Frauenmuseum mit wegweisendem Programm für 2018

Freundinnen und Frauenwahlrecht – Vorgriff auf Bauhaus

Von Peter Köster

Bonn. Zwei Blogbuster markieren das neue Ausstellungsjahr im Frauenmuseum (FM). „Freundinnen – Vom romantischen Salon zu Netzwerken von heute“, lautet der Titel dieser Ausstellung, die am 18. Februar eröffnet wird und bis zum 16. September läuft. „100 Jahre politischer Frauenaufbruch – vom Frauenwahlrecht zum Ministerinnenamt“ ist das zweite große Thema, mit dem sich das FM  jahresübergreifend bis Anfang November 2019 auseinandersetzt. Die Ausstellung „Freundinnen – vom romantischen Salon zu Netzwerken heute“ ist Teil des Gesamtprojektes zum Jubiläumsjahr 100 Jahre Frauenwahlrecht  (ab 3. Oktober 2018)

Der Kunstbereich selbst läuft bis Anfang Juni 2019, danach folgt eine Ausstellung zu „100 Jahre Bauhaus –den Frauen an Bauhaus“. (Raationale 4). Eingebettet in diese beiden Blöcke sind der vom 3. März bis zum 18. März stattfindende 21. Jugendkunstpreis des BBK Bonn Rhein-Sieg. Vom 15. April bis zum 13. Mai stellen unter dem Titel: „Analog“ Anna Chulkova, Isabella Chulkova, Vitali Kopachev, Andrey Volkov, Aria Eghail (fünf Künstlerinnen- und Künstler aus Moskau und Teheran aus.  Danach folgt am 3. Juni die Ausstellung „Ramallah“. Bis zum  22. Juli sind zwei Künstlerinnen aus Palestina im Rahmen eines Austauschprojekts mit der Stadt Bonn zu Gast im FM. Ausstellung und Aufbau der Friedensstatue zur Erinnerung an die koreanischen „Trostfrauen“ vom 2. Weltkrieg behandelt ein weiteres Projekt, das am 13. August gezeigt wird.

Zum Jugendkunstpreis, der am 3. März verliehen wird und der zum größten Projekt des Regionalverbandes zählt, sei noch vermerkt. Angeschrieben werden annähernd 90 Schulen aus Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Kreis Ahrweiler, dem Rheinisch-Bergischen Kreis, dem Rhein-Erft-Kreis und dem Kreis Euskirchen mit der Bitte, interessierten Schüler/innen im Alter von 15-19 Jahren die Möglichkeit zu geben, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen. Hinzu kommen die Teilnehmer/innen der vergangenen zwei Jahre (ca. 60-70), die ebenfalls eine Einladung erhalten.

Freundschaft wurde zur weiblichen Bühne

Aber noch einmal zurück zum Projekt „Freundinnen.“ Im 18. Jahrhundert entwickelte sich der Freundschaftskult, an dem Frauen einen prägenden Anteil hatten. Freundschaft wurde zur weiblichen Bühne – entweder im direkten Austausch oder im Briefkontakt. Literarische Zirkel und Salons dienten Frauen zur Weiterbildung, motivierten sie zum eigenen Schreiben und stellten einen akzeptierten Schritt in die Halböffentlichkeit dar. Der Austausch mit einer Vertrauten ermutigte Frauen dazu, traditionelle Rollen zu überschreiten. Freundinnen waren Partnerinnen für ledige Frauen, die keine eigene Familie gründeten oder verwitwet waren. Als im Laufe des 19. Jahrhunderts die ersten bürgerlichen Frauen einen Beruf ergriffen, konnten sie mit einer Gleichgesinnten zusammen eher ihre Pläne realisieren. Frauenfreundschaften und Netzwerke wurden im 19. Jahrhundert zur Basis, um Frauenrechte zu fordern. Freundinnen traten gemeinsam den Kampf an, um rechtliche Hindernisse oder den Widerstand der Familie zu überwinden. In der ersten  Frauenbewegung lassen sich mehrere Freundinnenpaare finden wie Luise Otto-Peters und Auguste Schmidt, die 1865 in Leipzig den ersten deutschen Frauenverein gründeten.

Neue Kunst zu Vorgängerinnen

Das Freundinnen-Projekt beschäftigt unter der Rubrik „Neue Kunst zu Vorgängerinnen“ folgende Künstlerinnen: M. Altrock-Lutterjohann, Susanne Bons, Myriande Heller, Jutta Hellweg, Renate Hochscheid, Anne R. Kieschnick, Anja Kleemann-Jacks, Leal da Silva Quabeck, MAMU, Marlies Obier, Carola Paschold, Zsuzsa Szvath. Für „Große Gefühle“ stehen die Arbeiten nachstehender Künstlerinnen: Yi-Hyun Bae, Meike Entenmann, Christine Fausten, Ulrike Filgers, Firouzeh G.-Ossouli, Angelina Gradisnik, Cornelia Harss, Ilse Henin, Anita Kammerer, Barbara Kroke, Zsuzsi Rakosfalvi, Anna Lena Straube, Alexandra Weidmann. Hinzu kommt mit Simone Rethel sicherlich der prominenteste Name.

