Von der Heydt-Museum und Von der Heydt-Kunsthalle präsentieren die Ausstellungshöhepunkte 2018

von Peter Köster

Wuppertal. Jankel Adler, Jean-Marc Nattier, Paula Modersohn-Becker, Driss Ouadahi, Thomas Wrede und Bogomir Ecker: diese Künstlernamen werden vom  Von der Heydt-Museum und Von der Heydt-Kunsthalle im kommenden Jahr ins Ausstellungsfenster gestellt.

Den Auftakt macht Jankel Adler. Der Titel der Ausstellung, die vom 17. April bis zum 12. August gezeigt wird, lautet: „Jankel Adler. Der Revolutionär und die Avantgarde des 20. Jahrhunderts.“ Marc Chagall und Paul Klee, Pablo Picasso und Otto Dix, Amedeo Modigliani und Francis Bacon, sie alle waren mit Jankel Adler bekannt oder sogar befreundet. Jankel Adler, geboren 1895 in Lodz, gilt als wichtiger Repräsentant und Impulsgeber der Modere. Er stand im Mittelpunkt der künstlerischen Avantgarde der 1920er Jahre und war eine ihrer treibenden Kräfte.

Wiederentdeckung eines Malerrevolutionärs

Im „Jungen Rheinland“ ebenso wie bei den „Kölner Progressiven“, im Umfeld der Zeitschriften „Sturm“ und „Aktion“ auch politisch aktiv, war Adler ein experimentierfreudiger, innovativer und international vernetzter Künstler auf dem Weg zum Ruhm. Die Ausstellung des Von der Heydt-Museums, seit 30 Jahren die erste Retrospektive zu Jankel Adler, zeigt Werke aus allen Schaffensphasen dieses Pioniers und bringt sie in Verbindung mit Schöpfungen seiner Freunde. Anhand von rund 200 Werken, die das Von der Heydt-Museum aus den USA ebenso wie aus Israel, Polen und Großbritannien zusammenholt, lässt sich hier ein Malerrevolutionär wiederentdecken, der – wie Chagall – seine individuelle Position vor dem Hintergrund seiner jüdischen Herkunft definierte, aber ein weltweit verständliches Bildrepertoire formte.

„Aufbruch zur Freiheit – Das Zeitalter der Aufklärung – Frankreich im 18. Jahrhundert“, folgt als nächste Ausstellung. Dauer: 30. Oktober bis zum 24. Februar 2019. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: Die Forderungen der französischen Revolutionäre von 1789 und die „Erklärung der Menschenrechte“ sind Früchte des 18. Jahrhunderts. Ohne sie gäbe es in den westlichen Staaten heute keine moderne Demokratie. Weniger bekannt sind die realen Umstände, unter welchen sie zustande kamen und erkämpft wurden. Die Ausstellung im Von der Heydt-Museum zeigt das Frankreich des 18. Jahrhunderts in der Zerreißprobe zwischen Absolutismus und Aufklärung mit seinen revolutionären Ideen und der Beharrungskraft der etablierten Kräfte. Die Kunst dieser Zeit – Régence, Rokoko und beginnender Klassizismus – illustriert in Verbindung mit dem höfischen Leben den Wandel in der Gesellschaft. Als „Bindeglied“ zwischen den verschiedenen Sphären von Alltagsleben, Kunst und Politik führt Emmanuel Herzog von Croÿ durch die Ausstellung; seine Tagebucheintragungen ermöglichen einen ebenso tiefen wie spannenden Blick in die Epoche des Frankreichs des 18. Jahrhunderts. Seine Berichte und Erzählungen dienen als Ausgangspunkt für die Analyse und Darstellung der unterschiedlichsten Bereiche.

Im Pariser Louvre gezeichnet

Bevor es in die Dependance, der Von der Heydt-Kunsthalle in Wuppertal-Barmen geht, rückt noch einmal das Museum selbst in den Fokus und zwar mit der vom 9. September bis 6. Januar 2019 gezeigten Ausstellung: „Paula Modersohn-Becker.“ Neben dem Paula-Modersohn-Becker Museum in Bremen (das erste Museum weltweit, das dem Werk einer Malerin gewidmet wurde), verfügt das Wuppertaler Haus über das größte Konvolut an Arbeiten der deutschen Malerin (1876-1907) und frühen Vertreterin des Expressionismus. Die junge Malerin aus dem dörflichen Worpswede zog es immer wieder nach Paris. Bis zu ihrem frühen Tod im Alter von 31 Jahren hielt sie sich viermal für jeweils längere Zeit in der französischen Metropole auf. Sie besuchte Kurse an privaten Akademien, zeichnete im Louvre, traf Rodin und setzte sich mit Cézanne, Gauguin, van Gogh und Picasso auseinander. Ihre eindrucksvollen Porträts, Selbstporträts, Stillleben und Landschaften zeigt die Ausstellung im Kontext der Pariser Avantgarde. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Rijksmuseum Twente in Enschede/Niederlande.

Reizvolle Situationen in Hochhaussiedlungen

 „Systeme der Abgrenzung. Die Malerei von Driss Ouadahi mit ausgewählten Beiträgen weiterer Künstler“ ist die vom 25. Februar bis 6. Mai 2018 gezeigte Ausstellung in der Von der Heydt- Kunsthalle überschrieben. Mit Driss Ouadahi (geb. 1959) wird ein in Deutschland lebender Künstler nordafrikanischer Herkunft  gezeigt. Nach dem Beginn eines Architekturstudiums in Algier wechselte Ouadahi zur Kunsthochschule in Algier und später zur Kunstakademie Düsseldorf (1988-1994), wo er bei Michael Buthe sein Studium als Meisterschüler abgeschlossen hat. Geprägt vom Licht seiner Heimat – wie seine frühe Farbfeldmalerei deutlich macht – wurde die Architektur der globalen Moderne für ihn zu einem zentralen Thema seiner Malerei. In den Hochhaussiedlungen findet er mitunter reizvolle Situationen. Gleichzeitig scheinen die prekären Umstände der Menschen auf und rücken damit die Situation der „Banlieues“, wie es sie nicht nur in Frankreich gibt, in den Fokus. Beispielhaft integriert die Ausstellung Positionen von internationalen Künstlerkollegen, mit denen Driss Ouadahi im direkten oder indirekten Austausch steht. Auch sie gehen mit unterschiedlichen Mitteln und Medien dem Themenkomplex von Migration, Kolonialisierung, Ab- und Ausgrenzung und Identität nach. Dazu gehören Susan Hefuna, Mona Hatoum, Kader Attia und Mounir Fathmi.

Welt als eine Art Modellbausatz

Thomas Wrede (geb. 1963 in Iserlohn) nimmt innerhalb der aktuellen Fotokunst eine singuläre Position ein. Die umfassende Werkübersicht zeigt Zusammenhänge und Entwicklungen von den frühen analogen Schwarzweiß-Arbeiten bis zu den heutigen digitalen Bildern auf. Wrede reflektiert die Sehnsucht nach Natur mit den Mitteln der Fotografie. Zugleich hinterfragt er die Wirklichkeitstreue von Fotografie. Nachdem Thomas Wrede schon 1997 in seinen „Magic Worlds“ die irritierende Künstlichkeit deutscher Freizeitpark-Landschaften thematisiert, greift er ab 2005 in den „Real Landscapes“ die Grenze zwischen Modell und Wirklichkeit wieder auf. In seinen großformatigen Farbaufnahmen wird die Welt als eine Art Modellbausatz wiedergegeben, als eine große Inszenierung im kleinen Maßstab. In Wredes fotografischen Arbeiten geht es um die Grenzen zwischen real, irreal, surreal, letztendlich um das Spiel mit Wahrheit und Fiktion. Und zugleich reflektiert das Medium der Fotografie sich selbst. Thomas Wrede lässt in seinen vielschichtigen Fotografien Geschichten über unser Verhältnis zur Natur entstehen, ironisch oder sachlich, amüsant oder dramatisch. „Thomas Wrede Fotografie 1991-2018“  wird vom 27. Mai bis 26. August 2018 gezeigt.

Skulpturenpark Waldfrieden

„Bogomir Ecker Plastizität der Fotografie“, so nennt sich ein Ausstellungsprojekt, das vom 23. September 2018 – 15. Januar 2019 gezeigt wird. Im Mittelpunkt steht Bogomir Ecker (geb. 1950). Ecker ist bekannt für seine skulpturalen Interventionen im Stadtraum, für raumfüllende Installationen und humorvolle Objekte. In seinem Werk beschäftigt er sich mit Phänomenen der Technik und der Kommunikation – oft auf spielerische, ironische Weise. In diesem Zusammenhang setzt er sich als Bildhauer seit vielen Jahren auch mit der Rolle der Fotografie auseinander. Herausragende Bilder aus seiner Sammlung anonymer Pressefotos hat er in großformatigen Tableaus zueinander in Beziehung gebracht. In der Ausstellung in der Von der Heydt-Kunsthalle werden diese Tableaus ausgewählten, in ihrer technoiden Form- und Materialsprache für den Düsseldorfer Bildhauer typischen Skulpturen gegenüber gestellt. Die Von der Heydt-Kunsthalle kooperiert mit dem Skulpturenpark Waldfrieden, wo parallel eine Ausstellung von Bogomir Ecker läuft.

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BUS:

Bild 1 – Jankel Adler, Der Künstler, 1927 French & Company, New York
© VG Bild-Kunst Bonn, 2017

Bild 2 – Jean-Marc Nattier, Bildnis einer Dame, 1741
© GDKE, Landesmuseum Mainz

Bild 3 – Paula Modersohn-Becker, Kopf eines kleinen Mädchens mit Strohhut, um 1905
Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum

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