Ein Museum für eine besondere Künstlerpersönlichkeit
„August Macke und Freunde – Begegnung in Bildwelten“ als Opener für das wiedereröffnete August Macke Haus
von Peter Köster
Bonn. „Bonn hat ab sofort eine neue kulturelle Visitenkarte“. Kurz und knapp brachte Christoph Siemons (Stiftung August Macke Haus) seine Freude über das neue August Macke Haus zum Ausdruck. Ebenso begeistert zeigte sich Direktorin Clara Drenker-Nagels: „Nach zwei Jahren Bauzeit und einem reibungslosen Bauverlauf geht das nunmehr um einen großzügigen modernen Anbau erweiterte August Macke Haus als Museum August Macke Haus wieder an den Start. Wir sind damit am Ziel eines langen und nicht immer leichten Weges, auf den wir uns vor gut 15 Jahren begaben.“ Die Kosten für den Anbau beliefen sich auf 7,25 Millionen Euro.
Lob für das neue Haus kam vom obersten Bonner Dienstherrn. „Ich freue mich, dass das Museum zu Ehren des großen Malers jetzt zu einem Künstlerhaus wird, das multimedial aus der Biografie der Familie Macke in Bonn zu berichten weiß. August Macke war eine ganz besondere Künstlerpersönlichkeit. Mit dem von Karl-Heinz Schommer einfühlsam geplanten Anbau an das einstige Wohnhaus wird ein neuer, lange überfälliger Fokus auf das Zentrum des künstlerischen Schaffens von August Macke in den letzten Lebensjahren gerichtet,“ so Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der sich bei der Stiftung August-Macke-Haus der Sparkasse in Bonn und dem VereinAugust-Macke-Haus für das Engagement bedankte und auch an das Wirken desfrüheren Vizekanzlers und Außenministers Guido Westerwelle für denErweiterungsbau erinnerte.
Herzstück ist ehemaliges Wohn- und Atelierhaus
Herzstück des neuen Museums, das mit der Schau „August Macke und Freunde – Begegnung in Bildwelten“ an den Start geht, ist das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des Malers, in dem er von Anfang 1911 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 mit seiner Familie lebte und seine wichtigsten Schaffensjahre verbrachte. Das Dachgeschoss wurde nach den Plänen von August Macke als Atelier ausgebaut. Hier empfing er seine Künstlerfreunde, darunter Robert Delaunay, Max Ernst und Franz Marc. August Mackes bekannteste Gemälde entstanden hier, ebenso zahlreiche Bilder, die den Blick aus dem Fenster auf den großen Garten und die unmittelbare Bonner Umgebung festhielten, zudem plastische Arbeiten und kunstgewerbliche Entwürfe. Gemeinsam mit Franz Marc malte August Macke im Herbst 1912 das 4 x 2 Meter messende programmatische Bild „Paradies“ auf eine Wand im Atelier. Hier lernte er den Bonner Studenten Paul Seehaus kennen, der sein einziger Schüler wurde. Im Jahr 1913 wurde Mackes zweiter Sohn Wolfgang in Bonn geboren. Am 26. September 1914 fiel August Macke im Alter von nur 27 Jahren als Soldat im Ersten Weltkrieg an der Westfront. Mit ihm verloren nicht nur seine Familie und Freunde einen geliebten Menschen sondern auch die künstlerische Avantgarde der damaligen Zeit einen ihrer talentiertesten Protagonisten. Bis heute gilt August Macke als einer der bedeutendsten deutschen Expressionisten. 1887 im Sauerland geboren, lebte er in Bonn, Düsseldorf und in der Schweiz. Licht und Farbe prägen die als heiter und positiv beschriebenen Bilder Mackes.
Treffpunkt der rheinischen Kunstszene Das kleine spätklassizistische Haus am Bonner Stadtrand (Bornheimer Straße 88 – heute 96) wurde von August Macke und seiner Frau Elisabeth offen und gastfreundlich geführt, war Treffpunkt der jungen rheinischen Kunstszene und Ausgangspunkt für Mackes unentwegte kunstpolitische Aktivitäten. Durch eine aufsehenerregende Rettungsaktion – ursprünglich war an eine Umnutzung als Gaststätte gedacht – konnte das Haus Ende der 1980er Jahre vor der Entkernung bewahrt werden. Es wurde unter Denkmalschutz gestellt. Im Zuge der anschließenden Renovierung konnte auch das Atelier wieder in seiner ursprünglichen Form hergestellt werden. Besucher konnten das Wohnhaus seit 1991 wieder besichtigen. Auf engstem Raum war hier die gesamte Infrastruktur eines Museums untergebracht. Über 80 Sonderausstellungen zu August Macke und seinem künstlerischen Umfeld, vor allem zum Themenkreis des rheinischen Expressionismus, festigten den Ruf des kleinen Museums. Doch es waren der ausdrückliche Wunsch der über 250.000 Besucher, die das Haus bis zum Frühjahr 2016 zählte, ebenso wie die Ansprüche der öffentlichen und privaten Leihgeber, die schließlich die Neukonzeption nötig machten. Mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW und des Bauunternehmers Herbert Hillebrand konnte die Stadt das Haus erwerben. Trägerin und Eigentümerin des Hauses ist die 1994 gegründete Stiftung August-Macke-Haus der Sparkasse in Bonn. Verantwortlich für das künstlerische Programm ist der Verein August-Macke-Haus.
Dauerausstellung zu August Macke
In Rahmen der von Klara Drenker-Nagels konzipierten inhaltlichen und baulichen Erweiterung des Hauses zum Museum August Macke Haus wurde in den intimen Räumen des ehemaligen Wohn- und Atelierhauses 2017 eine von Ina Ewers-Schultz entwickelte und von Matthias Arndt gestaltete Dauerausstellung zu August Macke eingerichtet. Am Originalschauplatz erzählt und vermittelt sie die faszinierende Geschichte des Lebens von August Macke, seiner Familie, seiner künstlerischen Entwicklung und seiner kulturpolitischen Aktivitäten vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Wilhelminischen Kaiserreiches. Die Besucher können hier, umgeben von zahlreichen Werken August Mackes, in die häuslich-private Atmosphäre einer bedeutenden Künstlerfamilie eintauchen und die aufregende Zeit kultureller Umbrüche und radikal veränderter Kunstauffassungen im Fin de Siècle erleben – mit Unterstützung moderner Medien- und Präsentationstechnik. Behutsam wurden die ehemaligen Wohnräume im ersten Obergeschoss des Hauses inszeniert. Die verbleibenden Räume kreisen um unterschiedliche Themen zu Leben und Werk des so vielfältig begabten Künstlers und Kunstvermittlers.
Thematische Gegenüberstellungen
Der barrierefreie dreigeschossige Erweiterungsbau beherbergt die Museumspädagogik, Veranstaltungsraum, Bibliothek, Archiv, Verwaltung, Empfang, Museumscafé und Shop. Zugleich umschließt der Anbau den idyllischen Garten hinter dem Künstlerhaus, der durch eine zwölf Meter hohe Glaswand vom Straßenlärm abgeschottet ist. Im Erweiterungstrakt werden Sonderausstellungen zu sehen sein. Dazu Clara Drenker-Nagels: „Anhand von zentralen Bildthemen werden signifikante Werke in der Chronologie ihres Erscheinens im Œuvre des Künstlers präsentiert, und zwar erstmals im Kontext des befruchtenden Austausches mit den künstlerischen Weggefährten- und efährtinnen. Dieser Dialog zeigt zugleich die unterschiedlichen künstlerischen Kontakte, Netzwerke und Freundeskreise auf, innerhalb derer sich August Macke bewegte und binnen weniger Jahre ein außerordentliches Werk schuf. Ähnlichkeiten sowie unterschiedliche Gewichtungen und –Vorstellungen werden durch die thematischen Gegenüberstellungen beleuchtet.“
Den Anfang macht die Schau „August Macke und Freunde – Begegnung in Bildwelten“, die bis zum 4. März 2018 gezeigt wird. Die Ausstellung vereint rund 150 Werke von August Macke (darunter als neuester Zugang sein „Gartenbild“), sowie u.a. von Heinrich Campendonk, Claus Cito, Robert Delaunay, Max Ernst, Alexej Jawlensky, Wassily Kandinski, Paul Klee, Ernst Ludwig Kirchner, Helmut Macke, Walter Macke, Franz und Maria Marc, Carlo Mense, Marie von Malachowski-Nauen, Louis Moilliet, Gabriele Münter, Heinrich Nauen, Paul A. Seehaus, Hans Thuar und Marianne von Werefkin.
BUS:
Bild 1 – Heinrich Nauen. Der Besuch. Interieur, 1913; Tempera auf Leinwand 210 x 260 cm Kunstmuseum Krefeld.
Foto: Peter Köster
Bild 2 – August Macke. Landschaft mit Fabrik, 1913 Öl auf Leinwand 61 x 72 cm Privatbesitz.
Foto: Peter Köster
Bild 3 – August Macke. Kinder am Brunnen II, 1910 Öl auf Leinwand, 80,5 x 56,5 cm Privatbesitz.
Foto: Peter Köster
Bild 4 – Hans Thuar. Rheinische Landschaft (Bahnstrecke), 1912 Öl auf Leinwand, 49,5 x 72,5 cm. Kunstmuseum Bonn.
Foto. Peter Köster