„Bauhaus Imaginista“ in São Paulo und Berlin

Berlin/ São Paulo. Die Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe „Bauhaus Imaginista“ setzt ihr internationales Programm 2018/2019 seit dem 25. Oktober bis 6. Januar 2019 mit der Ausstellung „Learning From“ am SESC Pompeia in São Paulo fort. „Bauhaus Imaginista“ hebt hervor, welche Einflüsse vom Bauhaus ausgingen und wie das Bauhaus im Kontext geopolitischer Veränderungen des 20. Jahrhunderts international rezipiert wurde. Die Ausstellung untersucht die Prozesse kultureller Aneignung und ethische Dimensionen im Werk von Bauhaus-Emigrantinnen und -Emigranten der brasilianischen Moderne, die sich für Volkskunst und vormoderne Handwerkstechniken interessierten. Vom 15. März bis 10. Juni 2019 wird „Bauhaus Imaginista“ anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums in einer großen Gesamtschau im Haus der Kulturen der Welt, Berlin (HKW) gezeigt.

Paul Klees Zeichnung „Teppich“

„Bauhaus Imaginista: Learning From“ untersucht die Rolle kultureller Aneignungsprozesse zur Zeit des historischen Bauhauses und nach seiner Auflösung. Der Fokus liegt auf drei Narrativen der internationalen Bauhaus-Rezeption. Ausgangspunkt der Ausstellung ist Paul Klees Zeichnung „Teppich“ aus dem Jahr 1927. Die kleinformatige Tuschezeichnung nimmt auf vormoderne, maghrebinische Teppichmuster Bezug und verdeutlicht Klees anhaltendes Interesse an nichtwestlichen Bildkulturen – ein Interesse, das in allen Bauhaus-Werkstätten vorhanden war und sich auch in zahlreichen Bildbänden über „Weltkulturen” in der originalen Bibliothek des Weimarer Bauhaus manifestiert.

Dokumentation enthält politische Dimension

Seit Mitte der 1930er Jahre bereisten emigrierte Bauhäuslerinnen und Bauhäusler wie Josef und Anni Albers oder Marguerite Wildenhain den amerikanischen Kontinent und dokumentierten und sammelten auf ihren Recherchereisen Objekte präkolumbischer und zeitgenössischer indigener Kulturen. Anni Albers und ihre Studentinnen und Studenten am Black Mountain College – viele von ihnen zählten zu der jungen „Fiber Art Bewegung“ – ließen sich etwa von der technischen Brillanz peruanischer Stoffe inspirieren und auch davon, welchen hohen sozialen Stellenwert die Weberei in der Inka-Kultur einnahm. Das Interesse der ehemaligen Bauhaus-Protagonistinnen und -Protagonisten an Handwerkstechniken und architektonischen Typologien der Vormoderne zeigt sich auch in den Fotografien, die Hannes Meyer und Lena Bergner während ihrer Zeit im mexikanischen Exil anfertigten. In der Verwebung präkolumbischer Ausdrucksformen mit revolutionären sozialistischen Ideen enthält diese fotografische Dokumentation zudem eine politische Dimension.

Die Ausstellung im SESC Pompeia in São Paulo u.a. mit Werken von: Anni Albers, Josef Albers, Paul Klee, Elisa Martins da Silveira, Mohamed Melehi, Hossein Miloudi, Hannes Meyer, Sibyl Moholy-Nagy, Hélio Oiticica, Lygia Pape, Geraldo Sarno, Marguerite Wildenhain, Anne Wilson, Sol Worth/John Adair, Cristobal Zañartu vereint diese grundverschiedenen Geschichten anhand einer Reihe von Kunstwerken, Objekten, Filmen und dokumentarischem Material sowie neuen Auftragsarbeiten.

Organisiert von lokalen Goethe-Instituten

Das Ausstellungs- und Forschungsprojekt „Bauhaus Imaginista“ hebt die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte des Bauhauses vor dem Hintergrund der großen geopolitischen Veränderungen im 20. Jahrhundert hervor. Vier dezentral konzipierte Ausstellungen werden seit März 2018 an verschiedenen Kunst- und Designmuseen sowie Kunstinstitutionen in Japan, China, Russland und Brasilien gezeigt. Die Ausstellungen werden gemeinsam mit den lokalen Goethe-Instituten organisiert und durch Veranstaltungen wie Workshops und Symposien in Indien, den USA, Marokko und Nigeria erweitert.

„Bauhaus imaginista: Learning From“ ist eine Produktion des SESC São Paulo. Kuratiert von Marion von Osten (Berlin) und Grant Watson (London). Die Ausstellung wird realisiert von der Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar, dem Goethe-Institut und dem Haus der Kulturen der Welt, Berlin (HKW). Gefördert wird das Programm von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Auswärtigen Amt und der Kulturstiftung des Bundes. pk

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Bild-1: University of Ife in Ile-Ife, Nigeria, von den Architekten Arieh Sharon und Eldar Sharon © Arieh Sharon Digital Archive

Bild-2: SESC Pompéia, Marco Antonio in São Paulo, Brasilien

Bild-3: Takehiko Mizutani Studie zum Simultankontrast (Unterricht Josef Albers) 1927 Deckfarbe auf Karton, 80,4 x 55 cm Foto: SESC Pompeia (c) Markus Lanz

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