Ehrung für einen großen Förderer der Kunst in Bonn
Von Peter Köster
Bonn. Am 17. Dezember 1982 gründeten acht engagierte Künstlerinnen- und Künstler sowie Kunstvermittlerinnen- und Vermittler die gemeinnützige „Gesellschaft für Kunst und Gestaltung“ (GKG). Einer dieser Gründer ist Horst Pitzen, dem die Gesellschaft als nachträgliches Geburtstagsgeschenk – er wurde am 12. Januar 80 Jahre alt – nun mit einer Ausstellung ehrt. Zu sehen ist eine kleine aber feine Auswahl von Objekten und Siebdrucken, die der Künstler ab 1968 im Zuge seiner intensiven Beschäftigung mit der Fotografie, mit der Op-Art und mit der kinetischen Kunst entwickelte. Einige dieser Werke sind der Sammlung „Marcel Bouziri“ entliehen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 20. April.
Gründer der Gruppe Konkret
Der in Lörrach geborene Horst Pitzen ist einer der großen Förderer der Kunst in Bonn und auch über die Bundesstadt hinaus. So organisierte er 1971 im damaligen Bundesbauministerium in Bonn-Bad Godesberg die Ausstellung „Konstruktive Tendenzen“. Er war zudem Mitbegründer des „Arbeitkreises Konstruktives Gestalten“. Neben der GKG gründete Horst Pitzen 1972 zusammen mit seiner Frau Marianne die Galerie „Circulus“ (Vorgänger des heutigen Frauenmuseums). Zudem war Pitzen maßgeblich beteiligt an der von der Galerie herausgegebenen Kunstzeitschrift „Circular“ (1976) und Mitbegründer der Bonner Künstlergruppe Konkret (1981). In den ersten Jahren hat sich die Gruppe erfolgreich bemüht, das Programm originell und abwechslungsreich zu gestalten. Heute ist die Gruppe Konkret eine reine Ausstellungsgemeinschaft mit 16 oder 17 Mitgliedern und wiederkehrenden Ausstellungsterminen in Bonn. Gelegentlich geschieht dies auch außerhalb, wie das Beispiel Soest zeigt, wo die Gruppe „Konkret“ im „Kabinett Schroth“ des Museum Morgner mit seiner sehenswerten Ausstellung aufhorchen ließ. Einigen Mitgliedern der Gruppe ist es zwischenzeitlich gelungen, auch überregional Anschluss zu finden. Darüber hinaus hat sich die Gruppe Konkret auch für auswärtige Mitglieder u.a. in Köln, Aachen geöffnet.
Schwieriges Terrain in Bonn
Bonn ist, was die konstruktive/konkrete Kunst anlangt, immer schon ein schwieriges Terrain gewesen. So gab es in den 50er und 60er Jahren außer ein paar Künstlern wie Leo Breuer, G.F. Ris, Jupp Heinz keine namhaften Vertreter dieser Richtung. Konkrete Kunst, die mit Begriffen wie rational, systematisch und seriell in Verbindung gebracht wird, wirkt nicht selten spröde, minimalistisch und kühl. Sie verweist auf nichts anderes als auf sich selbst, und da fühlt sich der Betrachter bisweilen ausgeschlossen. Erst in den späteren Jahren hat die konsequente und kompromisslose Arbeit von Einrichtungen wie Galerie „Schütze“, Galerie „Circulus“, Gesellschaft für Kunst und Gestaltung dazu geführt, dass auch dieser Kunstauffassung eine bescheidene Anerkennung zuteil geworden ist und sich ein Kreis von Anhängern und Interessenten bilden konnte. Explizit zu nennen die Werkstattgalerie „Gundis und Heinz Friege“ in Remscheid, 20 Jahre lang die Adresse für konkrete Kunst in Deutschland schlechthin.
„Circular“ eine Ausstellung gewidmet
Im Umfeld der Bonner Galerie „Circulus,“ die Marianne Pitzen 1972 gegründet hat, erschienen diverse Kataloge, Editionen und Plakate, sowie ab 1975 die besagte Kunstzeitschrift „Circular“ mit insgesamt 42 Nummern. Die grundlegende Idee damals war es, eine Publikation herauszugeben, die sich mit konkreter Kunst, Architektur und Design der Gegenwart auseinandersetzt. Ferner ging es darum, eine Zeitschrift zu etablieren, die die lebensreformerischen Ansätze der konkreten Kunst weitertragen sollte. Nach einem graphischen Konzept von Walfried Pohl erschien „Circular“ erstmals 1975. Die Redaktion der Zeitschrift übernahmen in den nächsten Jahren zumeist Marianne Pitzen, Horst Pitzen, Walfried Pohl, Walter Vitt und Heidrun Wirth. In dieser Kunstzeitschrift erschienen Beiträge namhafter Autoren, darunter Joachim Heusinger zu Waldeck, Hans-Peter Riese und vieler anderer, die über konkrete Kunst, Architektur und Design der Gegenwart schrieben. Der gemeinnützige Verein Gesellschaft für Kunst und Gestaltung widmete „Circular“ im letzten Jahr eine Ausstellung, kuratiert von Horst Pitzen. Highlights waren neben allen erschienenen Ausgaben vor allem die Dokumente aus der Entstehungsgeschichte und die damals beiliegenden Originalgraphiken von Künstlern wie Horst Rave oder Leo Breuer.
BUS:
Horst Pitzen mit Objekt.
Foto: Peter Köster
Kinetische Arbeit des Künstlers.
Foto: Peter Köster
Eines der Siebdrucke, die in der Ausstellung gezeigt werden.
Foto: Peter Köster