Ausstellung „Saum der Zeit“ im Neuen Museum in Nürnberg
Nürnberg. Die Ausstellung „Saum der Zeit“ (Laufzeit: 23. März bis 10. Juni) im Neuen Museum, Staatliches Museum für Kunst und Design Nürnberg, stellt drei Künstler vor, die aus der Türkei stammen: Mit Bilge Friedlaender und Füsun Onur sind es zwei Grandes Dames der türkischen Gegenwartskunst, denen Ahmet Doğu İpek als junger kurdischer Künstler zur Seite tritt.
Gemeinsam sind ihnen die eher leisen Töne, die ihre Kunst anschlägt. Der von dem großen Philosophen Michel Foucault geborgte Titel „Saum der Zeit“, der die Gegenwart von der Vergangenheit trennt, bildet den poetischen Horizont der Schau. Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit Arter, Istanbul.
Bilge Friedlaender (1934–2000) entfaltet in ihrer stillen Kunst eine Reflexion über das Verhältnis des Menschen zur Natur aus weiblicher Perspektive. Die Relativität von Raum und Zeit ist bei der Künstlerin nicht Theorie, sondern körperliche Erfahrung, die sie beim Laufen oder Tauchen sammelte. Ihrer Sinnlichkeit antwortet eine nie spekulative Spiritualität. Ihre Geometrie, die das Quadrat in den Mittelpunkt rückt, kennt die Verwandlung und die Rhythmen, wie sie die Beobachtung der Natur lehrt. Bilge Friedlaender ging schon 1958 in die USA. Erst kurz vor ihrem frühen Tod kehrte sie nach Istanbul zurück. Ihr Werk ist in Deutschland noch weitgehend unentdeckt.
Gleiches gilt für Ahmet Doğu İpek (geboren 1983), der in schwarzen Quadraten die Erinnerung an 157 Tage versiegelte. Einem Ritual gleich schuf der Künstler jeden Tag in einem meditativen Akt ein Aquarell, das die überzeitliche Ikone des schwarzen Quadrats von Malewitsch in den Schatten eines einzelnen Tages umdeutet.
Füsun Onur (geboren 1938) ist die große alte Dame der türkischen Gegenwartskunst. Abgesehen von einem mehrjährigen Studienaufenthalt in den USA (1962–67), blieb sie ihr ganzes Leben in Istanbul. Die Ausstellung stellt in ausgewählten Arbeiten einige ihrer zentralen Themen vor: das Rahmen und Teilen von Raum sowie diverse Aspekte der Zeit – die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit, das Transitorische und Kinematographische. Füsun Onurs Kunst ist ungemein wandlungsfähig, mal konzeptuell, dann wieder musikalisch oder erzählerisch. Der Grundton ihrer Objektkunst ist privat, ja intim und immer voller Poesie und einer höchst kultivierten Sentimentalität. pk
BUS:
Bilge Friedlaender, „Square Mutation Denying Gravity #10“, 1975
Courtesy of ARTER, Istanbul
Foto: Hadiye Cangökçe
Ahmet Doğu İpek, „Yıldızlar“ (Stars), 2017 Courtesy of Arter, Istanbul
Füsun Onur, „Resimde Üçüncü Boyut / İçeri Gel“ ((1981) 2014)
Courtesy of ARTER, Istanbul
Foto: Murat Germen