„Zu zweit“ treten auf:  Daniela Flörsheim & Caroline Kampfraath, Dorissa Lem & Petra Genster, Maria Pudelko & Kari Stettler, Ellen Sinzig & Jutta Schlier, Biggi Slongo & Bettina Schröder. Yakut Ayverdi & Nuray Turan. Zuguterletzt finden die „Freundinnen“ Berücksichtigung, die das Frauenmuseum besonders ehrt: Bettina von Arnim & Karoline von Günderode, Rahel Varnagen und jüdische Salons. Sibylla Mertens-Schaffhausen & Annette von Droste-Hülshoff & Adele Schopenhauer, Johanna Kinkel & Laura & Emilia Paula Becker & Clara Westhoff, Virginia Woolf & Vita Sackville West, Luise Otto-Peters & Auguste Schmidt, Anita Augsburg & Gustava Heymann, Rosa Luxemburg & Clara Zetkin, Gertrude Stein & Alice B. Toklas, Silvia Bovenschen & Sarah Schumann.

Nur als Aktmodell in den Museen vertreten

Bereits im Vorwege der Eröffnung der Ausstellung „Freundinnen – Vom romantischen Salon zu Netzwerken von heute“, sei die Aufmerksamkeit auf ein Werk gerichtet, das die Künstlerin Carola Paschold schuf. (Siehe Foto) „Homage Guerrilla Girls“. In ihrem Katalogbeitrag über die „Guerrilla Girls“ schreibt ihre Künstlerkollegin Corinna Heumann u.a.: „Provokante Fragen zu den Machtverhältnissen in der Kunstwelt tauchten erstmals in der Mitte der 80er Jahre in Manhattan mit Aufklebern und Plakaten in der Öffentlichkeit auf. Anonyme junge Frauen in Gorilla Masken betraten mit humorvollen, bissigen gesellschaftspolitischen Kommentaren und vielfältigen Aktionen die Bühne. So fiel es mir als Kunststudentin in New York plötzlich auf, wie Recht sie hatten! Ich belegte damals auch Kunstgeschichtskurse, in denen keine einzige Malerin, Bildhauerin oder weibliche Kunstschaffende erwähnt wurde. Frauen dienten den so genannten Genies lediglich als Gefährtin, Modell oder Muse. Also waren sie meist nur als Aktmodell in den Museen vertreten.“ 

Das Gewissen der Kunstwelt

Die „Guerrilla Girls,“ eine Künstlerinnengruppe feministischer Aktivistinnen, entwickelte ihre Strategie gegen jedwede Art von Diskriminierung, indem sie gesellschaftliche Zustände mit den Mitteln der Pop Art zuspitzte und ihre Kommentare wie Slogans auf kommerziellen Werbeplakaten in ihre Werke einfügte. Die amerikanischen Künstlerinnen Barbara Kruger und Jenny Holzer haben ihre Wurzeln bei den „Guerrilla Girls.“ Dennoch wahrt die Gruppe seit 1985 ihre Anonymität. Ihre öffentlichen Kommentare zu Korruption und Heuchelei  in der Politik, in Kunst, Film und Fernsehen und der Pop Musik geben sie in Interviews und Aktionen immer in Gorilla Masken. Ihre Pseudonyme spielen auf berühmte Künstlerinnen wie Frida Kahlo und Käthe Kollwitz an. Sie agieren in der Tradition der historischen Helden und Heldinnen, die uneigennützig für das Gute, mehr Gerechtigkeit und die Verbesserung der Lebensumstände kämpfen, Robin Hood, Batman und Wonder Woman inspirieren sie. Sie nennen sich the conscience of the art world (das Gewissen der Kunstwelt).

Aktuell zeigt das Frauenmuseum die Ausstellungen „XOXO“ und „Ikonen der Nachhaltigkeit, die beide am 28. Januar schließen. Drei Tage zuvor endet die Ausstellung  „Hommage an Elsa Brändström“ – Künstlerinnen der GEDOK Leipzig u. Bonn.

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Bild 1 – Cornelia Harss: Installation mit meinen Tortenobjekten aus Holz Gips und Malerei“ : „Das Kaffeekränzchen (eine der weiblichsten Kommunikationsformen und charakteristisch für Freundinnen“ 

Bild 2 – Carola Paschold Homage Guerrilla Girls Oil on Canvas H 80 cm x B 130 cm

 

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