Arp Museum stellt Ausstellungsjahr 2019 unter das Thema Sammlungen

Von Peter Köster

Remagen/Bahnhof Rolandseck. Museen leben von Sammlungen, jedoch auch vom Erlebnismoment – der einzigartigen Begegnung mit dem Original. Jede Sammlung geht zurück auf bestimmte Beweggründe und Intentionen sowie auf die ganz eigene Biografie eines Sammlers. Was bewegt einen persönlich, bestimmte Dinge zu sammeln? Briefmarken, Münzen, Bowletöpfe, Blechdosen oder einfach Hauptsache kurios. 2019 widmet sich das Arp Museum dem Jahresthema „Sammlungen“ und präsentiert in der Kunstkammer Rau verborgene Schätze von Sammlern in neuen Kontexten.

Haukohl Family Collection

In der Kunstkammer Rau findet zum Jahresauftakt (10. Februar bis zum 8. September) ein Sammlungstreffen der besonderen Art statt: Die amerikanische Sammlung Haukohl, die wohl bedeutendste Privatsammlung an Florentiner Barockmalerei außerhalb Italiens, ist auf einer Europa-Tournee zu Gast in Rolandseck. „Im Lichte der Medici. Barocke Kunst Italiens“ nennt sich diese Ausstellung, die als Kooperation zwischen dem Arp Museum und dem Musée national d’histoire et d’art Luxembourg entstand. Die Haukohl Family Collection umfasst Allegorien, religiöse Motive, Genreszenen und Porträts. Herzstück der Sammlung sind die Gemälde der Künstler-Familie Dandini, die generationsübergreifend im Dienste der Medici stand. Diese und weitere Meisterwerke von Jacopo da Empoli, Giovanni Domenico Ferretti oder Felice Ficherelli treffen auf eine Fülle italienischer Kunstschätze aus der Sammlung Rau für UNICEF, darunter Gemälde und Skulpturen von Giovanni Angelo da Montorsoli, Carlo Dolci und Giovanni Battista Caracciolo.

„Die versammelten Werke sind Botschafter einer Zeit, in der sich die Mächtigen dieser Welt über ihre Liebe zur Kunst definierten. Dies verbindet die Medici mit der Sammlerfamilie Haukohl und Gustav Rau, die diese gesellschaftspolitisch tragende Rolle des privaten Sammelns von Kunst bis in unsere Gegenwart weiterführen“, erklärt Oliver Kornhoff, Museumsdirektor des Arp Museums, während eines Pressetermins, in dem er das Ausstellungsprogramm 2019 vorstellte.

„Gestaltung der Zukunft“

Ebenfalls am 10. Februar wird eine Ausstellung mit Stipendiatinnen und Stipendiaten des Künstlerhauses Schloss Balmoral und des Landes Rheinland-Pfalz eröffnet. Thema: „Gestaltung der Zukunft“. Die Zukunft ist keine sauber von der Gegenwart abgelöste Utopie. Das Bedürfnis, sich die Zukunft auszumalen, ist fest im Menschen verankert. Wenn wir uns ein Bild von Morgen machen wollen, eröffnen sich uns unterschiedliche Perspektiven. Die Ausstellung „Gestaltung der Zukunft“ geht davon aus, dass beide Zugänge – Realität und Imagination – sich gegenseitig bedingen und durchdringen. Sie versteht Zukunft als ein mehrdimensionales zeitliches Konstrukt. Die Künstlerinnen und Künstler betrachten die Zukunft als etwas, das weit über uns hinausgeht und daher eine globalere Betrachtungsweise erfordert. Die Frage, wie wir dem Morgen angesichts globaler Probleme und neuester technischer Entwicklungen entgegenblicken, hängt auch mit unserer emotionalen Verfasstheit zusammen. Das oftmals ambivalente Zusammenspiel von Hoffnung und Misstrauen, Vorfreude und Sorge, Glaube und Zweifel schwingt in vielen Arbeiten mit. Mithilfe unterschiedlicher Medien wie Malerei, Skulptur, Performance, Video, Fotografie, Zeichnung, Objekten und Installation greifen die Kunstschaffenden eine Vielzahl von Themen auf: mögliche Formen des Zusammenlebens, das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine, der Umgang mit Krankheit und Tod, Mobilität, die Veränderung von Arbeit, die Erschließung von neuen Räumen.

