„2 von 14. Zwei Kölnerinnen am Bauhaus“ im MAKK
Köln. Zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum präsentiert das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK), vom 12. April bis 11. August das Werk zweier Künstlerinnen von insgesamt 14 am Bauhaus tätigen Kölnerinnen und Kölnern. Die Arbeiten der avantgardistischen Keramikkünstlerin Margarete Heymann-Loebenstein sowie der Bildhauerin und Bühnenbildnerin Marianne Ahlfeld-Heymann werden im Dialog mit Farbstudien, Gemälden und Zeichnungen von Johannes Itten, Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und László Moholy-Nagy aus der eigenen Sammlung präsentiert.
Wechsel in die Keramikwerkstatt Dornburg
Das MAKK spürt mit seiner Ausstellung dem Wirken der beiden Cousinen aus jüdischer Familie nach, Margarete (1899 bis 1990) und Marianne (1905 bis 2003) Heymann, deren künstlerische Spuren bislang – bis auf wenige Ausnahmen – nicht gewürdigt wurden. Zum Jubiläum wird hiermit ein Stück Kölner Bauhaus-Geschichte in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Margarete Heymann wurde 1920 am Bauhaus zum Vorstudium bei Johannes Itten zugelassen, 1921 wechselte sie zur Ausbildung in die Keramikwerkstatt Dornburg und lernte bei Werkmeister Max Krehan und Formmeister Gerhard Marcks. In Weimar nahm sie weiterhin am Unterricht bei Georg Muche, Paul Klee und Gertrud Grunow teil. Obwohl Heymann das Bauhaus im Herbst desselben Jahres wieder verließ, beeinflusste die Bauhaus-Zeit ihr Schaffen nachhaltig. Dies zeigt sich besonders in den avantgardistischen und reduzierten Formen ihrer Gebrauchskeramik wie den berühmten Scheibenhenkel-Services, insbesondere dem Teeservice, das komplett aus geometrischen Grundformen gestaltet war. Aber auch die Dekore legen einen Vergleich mit Kompositionen von Kandinsky oder Moholy-Nagy nahe. 1923 gründete Margarete Heymann-Loebenstein gemeinsam mit ihrem Mann Gustav Loebenstein in Marwitz die Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik, deren kreatives Programm bald international gefragt war. Der Betrieb wurde Ende 1933 geschlossen und 1934 arisiert, sie floh zunächst nach Dänemark und emigrierte 1936 nach Großbritannien.
Begeistert von Pau Klee
Marianne Heymann besuchte zunächst die Kunstgewerbeschule in Köln und ab 1923 die Bildhauerei-Werkstatt am Bauhaus, verließ diese allerdings 1925 wieder, da die Klasse beim Umzug von Weimar nach Dessau nicht fortgeführt wurde. Sie nahm am Unterricht von Walter Gropius in Bezug auf Bildhauerei und Bühnenkunst teil; besonders beeindruckt war sie jedoch von der künstlerischen Lehre Paul Klees. Nach ihrer Bauhaus-Zeit schuf sie Handpuppen und Marionetten für freie Produktionen, bevor sie als Bühnenbildnerin am Mannheimer Nationaltheater sowie zeitgleich an der Kölner Oper arbeitete. Zahlreiche Entwürfe zu fantasievollen Szenarien, Kostümen und Masken entstanden – so beispielsweise für Jacques Offenbachs Operette „La Périchole“. Besonders die Kostümentwürfe lassen die Einflüsse der Bühnenkunst Oscar Schlemmers erkennen: turmartige Kopfbedeckungen mit konzentrischen Ringen, trapezförmige Gewänder, gesteppte und wattierte Säume sowie eine klare Farbpalette. Auch Marianne Heymann wurde gegenüber den Nationalsozialisten denunziert, sie entkam 1933 über Ascona zunächst nach Paris, 1949 emigrierte sie nach Israel.
Die Ausstellung „2 von 14. Zwei Kölnerinnen am Bauhaus“ im MAKK, An der Rechtschule (Köln-Innenstadt), ist ein Projekt der Stadt Köln und Teil des Bauhaus-Jubiläums in NRW „100 jahre bauhaus im westen“. pk
Bild 1: Margarete Heymann-Loebenstein, Schale mit Steckeinsatz, Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik, Marwitz, um 1929, © Estate of Margarete Marks. All rights reserved/VG Bild-Kunst, Bonn 2019 (Foto: © Jan Rothstein)
Bild 2: Marianne Heymann, „Le Xylophone. Costume pour un ballett“, Mannheim. 1929 © Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln.
Bild 3: Margarete Heymann-Loebenstein, Teekanne aus dem „Bauhaus-Service“, Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik, Marwitz, um 1929, MAKK, © Estate of Margarete Marks. All rights reserved/VG Bild-Kunst, Bonn 2019 (Foto: © RBA Köln, Marion Mennicken)
Bild 4: Marianne Heymann, „La Périchole“, Jacques Offenbach, Köln, 1931 © Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln