegten Ausstellungsreihe dokumentieren. Den Auftakt bildete 2015 das Künstlerduo Mischa Leinkauf und Matthias Wermke.

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BUS:

Cluster:  Himmelsblick 2017.
Foto: Peter Köster

Cluster: Goldenes Horn & Goldener Fall, 2017.
Foto: Peter Köster

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