Otto Piene. Alchemist und Himmelsstürmer

„Das Licht ist die erste Bedingung aller Sichtbarkeit. Das Licht ist die Sphäre der Farbe. Das Licht ist das Lebenselement des Menschen und des Bildes. Das Licht macht die Kraft und den Zauber des Bildes, seinen Reichtum, seine Beredtheit, seine Sinnlichkeit, seine Schönheit aus“, behauptet Otto Piene. Ihm widmet das Remagener Haus vom 17. März bis 5. Januar 2020 eine Ausstellung mit dem Titel: „Otto Piene. Alchemist und Himmelsstürmer“. „Als Mitbegründer der ZERO-Bewegung 1958 in Düsseldorf zählt Piene (1928–2014) zu den Protagonisten der internationalen Abstraktion nach 1945. Anlässlich des großen ZERO-Abschlussfestes 1966 war Piene selbst bereits zu Gast in Rolandseck, darum freut man sich im Museum besonders darauf, dessen Schaffen nun an diesem Ort zu würdigen. Piene entwickelte seine Kunst zeitlebens weiter, wie die Ausstellung mit rund 60 Leinwänden, Keramiken und Lichtarbeiten zeigt. Zentral in Pienes Werk ist das Überschreiten der traditionellen Werkgrenzen hin zu einer sinnlichen Erfahrung von Licht und Raum. Diese Sinnlichkeit wird in den abstrakten Raster- und Feuerbildern wie auch in den Keramiken durch die spezifische Behandlung der Oberflächen in Farbe, Struktur und Relief erzielt. In verschiedenen Werkgruppen zeigt sich dabei ein verbindendes Element: Der Kreis – eine formale Konstante und zugleich ein Symbol für die Unendlichkeit des Raums. Diese Symbolik führt Piene weiter in Bezügen zum Kosmos, dem Firmament und den Gestirnen. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit der More Sky Collection, Edgar Quadt, dem Otto Piene Estate und der Galerie Sprüth Magers.

„Die Natur ist eine versteinerte Zauberstadt“

Im Anschluss an die Präsentation Arp’scher Reliefs und Papierarbeiten steht 2019 der Schaffensprozess seiner biomorphen Skulpturen im Fokus der Betrachtung. Die Ausstellung trägt dem Titel: „Die Natur ist eine versteinerte Zauberstadt“ und wird vom 12. Mai bis 5. Januar 2020 gezeigt. Insbesondere das Atelier als Ort der kreativen Schöpfung soll beleuchtet werden. Gipsmodelle, Werkzeuge und Gussformen lassen den Prozess der Entstehung für die Besucherinnen und Besucher lebendig werden. Neben den eigentlichen Werken – aus Bronze, Holz, Kalkstein, Marmor und Zement – sind es vor allem zahlreiche Fotografien, die einen Zugang ermöglichen. Neben frühen Dokumentationen seiner Arbeit an Gipsplastiken im Garten des Atelierhauses in Meudon bietet der eindrucksvolle Fotozyklus Ernst Scheideggers (1923 – 2016) das umfassendste Bild seiner Arbeitsstätten. Er begleitete Arp Mitte der 1950er Jahre während der Arbeit an der monumentalen Außenplastik „Wolkenhirte“ und hält zudem die Atmosphäre der Ateliersituation bei Paris fest. Obwohl das Atelier der reale Ort seines Schaffens ist, bleibt Arps geistiges Atelier zeitlebens die „große Werkstatt der Natur“ und er bewahrte sich die romantische Sichtweise eines Träumers. Viele seiner Skulpturen scheinen auf eine geheimnisvolle Welt zu verweisen, und so versteht Arp es auch durch seine Skulpturen mit Märchenhaftem zu faszinieren.

