„Fotografie Malerei Skulptur“ Bildwelten der Gebrüder Viegener in Hamm

Hamm. „Foto Farbe Form. Bildwelten der Gebrüder Viegener“ nennt sich eine Ausstellung im Gustav-Lübcke-Museum Hamm, die noch bis zum 6. Oktober gezeigt wird. Die Schau des aus Soest stammenden Trios umfasst annähernd 200 Arbeiten. Parallel dazu stellt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das fotografische und künstlerische Schaffen der drei Brüder Eberhard, Fritz und Josef Viegener in einem Bild-Text-Band vor.

Im Mittelpunkt steht der jüngste der Brüder, der Fotograf Josef Viegener, und seine Bedeutung als Chronist der Stadtgeschichte von Hamm. „Etwa 160 Seiten des Buches und gut 150 Fotografien sind dem Hammer Fotografen gewidmet, der es verstand, in seiner handwerklichen Auftragsfotografie gleichzeitig Impulse der fotografischen Moderne aufzugreifen“, bemerkt der Leiter des LWL-Medienzentrums Markus Köster.

Über 10.000 Negative

1925 eröffnete der damals 26-Jährige ein Fotoatelier in Hamm, einer Stadt, die mit rund 55.000 Einwohnern Sitz zahlreicher Verwaltungen und Justizbehörden, ein Zentrum des Ruhrkohlebergbaus und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war. So hatte sich in Hamm ein breiter Mittelstand entwickelt, deren Vertreter es sich an markanten Punkten der persönlichen Lebensgeschichte leisteten, sich von Viegener fotografieren zu lassen. Vor allem in den Wirtschaftswunderjahren florierte sein Fotoatelier. Außer mit lukrativen Aufträgen durch öffentliche Stellen und Unternehmen wurde der Fotograf auch mit Dokumentationen des städtischen Lebens beauftragt. Und eine breite private Kundschaft hielt ihm ebenfalls über Jahrzehnte die Treue. Nachdem Josef Viegener 1992 gestorben war, drohte der mehrere 10.000 Negative auf Glasplatten und Film umfassende Bestand entsorgt zu werden.

Wert für die Stadtgeschichte

So entschloss sich im Jahr 2000 das LWL-Medienzentrum für Westfalen, ihn für sein Bildarchiv zu erwerben. „Ausschlaggebend dafür war die Einschätzung, dass der Fotonachlass Viegener nicht nur nahezu lückenlos sieben Jahrzehnte Hammer Stadtgeschichte spiegelt, sondern stellvertretend und beispielhaft für viele andere, längst verloren gegangene Atelierbestände Westfalens steht“, so Köster. Vor einigen Jahren stieß die Historikerin Maria Perrefort, Mitarbeiterin des Gustav-Lübcke-Museums, bei einer Porträtrecherche auf die Fotosammlung Viegener und erkannte ihren Wert für die Hammer Stadtgeschichte. Das bildete den Anstoß für eine Zusammenarbeit des Gustav-Lübcke-Museums und des LWL-Medienzentrums mit dem Ziel, die Fotosammlung wenigstens in Teilen zu erschließen. Etwas später entstand gemeinsam die Idee, ausgewählte fotografische Schätze der Sammlung durch einen Bildband in der Reihe „Westfalen in historischen Bildsammlungen“ einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auf Initiative des Gustav-Lübcke-Museums wurde der Band um einen rund 70-seitigen Teil erweitert, der sich mit Josefs älteren Brüdern, dem Maler Eberhard und dem Bildhauer und Grafiker Fritz, beschäftigt. „Insbesondere Eberhard Viegener leistete mit seinen expressionistischen und neusachlichen Malereien einen bedeutenden Beitrag zur Moderne in Westfalen“, so die stellvertretende Direktorin des Gustav-Lübcke-Museums Diana Lenz-Weber.
pk

 

BUS:

Bild 1
Josef Viegener. Montage LWL/Sagurna

Bild 2
Modeatelier Post in Hamm, um 1950. Foto: Josef Viegener

Bild 3
Turm der Brauerei Isenbeck, um 1960. Foto: Josef Viegener

Bild 4
Erika von Fürstenberg 1930. Foto: Josef Viegener

 
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