Team feiert Erwerb des Frauenmuseums mit Ausstellung und Party
Von Peter Köster
Bonn. Welch Auftakt für das Frauenmuseum (FM) im gerade gestarteten neuen Jahr: Am Samstag, 19. Januar ab 17 Uhr wird mit einer großen Hausparty der Erwerb der bekannten Immobilie im Krausfeld 10 offiziell gefeiert. Letzter Schritt war der Beurkundungstermin, zu dem sich Marianne und Horst Pitzen und Valentin Rothe bei der Notarin Thekla Schleifenbaum eingefunden hatten, um den Kaufvertrag zu unterzeichnen. Im Rahmen der offiziellen Feier findet zugleich die Eröffnung der Ausstellung „EUROTOPIA – Frauen für Europa! Kunst – Information – Aktion“ statt, die bis zum 5. Mai gezeigt wird. Ausstellende Künstlerinnen sind: Erika Beyhl, Tremezza von Brentano, Sharon Calman, Cornelia Harss, Corinna Heumann.
Unter Dach und Fach
Für den Erwerb des Frauenmuseum hatte man vor allem die letzten Monate mit aller Intensität und großem Engagement hingearbeitet, umso erleichterter ist nun die Führungsebene des Hauses, dass alles unter Dach und Fach ist. Kommentar der Besitzer: „Der Kaufvertrag für das Museum, Haus und Hof, ist unterschrieben und der Kaufpreis ist überwiesen. Das Frauenmuseum ist unser.“ Für Marianne Pitzen (MP) geht „ein Lebenstraum in Erfüllung“. „Wir haben jetzt Planungssicherheit für unsere künftigen Vorhaben“, so die FM-Chefin. Sie räumt aber auch zugleich ein, dass man als Hausbesitzer mehr finanzielle Verpflichtungen habe. Gegenwärtig überwiegt die Freude über den Erwerb der Immobilie. Diese will Marianne Pitzen künftig noch stärker für Veranstaltungen wie z.B. Filmabende, Lesungen oder Fachtagungen öffnen. Das Museum soll stärker nach außen wirken. Dazu soll das bestehende Netzwerk, das in über 38 Jahren – so lange besteht das Frauenmuseum mittlerweile – beitragen und gleichzeitig sollen neue Allianzen geschaffen werden. So könnte das Kinderatelier einen Vereinsstatus bekommen. Angedacht ist auch eine personelle Aufstockung, dies vor allem im Archiv. Auf keinen Fall gerüttelt werden soll an der Dachmarke Frauenmuseum. Im Gegenteil. Das bestehende ideelle Denkmal, siehe Plakette an der Fassade, soll zu einem ideellen Weltkulturerbe werden.
2000 Kunstwerke für das Bonner Kunstmuseum
Rückblende: Es war im September 2014, als der Bonner Kulturdezernent Martin Schumacher gegenüber Marianne Pitzen das Ende des Frauenmuseums ankündigte. Am 31. Dezember sollte das Haus seine Pforten schließen. Schumachers Begründung: „Das Frauenmuseum habe alles erreicht. Andere Häuser würden dasselbe machen wie wir“. Ergo brauchte man kein extra Frauenmuseum mehr. „Den Bestand, circa 2000 Kunstwerke, würde das Kunstmuseum Bonn übernehmen, das riesige FM-Archiv (geleitet von Horst Pitzen Red.) sollte das Bonner Stadtarchiv beherbergen“. Gleichzeitig sollte die städtische Förderung heruntergefahren werden. Die totale Kürzung hieß, so Marianne Pitzen, „dass wir die Miete von ca. 85.000 Euro plus Nebenkosten von ca. 35.000 Euro selber hätten aufbringen müssen.“ Der Schock bei ihr und ihrem Team saß natürlich tief. Aber wer MP kennt, weiß, dass sie sich nicht lange mit Verzweifelung aufhält. Die Institution Frauenmuseum, weltweit das erste, ist viel zu komplex und in so viele Bereiche und Netzwerke verzahnt, dass es für Marianne Pitzen unvorstellbar war, so einfach das Ende des Hauses hinzunehmen. „Wir beschlossen, das Gebäude zu kaufen. Eine feministische Institution muss autonom sein, Zielbewusstsein und Stärke aufbauen.“ Michael Fehr, früher Direktor vom Osthaus Museum Hagen (MUSEOTOPA), gab ihr den Rat, eine gemeinnützige GmbH zu gründen, da der Museumsverein kein Vermögen anhäufen darf. Die Führungsebene des Hauses begab sich auf die Suche nach anderen Museumsmodellen, und so wurde am 29. Januar 2016 die „Stiftung sichere Zukunft – Museum der Frauen gGmbH“ gegründet. Hilfe kam spontan von außen, sei es durch die Museumsdirektorin Gabriele Uelsberg, LVR-Landesmuseum Bonn, durch den Verband der internationalen Frauenmuseen sowie „wirkungsvolle Freundinnen“ wie Annette Müller-Hüsker und Vera Röhm. Sie alle standen entschieden hinter dem Museum.
Finanzielle Unterstützung
Das Museumsteam um Marianne Pitzen setzte darüber hinaus eine bundesweite Kampagne in Gang, die das Thema bekannt machte und für einen “sagenhaften Spendenstrom“, wie Marianne Pitzen sagt, sorgte. Geburtstagsgeschenke wurden in Form von Spenden überwiesen. Erfolg brachte der Aufruf „Jetzt-fürs-frauenmuseum.com“ von den Bonner Politikerinnen Katja Döring MdB (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), Renate Hendricks, MdL (SPD), Claudia Lücking-Michel, MdB (CDU). Nicht locker ließen die Politikerinnen und Politiker Angelica Maria Kappel, Rose Sachsse-Schadt, Petra Thorand, Uli Kelber, Bärbel Richter und nicht zuletzt Bernhard von Grünberg, MdL. Am 8. März 2018 bekräftigte Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan seine Unterstützung. Es galt aber noch mindestens fünf Ausschüsse im Rat zu überzeugen. „An Querulanten fehlte es nicht“, so die FM-Direktorin in ihrer Rückschau. „Nach der Entdeckung, dass die Immobilie Im Krausfeld 10 ausschließlich nur für Kultur und Begegnung genutzt werden darf, verschwanden augenblicklich die Investoren, Baufirmen und die an feindlicher Übernahme Interessierten. So wurde aus einer millionenschweren Immobilie etwas Machbares für uns.“ Diese Festschreibung verdankt das Haus der früheren Stadtbaurätin Dipl.-Ing. Brigitte Denkel, unter deren Regie die ganze Innere Nordstadt zu einem lebendigen und urbanen Stadtviertel wurde. Fortan liefen die Gespräche mit dem Amt für Liegenschaften, Abteilungsleiter Alfred Beißel und Bartholomäus Hölscher sehr positiv.
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Außenbereich des Frauenmuseums mit Cafe-Ecke. Archiv-Foto: Peter Köster