Seit 1971 sammelt der Bund Kunstwerke aus Deutschland

„Kaleidoskop gegenwärtiger Kunstpositionen“

Von Peter Köster

Bonn/Berlin. Die Deutschlandhymne in zehn unterschiedlichen afrikanischen Dialekten via Lautsprecher zu Gehör gebracht, ein überdimensionaler Gramophontrichter, dazu Bilder mal gegenständlich, mal abstrakt – gemalt, gezeichnet, fotografiert. Die Ausstellung „Deutschland ist keine Insel – Sammlung zeitgenössischer Kunst der BRD. Ankäufe von 2012 bis 2016“, bis zum 27. Mai in der Bundeskunsthalle Bonn zu sehen, zeigt so unterschiedliche Zugänge zur Gegenwart, so unterschiedlich die Künstler eben sind. Insgesamt handelt es sich um rund 150 Werke von 81 internationalen und nationalen Künstlerinnen und Künstlern. Maßgeblich für die Ausstellungskonzeption waren neben der gesellschaftlichen Bedeutung die Bildästhetik und Medienreflexionen.

Einblick in die aktuelle Kunstproduktion

Mit dem Sujet „Deutschland und seine politische Gegenwart“ beschäftigen
sich Künstler aller Ausdrucksformen. Die neue Schau der Bundeskunsthalle gibt Einblick in die aktuelle Kunstproduktion. Dabei zeigt sie raumgreifende Installationen, Zeichnungen, Malereien, Skulpturen und Fotografien ebenso wie Videos. Ausgestellt werden unter anderem zwei titellose Papierarbeiten des niederländischen Künstlers Erik van Lieshout, die Angela Merkel und das
Brandenburger Tor zeigen. Aber auch die Fotografie „DDR Children Library, Pritzwalk“ des international renommierten Künstlerduos Clegg & Guttmann ist zu sehen. Von Antje Majewski´s 2013er Serie „Museum in der Garage“ wird ein „Miniaturhund, Geschenk an die Gefangene Martha Desrumaux. KZ Ravensbrück, vor 1945“ gezeigt. Isa Genzken, Trägerin des Goslaer Kaiserrings, ist mit einer Videoarbeit vertreten. Eine weitere Preisträgerin ist Anne Imhoff, die auf der Biennale in Venedig den Goldenenen Löwen bekam. Sie kommt in Bonn in Lack daher. Einmal in einem farbintensiven Blau und dann signalfarben rot, locken ihre beiden Lack-Aluminiumbilder zum Betrachten. Makellose Arbeiten? Nicht ganz. Bei näherem Hinsehen sind die kleinen Kratzer zu erkennen. Aber bewusst so von der Künstlerin in den Lack hineingekratzt.

Ideengeber Georg Meistermann

Seit 1971 sammelt der Bund Kunst. In vier Jahrzehnten ist eine umfangreiche Sammlung von mehr als 1600 Arbeiten entstanden. Sie dokumentiert das künstlerische Schaffen und damit die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in der Bundesrepublik Deutschland. Es fing an 1970, als sich Willy Brandt vom Kölner Maler Georg Meistermann porträtieren ließ. Meistermann, zugleich Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes, war nicht nur ein bekannter Künstler, er war auch ziemlich geschäftstüchtig, zudem kulturell gut vernetzt. Er regte an, eine Sammlung aufzubauen. Brandt griff die Idee auf. Seit 48 Jahren wird gesammelt. Nachdem die Sammlung zunächst unter der Obhut des Bundesinnenministers stand, wird sie heute von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) verwaltet. Über die Ankäufe für die Bundeskunstsammlung entscheidet eine unabhängige Kommission aus Fachleuten, die alle fünf Jahre von der BKM berufen wird.

