Ulla von Brandenburgs Solo im Kunstmuseum Bonn

Von Peter Köster

Bonn/London. Im letzten Jahr hatte Ulla von Brandenburg in Aarhus in der dortigen Kunsthalle im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt ihr erstes Solo in Dänemark. Bis heute hat die Künstlerin ein komplexes und charakteristisches OEuvre entwickelt, dem sich das Kunstmuseum Bonn und die „Whitechapel Gallery“ London mit zwei unterschiedlichen Ausstellungen und einer gemeinsamen Publikation widmen. In der Bonner Ausstellung „Sweets, Quilts, Sun“, kuratiert vom wissenschaftlichen Volontär Maximilian Rauschenbach, zeigt die Karlsruherin bis zum 24. Februar 2019 neben Aquarellen und Zeichnungen auch Quilts, Installationen und Filme.

Blick hinter Bühne des Lebens

Im Zentrum der Arbeit von Ulla von Brandenburg stehen zumeist Filme, die sie mit Theatervorhängen, Architekturen oder Wandmalereien in eine räumliche Gesamtinszenierung integriert. Der Betrachter betritt im Ausstellungsraum damit jeweils bühnenartige Installationen, die ihn in das surreal anmutende Setting der Filme hineinziehen. „Von Brandenburgs Installationen sind Allegorien über das Theater als Sinnbild des Lebens und über den vielschichtigen Zusammenhang von Theater und Realität, Illusion und Reflexion. Sie lässt uns hinter die Bühne des Lebens blicken, ohne die Faszination des eigenen Spiels zu zerstören. In Ulla von Brandenburgs künstlerischem Kosmos wird jeder Raum zur Bühne, zu einer theatralen Plattform, die nicht nur die Akteurinnen und Akteure, sondern auch das Publikum umfasst“, so Stephan Berg, Intendant des Kunstmuseums.
Theater, Aktion, Inszenierung, Spiegelung sind die Themen der 44-jährigen Karlsruherin, Film und Stoff ihre Werkstoffe. All dies kommt wunderbar zum Tragen in ihrer Schau „Sweets/ Quilts/ Sun“. Sieben genähte Quilts, die sie bunt im Raum schwingen lässt, zeigen auch Biografisches, entstammen doch einige dieser Stofffragmente dem Fundus der Künstlerin. „Aus diesen farbigen textilen Stoffen entstehen fragile temporäre Situationen und labyrinthische Korridore“, so von Brandenburg über ihre Arbeit. Ihre Quilts sind aber weit mehr als nur reine Heimtextilien. Bei von Brandenburg werden sie auch dank ihrer gekonnten Farbkompositionen und geometrischen Muster zum eigenständigen und vielbestaunten Kunstwerk.

Werk basiert auf Theater und Literatur

Ulla von Brandenburg ist keine klassische Künstlerin, die in einem Studio arbeitet. Stattdessen stellt sie sich individuell auf ihre jeweiligen Arbeitsräume ein. „Ich mag die Idee nicht, dass etwas begrenzt sein könnte”, erklärt sie. Ein groβer Teil ihrer Werke basiert auf dem Theater, der Literatur oder sogar auf Opern. Sie sagt, sie sei keine Spezialistin für einen bestimmten Bereich, sondern jemand, der mit groβem Interesse viele unterschiedliche Materialien und Medien verwende und miteinander verbinde. „Wenn ich eine Idee habe, versuche ich das perfekte Medium dafür zu finden.“ Die Künstlerin reflektiert, dass sie mit ihrem Stil nichts Neues erfinde. Das Material und die Formen, die sie verwende, existierten bereits: „Ich benutze all diese wunderschönen Sachen. Es geht mir darum, sie miteinander zu kombinieren.“

Weißes Podest mit Stufen als Rauminstallation

Nun, dies ist ihr trefflich gelungen, wie beispielsweise ihr filmisches Dokument „It has a golden sun and an elderly grey moon“ beweist, das mit sehr viel Poesie daherkommt. Hier spielt sie mit unterschiedlichen Farbkombinationen, beispielsweise mit verschiedenfarbigen Stoffen. Der Streifen besteht aus fünf übergeordneten Themen oder sogenannten Kapiteln: Treppen, Bewegungen, Textilien, Rituale und Farben. Das 20-minütige Video handelt von einer Transformation im Leben und erinnert an griechisches Theater. Sieben Tänzer agieren in Zeitlupe mit farbigen Stoffen in einem schneeweißen Raum auf weißen Stufen, die zu einer tempelartigen Bühne führen. Es geht um Interaktion, um Gemeinsamkeiten, aber auch um Hierarchien, die erklommen und behauptet werden müssen. Ein weißes Podest mit Stufen steht im Raum, der Besucher ist eingeladen, es zu begehen. „Ulla von Brandenburgs Referenzen an das Theater führen uns immer wieder auf die Grundfragen unserer Existenz und Gesellschaft zurück“, so Stephan Berg.

International diskursprägende Position

Ulla von Brandenburg (*1974 in Karlsruhe) lebt und arbeitet in Paris. Von 1995 bis 1998 studierte sie Szenografie und Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und von 1998 bis 2004 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seit 2016 hat die Künstlerin eine Professur im Fachbereich Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe inne. Mit Einzelausstellungen im Institut Mathildenhöhe Darmstadt (2018), im Musée Jenisch Vevey (CH, 2018), der Kunsthal Aarhus (2017), dem K21 Ständehaus der Kunstsammlung NRW (2017) und der Beteiligung an zahlreichen Gruppenausstellungen, gehört Ulla von Brandenburg mittlerweile zu den international beachteten, diskursprägenden Positionen ihrer Generation.

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Bild 1: Ulla von Brandenburg, Wagon Wheel /Detail), 2017, Quilt mit verschiedenen Stoffen, 220 x 162 cm. Foto: Peter Köster

Bild 2: Ein weißes Podest mit Stufen als große Rauminstallation und Bühne für Besucherinnen und Besucher. Foto: Peter Köster

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