Biennale für aktuelle Fotografie im Raum Mannheim/Heidelberg/Ludwigshafen
Mannheim/Heidelberg/Ludwigshafen. Die erste Biennale für aktuelle Fotografie unter dem Titel „Farewell Photography“, hatte mehr als 90 internationale Künstlerinnen- und Künstler (siehe Text-Ende) am Start. Sie erreichte mit ihren acht Ausstellungen in den sieben teilnehmenden Ausstellungshäusern und dem umfangreichen Rahmen- und Vermittlungsprogramm rund 41.000 Menschen. Neben den acht Ausstellungen zählten u.a. Stadtrauminterventionen, geführte Radtouren, Angebote für Schüler- und Studierendengruppen, Führungen, Künstlergespräche und Workshops, Kinovorführungen sowie die Mobile Dunkelkammer zu dem Programm der Biennale. Zudem nahmen über 120 Studierende von zehn Hochschulen an den ersten Campustagen teil.
In einer frei zugänglichen Onlinegalerie auf der Website, biennalefotografie.de, bleiben alle ausgestellten Werke über den Ausstellungszeitraum hinaus sichtbar. Auch ein Journal mit Interviews mit Künstlerinnen- und Künstlern und Texten von eingeladenen Autoren sowie ein Glossar von Adrian Sauer werden dort erhalten bleiben. Für das Ausstellungskonzept zeichnete das Kuratorenkollektiv – Florian Ebner, Fabian Knierim, Boaz Levin, Kerstin Meincke, Christin Müller und Kathrin Schönegg – verantwortlich
Annähernd 40.000 Besucher
Der Vorstand der Biennale um den Vorsitzenden Dietrich Skibelski zeigte sich mit der Besucherresonanz hoch zufrieden: „Die Biennale für aktuelle Fotografie hat einen fulminanten Start hingelegt und großen Zuspruch gefunden. Über 40.000 Menschen aus der Region und weit darüber hinaus erreichte die neue Biennale, was insofern besonders erfreulich ist, da mit der im Umbau befindlichen Kunsthalle Mannheim eines der größten Ausstellungshäuser der vergangenen Jahre fehlte. Mit der Umwidmung des Fotofestivals zur Biennale für aktuelle Fotografie sind wir ein größeres Risiko eingegangen, das sich gelohnt hat“. Mit der Biennale seien zudem neue Wege der Vermittlung gegangen worden, was dazu geführt habe, viele neue Kooperationspartner zu gewinnen.
Umbrüche von analog zu digital
In den Ausstellungen im Wilhelm-Hack-Museum, Heidelberger Kunstverein, Kunstverein Ludwigshafen, Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Zephyr – Raum für Fotografie in den Reiss-Engelhorn-Museen, in der Sammlung Prinzhorn und im Mannheimer Wasserturm untersuchten die Kuratorinnen- und Kuratoren, wie sich das Verständnis von der Fotografie angesichts der Umbrüche von analog zu digital verändert, welche Bilder übersehen werden oder neu betrachtet werden sollten, und wie die vielfältigen Abschiede von der klassischen Fotografie die sozialen, journalistischen und künst¬lerischen Praktiken prägen.
Raumgreifende Installation Gespenstergeschichten
Für die Biennale wurden Auftragsarbeiten vergeben, die auf lokale gesellschaftspolitische Bedingungen und Fragen unserer gegenwärtigen Bilderwelt reagierten. Zeitgenössische künstlerische Arbeiten wurden neben historischen Entdeckungen aus der Region Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg gezeigt, darunter Bilder aus Privatarchiven, dem Firmenarchiv der BASF, dem Glasplattenarchiv der Kunsthalle Mannheim und der Sammlung der Landessternwarte Heidelberg. Ein Highlight der Biennale war die raumgreifende Installation Gespenstergeschichten des österreichischen Fotografen Arno Gisinger im Mannheimer Wasserturm, den er für das Publikum öffnete und in dem er über eine panoptische Projektion einen visuellen Bilderstreit zur Ausstellungsgeschichte der Mannheimer Kunsthalle inszenierte.
Zur Biennale erschien ein umfangreicher Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König, mit Texten von Léa Bismuth, Jörg Colbert, Aria Dean, Michel Frizot, Valentin Groebner, Tom Holert, Rosa Menkman, David Levi Strauss, Sean O’Toole und den Kuratorinnen-und Kuratoren der Biennale, der weiterhin bei der Biennale erhältlich ist (info@biennalefotografie.de).
Nachstehende Künstlerinnen- und Künstler nahmen an der Biennale teil: Forensic Architecture, Trisha Baga, Rosa Barba, Cuthbert Bede, Hermann Heinrich Friedrich Behle, Natalie Bookchin, Dirk Braeckman, Kilian Breier, Marcel Broodthaers, Peggy Buth, F & D Cartier, Sara Cwynar, Georges Demenÿ & Étienne-Jules Marey, Joseph Maria Eder, Olafur Eliasson, Harun Farocki, Hans-Peter Feldmann, Richard Frater, LaToya Ruby Frazier, Arno Gisinger, Philipp Goldbach, Vesko Gösel, Josef Grebing, Simon Gush, Robert Häusser, John Heartfield, Oskar Friedolin Herzberg, Candida Höfer, Sven Johne, Nikita Kadan, Katia Kameli, August Johann Klose, Barbara Kasten, Franz Kockartz, Jürgen Klauke, Merle Kröger, Privatarchiv Familie Kassem, Privatarchiv Familie Keskin, Stefan Karrer, Yves Klein, Andreas Langfeld, Fred Lonidier, Helmar Lerski, Jochen Lempert, Marc Lee, Andreas Horlitz & Reinhard Matz, Arwed Messmer, Daido Moriyama, Eva & Franco Mattes, Naeem Mohaiemen, Oscar Muñoz, Peter Miller, Rosa Menkman, Zanele Muholi, Floris M. Neusüss, Louis Vignes & Charles Nègre, Barbara Probst, Privatarchiv Familie Panevski, Ed Ruscha, Migrant Image Research Group, Pétrel I Roumagnac (duo), Willem de Rooij, Adrian Sauer, Andrzej Steinbach, Arne Schmitt, belit sağ, Buky Schwartz, D. H. Saur, Joachim Schmid, John Smith, Klaus Staeck, Mark Soo, Philip Scheffner, Privatarchiv Familie Sirma, Sebastian Stumpf, Gaston Tissandier, Juergen Teller, Oraib Toukan, Privatarchiv Familie Troncone, Wolfgang Tillmans, Amalia Ulman, Hermann Vogel, Andrew Norman Wilson, Hajra Waheed, Marianne Wex, Max Wolf, Privatarchiv Familie Zippel. pk
BU:
Sebastian Stumpf Treppe, 2017 Videoprojektion, Loop
© Sebastian Stumpf, courtesy Sebastian Stumpf und Galerie Thomas Fischer, Berlin
Andreas Langfeld, aus: Newsroom-Editeure, seit 2017
In den Bildedaktionen und Photo Desks von AFP, dpa, Libération, L’OBS, TAZ, (Paris & Berlin) Rauminstallation: Fotografien, Drei-Kanal-Video, Videostills
Arwed Messmer Stammheim 12, 1977/2016 Zelle 720 (Plattenspieler von Gudrun Ensslin) aus: RAF – NO EVIDENCE / KEIN BEWEIS,
© Arwed Messmer, unter Verwendung einer Fotografie des Landesarchiv Baden-Württemberg