Bernd Schwering. Leuchtende Steine

Ein Maler an den Orten der Zisterzienser  – Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn – Gemeinsam ersonnen mit Karl Albrecht

von Peter Köster

Bonn. Bernd Schwering ist Landschaftsmaler. Das war er schon zu einer Zeit – in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren – als dieses Genre in der Kunst als verpönt galt. „So malt man nicht“, habe es damals geheißen, erinnert sich der in Lüdinghausen geborene Künstler. Doch er hat sich von seinem Weg nicht abbringen lassen, ist ihn bis heute konsequent gegangen. Als Künstler sei es wichtig, seinen eigenen Stil zu finden – „auch gegen die Zeit“.

Spiritueller Gedankenaustausch

In der Ausstellung: „Bernd Schwering Leuchtende Steine. Ein Maler an den Orten der Zisterzienser“ die das LVR-LandesMuseum Bonn bis zum 18. Februar 2018 zeigt, hat sich der 72jährige auf die Spuren der Zisterzienserklöster in ganz Europa begeben. Entstanden ist bisher eine Bildserie von 18 Arbeiten, (vier sollen noch folgen), die er gemeinsam mit seinem „privaten Auftraggeber“ Karl Albrecht, Sohn von Karl Albrecht, Unternehmensgründer des Discounters (ALDI) ersann. Schwerins Serie von Gemälden mit Zisterzienserklöstern ist einem besonderen und fast spirituellen Gedankenaustausch zu verdanken, der vor elf Jahren begann. Dem Dialog zwischen dem Künstler Schwering und Initiator Albrecht. „Die beiden Geistesverwandten, Künstler und Mäzen, haben ihre Köpfe zusammengesteckt, ihre Ideen ausgetauscht und so eine Werkserie gemeinsam erdacht, die Bernd Schwering dann in vielen Schritten durch Reisen, Ortsbegehungen, fotografische Analysen und letztlich künstlerische Setzungen in gemälde umgesetzt hat“, schreibt Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVRLandesmuseum, in ihrem Katalog-Vorwort.   

Kurz skizziert der künstlerische Werdegang von Bernd Schwering, der von 1965 bis 1969 an der Folkwangschule Essen freie und angewandte Grafik studierte, um danach an die Hochschule für bildende Künste Hamburg zu wechseln, wo er von 1969 bis 1972 Malerei bei Prof. Rudolf Hausner studierte. Dort im Umfeld des berühmten Surrealisten fand er seinen eigenen, künstlerischen Weg. Seit 1977 ist Bernd Schwering Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. Von  1982 bis 1989 erhielt er einen Lehrauftrag für Malerei an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mit den seit 1970 entstehenden Landschaften gehört er zu den Malern, über deren Gemälde und Grafiken die Naturdarstellung in die Kunst zurückkehrt.

Intensive Recherchen und Reisen

In seiner Serie „Leuchtende Steine“ befasst sich der 1945 geborene Maler und Grafiker Bernd Schwering in intensiven Recherchen und Reisen mit dem Orden der Zisterzienser. Schwering besucht bereits vergangene und heute noch erhaltene Zisterzienserklöster in ganz Europa, dokumentiert die jeweiligen Abteien in unzähligen Fotografien und erstellt auf deren Basis in realistischer Malerei eine ganz neue Ansicht der zisterziensischen Architektur. Da werden Bänke, die sich eigentlich im Mittelschiff befinden, zugunsten des Lichtspiels weggelassen, oder ein Ausblick gewählt, den man in der Realität wegen des dichten Baumbestands so niemals sähe. Schwerings feinmalerische Technik führt zu einem faszinierenden Realismus, der seine Wirkung auch bei näherer Betrachtung nicht einbüßt.

Neukomposition der Bilder

Die durch starke Reduktion geprägten Szenen, erscheinen bei Sichtweise eines „Ausblicks“ und gleichzeitiger Betonung des Vordergrundes, wie selbstständige Bilder. Ergänzend zu den Malereien zeigen zahlreiche Fotografien den Zustand der Zisterzienserklöster vor Ort und dokumentieren die Entstehung der jeweiligen Werke. Mit künstlerischen Mitteln versucht er, das Besondere herauszuarbeiten. Um die Architektur eines Gebäudes stärker zu betonen, blendet er in seinem Bild das Kirchengestühl in der kathedralenartigen Halle einfach aus. Quellen im Wiesengrund werden dichter an das Mauerwerk eines Kapitelsaals herangerückt. Wo Restauratoren Fehler gemacht oder eine falsche Reihenfolge gewählt korrigiert oder komponiert Schwering die Bilder neu.

Quadratisches Format bewusst gewählt

Bewusst gewählt ist das quadratische Format. Die Einfachheit und Strenge im Alltag der Zisterzienser kommt nach Ansicht des Künstlers am besten in einem Quadrat zur Geltung. Die Konzentration auf das Wesentliche und die Schlichtheit setzt sich bei der Wahl des Rahmens fort: Er ist weiß und schnörkellos. Das Zisterzienserkloster, das Bernd Schwering am besten gefällt, liegt in der Normandie. Das Besondere: „Drei Quellen entspringen dem Boden in direkter Nähe zum Klostergebäude.“ Die Klöster, die Schwering gemalt hat, befinden sich an besonderen Orten. „Die Leute hatten einen Sinn für solche Stellen“, ist der Künstler überzeugt. Ob Ruine wie die Abtei Heisterbach, oder restauriertes Gebäude, Schwering gelingt es, die besondere Atmosphäre des Orts, die beeindruckende Architektur des 12. und 13. Jahrhunderts, Farbigkeit und Licht in seinen Bildern einzufangen und festzuhalten. Wenngleich die fotorealistischen Arbeiten die Realität widerzuspiegeln scheinen, wären die Klostergebäude niemals so zu fotografieren gewesen, weil der Künstler verdichtet, eigene Akzente setzt und abstrahiert.

Mit der Serie „Leuchtende Steine“ wendet sich Bernd Schwering in seiner künstlerischen Laufbahn erstmals den realen und geistigen Spuren einer lange vergangenen Epoche zu. Bislang zeigen seine fotorealistischen Werke Landschaften, Autobahnen, Industriekulissen und Stadtränder. Eine solche Kulisse, nämlich eine Arbeit über den „Duisburger Norden“, ließ Karl Albrecht auf den Künstler Schwering aufmerksam werden. Das Bild war der Auslöser für das gemeinsame Zisterzienser-Projekt. „Mein Auftraggeber hat eine Verbindung zu den Zisterziensern. Da mich Geschichte sehr interessiert, habe ich die Aufgabe für mich auch als ein Einstieg in das Werden Europas gesehen. Die Zisterzienser haben schließlich die Entwicklung Europas geprägt“, so Bernd Schwering. 

Karl Albrecht ist bereits seit vielen Jahren von den Architekturen der Zisterzienserklöster fasziniert. Gleichzeitig fühle er das Spirituelle, das von den Klöstern ausgehe. Die Philosophie des Ordens als eines europaweit agierenden Ordnungssystems habe ihn das ein oder andere Mal durchaus an unternehmerische Strategien denken lassen, die in ihrer Vision von Reduktion, Schlichtheit und Qualität früh mit Expansion und Netzwerken begonnen haben und dies immer auch mit der Einhaltung eines strengen Regelwerks verbunden sahen, das sowohl für die Waren, wie auch für die öffentlichen Auftritte und die Mitarbeiter zu gelten habe. „Unternehmen und Zisterzienserklöster zeichnen schnelles Wachstum aus,“ verdeutlichte Karl Albrecht auf der Ausstellungseröffnung im LVR-LandesMuseum einige Gemeinsamkeiten. „Nur“, so fügte er hinzu: „Bei Aldi fehlt mir das spirituelle Element“.

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Bild 1 – Bernd Schwering vor: Heisterbach, Rheinland, Deutschland. Chorumgang mit Doppelsäulen, 2010, Acryl auf Leinwand, 40 x 40 cm. Privatbesitz. Foto: Peter Köster

Bild 2 – Tautra, Fjord von Trondheim, Norwegen. Sanktuarium der Kirche, 2014, Acryl auf Leinwand, 40 x 40 cm, Privatbesitz. Foto: Peter Köster

Bild 3 – Sainte-Marie de Valmagne, Languedoc (heute Okzitanien) Frankreich. Brunnenhaus, 2015, Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm, Privatbesitz. Foto: Peter Köster

Bild 4 – Heisterbach, Rheinland, Deutschland. Chorumgang mit Doppelsäulen, 2010, Acryl auf Leinwand, 40 × 40 cm, Privatbesitz.Foto: © Bernd Schwering / VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Bild 5 – Corcomroe Abbey, County Clare, Irland. Grablege und Kirchenruine, 2014, Acryl auf Leinwand, 40 × 40cm, Privatbesitz.Foto: © Bernd Schwering / VG Bild-Kunst, Bonn 2017.

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