Kunstmuseum Villa Zanders zeigt „Druckgrafiken nach Rubens“

Bergisch-Gladbach. „Druckgrafiken nach Rubens“ lautet der Titel einer Ausstellung, die das Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach bis zum 26. Mai zeigt. In acht Themenräumen vermittelt der umfangreiche Bestand des Bergisch Gladbacher Sammlers Wolfgang Vomm, aus dem 150 Arbeiten zu sehen sind, einen Einblick in das Werk Rubens’ und dessen Verbreitung im Laufe der Jahrhunderte.

Universalgenie und cleverer Unternehmer

Rubens: Ein Name ist Programm. Er ist das Synonym für ausladende Gemälde mit opulenten Personen. Rubens steht für die farbige Strahlkraft der Barockmalerei. In acht Themenräumen vermittelt der umfangreiche Bestand des Bergisch Gladbacher Sammlers Wolfgang Vomm einen Einblick in das Werk Rubens’ und dessen Verbreitung im Laufe der Jahrhunderte. Es ist genau dieser Facettenreichtum, der Vomm an seinem Sammelgebiet so fasziniert, wie er verrät. Rund 1500 Blätter hat der Kunsthistoriker und ehemalige Leiter der Städtischen Galerie Villa Zanders in 20 Jahren zusammengetragen; 150 sind in der Ausstellung zu sehen. Vomm präsentiert den berühmten Belgier, der übrigens in Siegen geboren wurde, als Universalgenie und cleveren Unternehmer, der sich bereits zu Lebzeiten aller verfügbaren Medien bediente, um seinen Ruhm zu mehren.

20 Jahre Sammlertätigkeit

Bestimmend für die Schau war dabei auch der Anspruch, den medialen Siegeszug der Druckgrafik in vor-fotografischer Zeit zu beleuchten. Die Sammlung selbst wurde in mehr als zwanzig Jahren eifriger Sammeltätigkeit zusammengetragen, inspiriert von der außerordentlichen Meisterschaft der Grafiker insbesondere des 17. und 18. Jahrhunderts, aber auch von der universalen Vielfalt des Sujets. Dabei bildet sie außerdem die Weiterentwicklung der Rubensgrafik im 19. Jahrhundert bis hin zur Buchillustration und Zeitungsgrafik ab und richtet das Augenmerk auch auf den Künstlerkult, der sich zu dieser Zeit um Rubens entfaltete und mit der Setzung von Monumenten und aufwändigen Rubens-Festen einen Höhepunkt erreichte

Arbeitsteilig organisiert

Das umfangreiche malerische Werk des flämischen Malerfürsten Peter Paul Rubens (1577 – 1640) entfaltete seine Wertschätzung und seinen vorbildlichen Einfluss nicht zuletzt durch das Medium der Druckgrafik. Sie war es, die seine genialen Bilderfindungen in aller Welt bekannt machte und seinen Ruhm als Künstler etablierte. In der Zeit des 16. bis 19. Jahrhunderts – vor Entwicklung der Fotografie und des Offsetdrucks – war die Grafik das einzige Bildmedium, durch das sich Erfindungen großer Künstler überhaupt europaweit verbreiten konnten. Im Unterschied zu Künstlern wie Lucas van Leyden oder Rembrandt van Rijn erstellte bzw. radierte Rubens die Druckplatten jedoch nicht selbst. Als Leiter der größten Malerwerkstatt seiner Zeit war er es vielmehr gewohnt, den Herstellungsprozess arbeitsteilig zu organisieren. Üblicherweise fertigte der beste Künstler seiner Werkstatt zunächst eine Reproduktionszeichnung nach einem Gemälde, die dann – nach der Korrektur durch den Meister – als Vorlage für den Kupferstecher diente. Die nach Rubens’ Bildern gestochenen Blätter waren im Gegensatz zu seinen Gemälden für jedermann zugänglich und erschwinglich.

Leitbild und Kultfigur Belgiens

Schon seine Zeitgenossen waren von seinem neuen, höchst lebendigen Darstellungsstil fasziniert, der auch komplexe Themen in großen Kompositionen mit vielen Figuren souverän bewältigte. Die Praxis, sämtliche Bildmotive, die die Werkstatt verließen, vorher von Schülern kopieren zu lassen, macht Peter Paul Rubens zudem zu einem der am besten dokumentierten Künstler seiner Zeit, und vor allem auch der Zeit danach. Denn die Motive überlebten in Druckgrafiken bis ins 19. Jahrhundert, vervielfältigt von verschiedensten Interpreten. Sie dienten vielen Künstlern des 17. und 18. Jahrhunderts als Vorlage und waren zugleich von Beginn an begehrte Sammelobjekte. Im 19. Jahrhundert wurde Rubens schließlich zum Leitbild und zur Kultfigur des belgischen Nationalstaates.

Wolfgang Vomms Leidenschaft für Kunst mit und auf Papier ist in der Vergangenheit in weiteren Grafikausstellungen des Hauses (Dürer, Rembrandt, Goltius, Picasso, Chagall, Droese, Vostell, Schirmer u.a.) zum Ausdruck gelangt, nicht zuletzt auch in der Gründung der Sammlung „Kunst aus Papier“ und dem Aufbau der Artothek. Die besondere Pflege dieses Gebietes sieht Vomm vor dem Hintergrund einer mehr als 400-jährigen Tradition der Papierherstellung in Bergisch Gladbach. pk

 

BUS:

Bild 1: Schelte à Bolswert, Arkadische Landschaft mit Hirten und Regenbogen, um 1650, Kuperstrich, 34,3 x 46,1 cm

Bild 2: Paul Pontius, Peter Paul Rubens mit Hut, 1630, Kupferstich, 36,5 x 27,3 cm

Bild 3: Lucas Vosterman d. Ä., Die Rückkehr der Hl. Familie aus Ägypten, 1620, Kupferstich, 39,5 x 31,0 cm

 
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