Experimente in Licht und Bewegung

Münster. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster überschreitet mit der Ausstellung „Bauhaus und Amerika. Experimente in Licht und Bewegung“ (bis 10. März 2019) Grenzen. Mehr als 150 Arbeiten aus dem Bereich Malerei, Skulptur, Fotografie und Film ermöglichen einen Einblick in das Schaffen von über 50 Künstlerinnen und Künstlern. Bewusst richtet es den Blick auf die wechselseitigen Beziehungen der um 1930 nach Amerika emigrierten Bauhäusler zu amerikanischen Kunstschaffenden und konzentriert sich dabei auf das bisher wenig beachtete Feld von Licht- und Bewegungsexperimenten.

Kunstschule in Weimar gegründet

In der von Walter Gropius 1919 in Weimar gegründeten Kunstschule war die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Gewerke und Künste das Grundprinzip der Lehre. Mit seinem innovativen Anliegen, die strengen Grenzen zwischen bildender, darstellender und angewandter Kunst aufzulösen, prägte das Staatliche Bauhaus zahlreiche Künstlerinnen und Künstler der Moderne.
Nach der Schließung des Bauhauses in Dessau 1932 und in Berlin 1933 durch die Nationalsozialisten emigrierten viele ehemalige Bauhäuslerinnen und Bauhäusler nach Amerika. Als Professoren an wegweisenden Kunstinstitutionen wie dem Black Mountain College in North Carolina oder dem New Bauhaus in Chicago brachten sie bedeutende, vom Bauhaus geprägte Ideen in die USA und entwickelten sie dort weiter. Durch die fruchtbaren Interaktionen entstand ein erweiterter – grenzüberschreitender – Kunstbegriff, der die Kunst- und Kulturszene nach 1945 revolutionierte und bis heute wirksam ist.

Bauhausbühne, Tanz und Performance

Licht und Bewegung waren in den 1920er Jahren zentrale ästhetische Kategorien der künstlerischen Avantgarde. Die Bauhausbühne mit ihrem abstrakten Tanz und mechanischen Bühnen- und Lichtapparaten, aber auch die innovativen Fotografie- und Filmprojekte am Bauhaus zeugen hiervon. In den amerikanischen Nachfolgeinstitutionen setzt sich diese Freude am Experiment fort. Es entstehen mit Licht und kinetischer Kunst, experimenteller Film- und Videokunst sowie Tanz- und Performancekunst neue künstlerische Experimentierfelder. Arbeiten von Oskar Schlemmer, Xanti Schawinsky und Andor Weininger aus der Bühnenwerkstatt des Bauhauses verdeutlichen in der Ausstellung den historischen Bezug. Für Schlemmer war Tanz Bewegungs- und Raumexperiment, er untersuchte insbesondere das Verhältnis des Bühnenraums zu den Formen und Farben der sich in ihm bewegenden Akteure. Mit der Entstehung einer am Prozess orientierten Performance-Kunst in den 1950er und 1960er Jahren entwickelten amerikanische Choreografen, Tänzer und Künstler – unter ihnen Merce Cunningham, John Cage, Robert Rauschenberg und Bruce Nauman – diese Ansätze weiter, indem sie nach alternativen Bewegungsformen suchten.

Lichtkunst, Kinetische Kunst

Lange bevor Kunstströmungen wie Lichtkunst, Kinetische Kunst und Op Art in den 1950er und 1960er Jahren populär wurden, beschäftigten sich zahlreiche Bauhaus-Künstler mit den Themen Licht und Bewegung als integrale Bestandteile der Kunst, darunter László Moholy-Nagy und sein langjähriger Assistent und Kollege nach der Bauhaus-Zeit György Kepes. In den USA wurden die Überlegungen am Institute of Design in Chicago und dem Center for Advanced Visual Studies am Massachusetts Institute of Technology (MIT) fortgeführt. Am MIT studierten auch Künstler wie Otto Piene, die bedeutende Impulse der Licht- und kinetischen Kunst zurück nach Deutschland brachten. Moholy-Nagys „Licht-Raum-Modulator“ (1930) gilt als erste großformatige, kinetische Lichtskulptur. Mit Ludwig Hirschfeld-Macks Apparatur für „Farbenlichtspiele“ (1923) ermöglicht das Museum eine einmalige Licht-Raum-Erfahrung.

Experimenteller Film und Fotografie

Moholy-Nagy gilt zudem als Vorreiter der experimentellen Fotografie. In seinen Fotogrammen schuf er experimentelle Bildräume mit bewegtem Licht und testete immer wieder die Grenzen des Mediums aus. Das geeignetste Experimentierfeld, um Licht und Bewegung in reinster Form zum Ausdruck zu bringen, war jedoch der Film als neues Medium künstlerischer Auseinandersetzung. In den Lichtexperimenten der 1920er und 1930er Jahren wurden Farben und Formen zum Tanzen gebracht, Klänge und Töne verbildlicht oder das Licht zum alleinigen Akteur auf der Kinoleinwand erhoben.
Vorbereiter der Op Art Josef Albers prägte mit seinen Werken und seiner erzieherischen Praxis am Black Mountain College zahlreiche Künstlerinnen und Künstler in den USA. Durch seine Überlegungen zu Optik und Wahrnehmung gilt er als ein Vorbereiter der Op-Art-Bewegung der 1960er Jahre. Auch für die illusionistische Lichtkunst war Albers von Bedeutung.

TanzTheaterMünster und Künstlergruppe ZERO

Ein weiterer Aspekt findet zum ersten Mal in einer Ausstellung Beachtung: die Rückwirkung dieser vom Bauhaus geprägten Kunstströmungen aus den USA auf die europäische und insbesondere auf die deutsche Kunst – beispielsweise auf die Künstlergruppe ZERO – sowie ihr weitreichender Einfluss auf die Gegenwartskunst. Die Ausstellung konzentriert sich nicht nur auf Positionen des Bauhauses und seiner amerikanischen Nachfolgeinstitutionen, sondern zeigt auch Werke europäischer und deutscher Künstlerinnen und Künstler der 1950er Jahre bis in die Gegenwart. Darunter sind Arbeiten von Tauba Auerbach, Daria Martin, Barbara Kasten, Marcel Dzama und Johanna Reich. pk

<form><!-- [et_pb_line_break_holder] --><input type="button" value="Zurück" onClick="history.back(-1)"/> <!-- [et_pb_line_break_holder] --></form><!-- [et_pb_line_break_holder] -->

BUS:

Foto: 1 – Anni Albers, GR I, 1970, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster, © The Josef and Anni Albers Foundation/ VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: LWL / Sabine Ahlbrand- Dornseif

Foto: 2 – Heinz Mack, Lichtrelief, 1965, Sammlung Van Abbemuseum, Eindhoven, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: Van Abbemuseum, Eindhoven

Foto: 3 – Robert Rauschenberg/ Susan Weil, Blueprint, 1950, Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung, © Robert Rauschenberg Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Susan Weil,
Foto: Carl Brunn

Foto: 4 – László Moholy-Nagy, Lichtrequisit für eine elektrische Bühne, 1930, Nachbau 2006, Harvard Art Museums/Busch- Reisinger Museum, Hildegard von Gontard Fund, Foto: Imaging Department, © President and Fellows of Harvard College

Foto: 5 – Blick in die Ausstellung mit Bildern von Sue Fuller, Xanti Schawinsky und Hannes Beckmann. Foto: LWL / Christoph Steinweg

<form><!-- [et_pb_line_break_holder] --><input type="button" value="Zurück" onClick="history.back(-1)"/> <!-- [et_pb_line_break_holder] --></form><!-- [et_pb_line_break_holder] -->
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner