„Nasca. Im Zeichen der Götter“

Bundeskunsthalle zeigt archäologische Entdeckungen aus der Wüste Perus

Von Peter Köster

Bonn. Kontrastprogramm in der Bundeskunsthalle: Nachdem gerade erst die Ausstellung „The Cleaner“ mit Marina Abramovic die Schlagzeilen beherrschte, folgt nun mit der Schau „Nasca. Im Zeichen der Götter“ eine Ausstellung, die archäologische Entdeckungen aus der Wüste Perus ins Zentrum rückt. Die bis zum 16. September aus öffentlichen sowie privaten peruanischen
Sammlungen gezeigten Exponate, darunter befinden sich Stücke, die noch nie eine internationale Ausstellungsbühne erlebten, werden nun in Bonn präsentiert. Vorherige Stationen waren Lima in Peru und Zürich in der Schweiz. Nach Bonn wandert die Ausstellung weiter nach Madrid.

Weltberühmt: Die Nasca-Linien

Rein Wolfs, Intendant der Bundeskunsthalle: „Immer wieder stellen uns Zeugnisse vergangener Kulturen vor Fragen, die sich kaum eindeutig beantworten lassen, unsere Phantasie und den Forscherdrang jedoch umso mehr beflügeln. Wer waren die Nasca? Wie lebten die Nasca? Was hat Nasca zu sagen? Woher kam und wohin ging die Nasca-Kultur?“ Die Ausstellung versucht, die Nasca-Kultur möglichst umfangreich zu illustrieren; ihre Gesellschaft, ihre Geschichte und vor allem ihre Kunst. Die rund 200 Exponate geben Hinweise auf den Alltag der Menschen, die in fruchtbaren Tälern zwischen den Hochanden im Osten und einer dem Pazifik vorgelagerten Wüste lebten. Hier, auf einem der trockensten Flecken der Erde, legten sie ihre Bodenzeichnungen an, die sogenannten Geoglyphen. Diese Nasca-Linien im Süden von Peru zählen zu den berühmtesten Hinterlassenschaften der Vorzeit. Immer wieder bietet das Ensemble aus mythischen Figuren, exotischen Tierdarstellungen und geometrischen Bodenbildern Anlass für wilde Spekulationen. „Diese Markierungen sind heute als Geoglyphen bekannt, was wörtlich Erdgravuren bedeutet“, sagt Nasca-Experte und Kurator Peter Fux vom Museum Rietberg (Zürich). „Es sind Linien, Flächen und Tierdarstellungen im Wüstenschutt. Ernsthafte Forschungen über deren Bedeutung wurden erst im 20. Jahrhundert angestellt. Zunächst gab es bizarre Vermutungen über ihre Entstehung. Ja, sie wurden sogar Außerirdischen zugeschrieben. Die vielen unterschiedlichen Figuren können eigentlich nur aus der Luft gut erkannt werden. Sie sind nämlich teilweise mehrere Hundert Meter groß und daher recht unübersichtlich“, so der Wissenschaftler.

1,9 Kilometer langes Trapez

Die Geoglyphen befinden sich im Nasca-Becken an der Südküste Perus. Auf einer Fläche von mehr als 500qkm wurde der steinige Wüstenboden zwischen den Tälern am Fuße der Anden umgestaltet, indem die höhergelegenen Ebenen, die sogenannten Pampas sowie Hügel und Hänge mit großflächigen Bodenzeichnungen versehen wurden. Wo die Geoglyphen nicht vom Menschen zerstört wurden, sind sie aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen bis heute erhalten. Wie viele Geoglyphen es im Nasca-Becken gibt, weiß niemand genau, ihre Zahl geht in die Tausende, schätzt Peter Fux. Eine kleine Gruppe hat besondere Aufmerksamkeit erlangt, da es sich bei ihnen um leicht erkennbare Figuren von Tieren (u.a. Kolibri, Pelikan, Affe, Hund, Spinne, Eidechse, Wal) oder um menschenähnliche Wesen handelt. Diese figürlichen Geoglyphen sind heute beliebte Ziele der touristischen Rundflüge über die Pampas, die von der heutigen Stadt Nasca aus angeboten werden. Viel zahlreicher (nahezu 90 Prozent) sind im Nasca-Becken jedoch geometrische Geoglyphen, die sich anhand ihrer Formen in Linien und Flächen einteilen lassen. Die geometrischen Geoglyphen können beeindruckende Ausmaße erlangen. Das größte bekannte Trapez ist beispielsweise 1,9 Kilometer lang. Die Hochebenen in der Wüste zwischen den bewässerten Tälern als Wohnort und den Bergen als Sitz der Götter bilden zwischen dem Leben und dem Göttlichen eine Zwischenebene. Es ist ein idealer Ort für die Kontaktaufnahme mit dem Übernatürlichen. Es handelt sich um einen Ritualort und genau dort finden sich die Geoglyphen.

Bodenzeichnungen zum Ablaufen gemacht

Wissenschaftler wissen heute aufgrund der archäologischen Forschungen, dass die Bodenzeichnungen nicht zum Anschauen, sondern zum Ablaufen gemacht wurden. Menschen haben sich darauf bewegt, sie haben die Bilder rituell abgeschritten. Es gab dazu Musik – keine andere Anden-Kultur hinterließ mehr Musikinstrumente als die Nasca – und die Rituale wurden von der Einnahme psychoaktiver Substanzen (Mescalin) begleitet. Geometrische Formen bilden über das Abschreiten ein rhythmisches Erlebnis. Nicht minder faszinierend ist die farbintensive Bildersprache der Nasca-Menschen, die heute auf Keramikarbeiten und Textilwaren zu sehen sind. „Nasca. Im Zeichen der Götter“ entführt die Besucherinnen- und Besucher in den Süden des Andenstaates, wo die Nasca-Kultur (ca. 200 v.Chr. – 650 n. Chr.) ihre Blütezeit erlebte. In der Ausstellung sind Gefäßmalereien, Goldmasken, Musikinstrumente und farbenprächtige Textilien zu sehen. Die Wüstenlandschaft der Nasca wird anhand von Projektionen auf große, reliefartige Geländemodelle gezeigt. Die Geoglyphen wurden für die Ausstellung mit Drohnen aufgenommen. Dabei sind neue, beeindruckende Aufnahmen entstanden. Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Museo de Arte de Lima (MALI), dem Museum Rietberg in Kooperation mit der Bundeskunsthalle, Deutsches Archäologisches Institut in Bonn unter Beteiligung der bedeutendsten Nasca-Archäologinnen und -Archäologen weltweit.

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BUS:

Nasca 1
Figurengefäß eines mythischen Ahnenwesens Frühe Nasca-Phase
(Stilphase Nasca 3) 50–300 n. Chr. Ton, modelliert und bemalt, gebrannt
Museo Nacional de Arqueología Antropología e Historia del Perú;
Ministerio de Cultura del Perú. Foto: Peter Köster

Nasca 2

Bügelhenkel-Doppelausgussflasche in Form eines Orcas (Schwertwal)
Ton, modelliert und bemalt, gebrannt Frühe Nasca-Phase (Stilphase Nasca 3)
50–300 n. Chr. Museo Nacional de Arqueología, Antropología e Historia del Perú; Ministerio de Cultura del Perú. Foto. Peter Köster

Nasca 3

Das sogenannte Augenwesen der Paracas-Kultur gilt als mythische Gestalt. Meistens trägt es einen abgetrennten Menschenkopf mit sich und gilt als Vorfahre des anthropomorphen mythischen Wesens der Nasca Kultur.
Foto: Peter Köster

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