Baselitz aus fünf Jahrzehnten

Jutta Radicke zeigt Arbeiten des Weltstars in ihrer Galerie in Sankt Augustin

Von Peter Köster

Sankt Augustin. „Darauf hatte ich jetzt einfach mal wieder Lust“, begründet Jutta Radicke die jüngste Ausstellung mit Arbeiten von Georg Baselitz. Dabei handelt es sich keinesfalls um die erste Baselitz-Schau. Es ist bereits die vierte Ausstellung, die die Galeristin aus Sankt Augustin (bei Bonn) mit ihm macht. Anlass für die Retrospektive ist der 80. Geburtstag, den der berühmte Künstler vor wenigen Wochen feiern konnte.

Private Freundschaft entwickelt

Jutta Radicke zeigt Grafiken aus fünf Jahrzehnten von Georg Baselitz. Natürlich horcht da jeder Kunstkenner sofort auf. Wie kommt ein Weltstar wie Baselitz in die Provinz? Jutta Radicke, die nunmehr seit über 40 Jahren eine Galerie in Sankt Augustin betreibt, erinnert sich: „Als ich ihn seinerzeit anrief und um eine Ausstellung bat, wehrte er ab und sagte: Sankt Augustin? Wo liegt das denn? Aber ich bin hartnäckig geblieben, und schließlich habe ich mit ihm vier Ausstellungen gemacht.“ Und so wundert es nicht, dass sich über die Jahrzehnte zwischen Galeristin und Künstler auch eine private Freundschaft entwickelt hat. Erst vor wenigen Tagen hat Jutta Radicke Baselitz in seinem Atelier besucht. Seinen Wohnsitz hat der Maler und Bildhauer seit längerem am Ammersee, in Salzburg und in Basel. Baselitz besitzt außer der deutschen seit 2015 auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Zur Welt kam er als Hans-Georg Kern im sächsischen Deutschbaselitz, das ihm später als Vorlage seines Künstlernamens diente.

Hommagé a ZERO

Unter den Grafiken, die die Kunsthändlerin in ihrer schwarzen Souterraingalerie zeigt, befinden sich auch drei Blätter über die Gruppe ZERO. Gewissermaßen eine Hommagè a Zero, die durch ihre Gründer Günther Uecker, Otto Piene und Heinz Mack internationale Bedeutung erlangte. Auch diese Blätter zeigen Baselitz unverfälschte Handschrift: die Überkopf-Perspektive. Baselitz der Mann, der die Kunstszene auf den Kopf stellte: Seine Bilder „auf dem Kopf“ machten ihn in den 1970er Jahren weltberühmt und einzigartig. „Damit gelang es ihm, die Sehgewohnheiten der Betrachter aufzubrechen und ihren Blick zu schärfen“, so Baselitz-Kenner Dieter Ronte. Baselitz wehrte sich gegen die Kunstdogmen, denen er in Ost und West begegnet war: Im Osten diente die Malerei damals der formalen Abbildung, während im Westen die Abstraktion als höchstes Gut gelehrt wurde. In keiner der beiden künstlerischen Ideologien fühlte sich der junge Maler heimisch. Schließlich nutzte er die Motivumkehr, um sich auszudrücken. Durch die Umkehrung konnte Baselitz die Malerei im Bild vorantreiben oder wie Wassily Kandinsky sagte: „Ein Bild ist nur schön, wenn man es auch umdrehen kann“.

Neben den hochkarätigen Ausstellungen finden seit über 25 Jahren in der Galerie Jutta Radicke auch vielbeachtete Jazzkonzerte mit Top-Solisten statt. Jutta Radicke ist bekennende Jazzliebhaberin, und zwar mit einer Bandbreite von Dixie bis Free Jazz. Einer dieser Stars ist der amerikanische Posaunist Jiggs Whigham, den sie vor 25 Jahren kennengelernt hat. Seit dieser Zeit tritt er bei ihr auf, diesmal zusammen mit dem Kölner Gitarristen-Professor Frank Haunschild.

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Hommagè a Zero 1.
Foto: Peter Köster

Hommagè a Zero 2.
Foto: Peter Köster

Blatt „Kopffüssler“.
Foto: Peter Köster

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