Collagen. Sammlung Meerwein

Das Sammeln von Papier in seinen unterschiedlichen Alltagserscheinungen sowie die Neubewertung von Ausschnitten und Fragmenten durch das Wegnehmen oder Hinzufügen bilden die Grundlagen der Collage. Als künstlerisches Prinzip in der Avantgarde und vor allem vom Dadaismus in die Geschichte der Kunst eingeschrieben, schuf die experimentelle und offene Herangehensweise eine Möglichkeit, unterschiedliche Zeit- und Wirklichkeitsebenen miteinander zu verknüpfen. Das Sammeln von Collagen machte sich Gerhard Meerwein zum Prinzip, folgte über fast vier Jahrzehnte der künstlerischen Technik und trug so seine einzigartige Sammlung zusammen. Über 400 Collagen sowie die parallel zur Sammlung gewachsene Bibliothek wurden 2015 vom Architekten, Innenarchitekten und emeritierten Professor der Hochschule Mainz dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck als großzügiges Geschenk übergeben.

Der Erste Ausschnitt konzentrierte sich auf die Persönlichkeit des Sammlers und bildete thematische Schwerpunkte der gesammelten Collagen ab. Im Mittelpunkt des Zweiten Ausschnitts standen zeitgenössische Positionen, mit denen der Sammler über Jahre fortwährend, auch freundschaftlich wie künstlerisch, in Verbindung stand. Schließlich verbindet der Dritte Ausschnitt die Sammlung Meerwein mit dem Bestand des Museums und bildet die künstlerischen sowie geschichtlichen Schnittmengen ab, die die Faszination der Collage ausmachen. Die Ausstellung: „Collagen. Sammlung Meerwein. Dritter Ausschnitt“ läuft vom 26. Mai bis 5. Januar 2020

Kunstkammer Rau: Die Vier Elemente

In engem Verbund mit der parallel präsentierten Ausstellung „Otto Piene. Alchemist und Himmelsstürmer“ (17. März 2019 – 5. Januar 2020) widmet sich die zweite Rau-Ausstellung im Themenjahr 2019 „Sammlungen“ den vier Elementen – Erde, Feuer, Wasser und Luft. Anhand von exquisiten Gemälden aus der Sammlung Rau für UNICEF im Dialog mit preisgekrönten Fotografien aus dem UNICEF-Wettbewerb „Foto des Jahres“ geht die Schau auf Spurensuche durch die Geschichte und erforscht, was die Welt zusammenhält. Sie folgt Philosophen, Medizinern und Alchemisten vom Mittelalter bis in die Gegenwart und fragt nach dem Gleichgewicht zwischen den Uressenzen, die unsere Umwelt, aber auch den Menschen selbst als Teil derselben durchdringen. Seit der Antike glaubte man, dass bei einer Störung dieser elementaren Balance Makro- wie Mikrokosmos, Umwelt wie Mensch gefährdet und krank würden.
Und so pendelt die Ausstellung zwischen der heilen Welt eines überbordenden barocken Stilllebens von Frans Snyders und dem Hochwasser-Bild von Claude Monet, das den Klimawandel bereits ankündigt. Die Kunstkammer Rau zeigt „Die Vier Elemente“ vom 22. September bis zum 5. Januar 2020.

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BUS:

1. Harlekin und seine Dame Giovanni Domenico Ferretti, 18. Jh.
© Haukohl Family Collection Foto: Tom Lucas / MNHA Luxembourg

2. »What will you do in the name of love in 32 years from now?«
Till Wyler von Ballmoos, 2018 Foto: Tobias Vollmer

3. Hemisphäre Platin Otto Piene, 2007, More Sky Collection,
© VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Foto: Christian Altengarten

4. Blick in Arps Atelier in Meudon Ende der 1950er Jahre
© VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Foto: Ernst Scheidegger © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv

5. Der Konstrukteur (Selbstportrait) El Lissitzky, 1924
Foto: Gerhard Meerwein

6. Die Kaskade von Tivoli Johann Martin von Rhoden, 1825
© Arp Museum Bahnhof Rolandseck / Sammlung Rau für UNICEF

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