Erworbene Werke werden ausgeliehen

Die Jury durchforstet nationale und internationale Kunstmärkte und Messen für mögliche anzukaufende Werke aber auch für den eigenen Sammlungsbestand. Zum Ankauf treffen sich die ehrenamtlich tätigen Museumsleute auf international wichtigen Kunstmessen in Köln, Basel und London. Dabei stehen ihnen zurzeit rund 485.000 Euro jährlich für Neuerwerbungen und notwendige Restaurierungen zur Verfügung. Zwischen 2012 und 2016 wurden damit 173 Arbeiten für rund 1,7 Mio. Euro erworben. „Einen festen Ort, an dem die Sammlung ständig zu besichtigen ist, gibt es nicht. Die Werke werden an öffentliche Institutionen, Ministerien, Botschaften, das Bundeskanzleramt, aber auch an zahlreiche Museen in Deutschland ausgeliehen,“ sagt Stefan Berg, (Bonner Kunstmuseum) und Mitglied dieser fünfköpfigen Ankaufskommission. Neben Berg waren in der Ankaufskommission 2012 – 2016 tätig: Hans-Jörg Clement, Konrad-Adenauer.Stiftung, Berlin (nur 2012) Susanne Gaensheimer, Museum Moderne Kunst, Frankfurt Anette Hüsch, Kunsthalle Kiel, Matthias Mühling, Lenbachhaus München und Svenja von Reichenbach, Kunsthalle Deutsche Bank.

„Eine Ansage mit den Mitteln der Kunst“

„Die Sammlung zeitgenössischer Kunst des Bundes ist Ausdruck des Selbstverständnisses einer demokratischen Kulturnation. Sie dokumentiert in ihrer Auswahl die zeitgenössische bildende Kunst in Deutschland und ist zugleich ein Spiegel unserer jüngsten Geschichte und gesellschaftlichen Entwicklungen“. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, gab diese Worte der Ausstellung Deutschland ist keine Insel“ – Sammlung zeitgenössischer Kunst des Bundes – mit auf den Weg. „Die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik eröffnet einen kulturellen Kosmos, in dem Impulse und Ideen, Anschauungen und Erfahrungen miteinander in Dialog treten. Damit ist sie in gewisser Weise allein durch ihre Existenz und die Bedingungen ihrer Fortschreibung ein politisches Signal, das angesichts einer vermehrt salonfähig zu werden drohenden Fremdenfeindlichkeit, aktueller – und notwendiger – denn je ist.“ Monika Grütters weiter: „Ein Blick auf die Namen der Künstlerinnen und Künstler, die in dieser Ausstellung vertreten sind, offenbart die Vielfalt zeitgenössischer Kunst, die sich aus dem Pluralismus der Kulturen, Weltanschauungen, Religionen und Lebensweisen in unserer Gesellschaft speist. Viele von ihnen sind nicht in Deutschland geboren, doch sie leben und arbeiten hier. Das titelgebende Werk der Ausstellung (eine neuteilige Zeichenserie)‚Ohne Titel (The Island)‘ von Erik van Lieshout ist ein politisches Bekenntnis und eine Kampfansage gegen Abschottung und Ausgrenzung – eine Ansage mit den Mitteln der Kunst.“

<form><!-- [et_pb_line_break_holder] --><input type="button" value="Zurück" onClick="history.back(-1)"/> <!-- [et_pb_line_break_holder] --></form><!-- [et_pb_line_break_holder] -->

BUS

Foto: 1
Tobias Zielony, zeigt diese Arbeit aus seiner Serie „Jenny, Jenny“ von 2013, die aus einer Zufallsbegegnung mit einer jugendlichen Prostituierten am Berliner Straßenstrich entstand.
Foto: Peter Köster

Foto: 2
Flaka Haliti Tshego 2016 Metall, blau eingefärbter Sand, Kunststoff
160 x 60 x 80 cm Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland © Flaka Haliti
Foto: Peter Köster

Foto: 3
Jonas Maas. Ohne Titel 2014.
Foto: Peter Köster

Foto: 4
Simon Denny „Berlin Startup Case Mod. ResearchGate“ und „Berlin a rising startup city?“ und Bauzaun 2014.
Foto: Peter Köster

<form><!-- [et_pb_line_break_holder] --><input type="button" value="Zurück" onClick="history.back(-1)"/> <!-- [et_pb_line_break_holder] --></form><!-- [et_pb_line_break_holder] -->
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner