Max Klinger und das Kunstwerk der Zukunft

Von Peter Köster

Bonn. Er war eine Zentralgestalt der europäischen Kunstszene um die Jahrhundertwende, und nun würdigt die Bundeskunsthalle (BKH) Max Klinger anlässlich seines 100. Todestages mit einer einzigartigen Schau. Die Ausstellung, Titel: „Max Klinger und das Kunstwerk der Zukunft“, die in Kooperation mit dem Museum der bildenden Künste Leipzig (MdbK) entstanden ist, wird bis zum 31. Januar gezeigt. Die Bonner Ausstellung umfasst rund 200 Werke aus allen Schaffensbereichen des Leipziger Künstlers.

Es ist wahrlich eine kapitale Ausstellung, die in der BKH präsentiert wird. In der großen Halle des Bonner Hauses werden die Besucherinnen und Besucher direkt mit einem der Klingerschen Monumentalwerke, dem riesigen Gemälde „Kreuzigung“ konfrontiert. Im Zentrum des Bildes die Apostelin Maria Magdalena und des Apostels Johannes, der die Gesichtszüge Ludwig van Beethovens trägt. Im Mittelpunkt dieser Schau aber steht die Klinger- Beethoven-Skulptur, ein überdimensionales Beethoven-Denkmal aus Marmor, Malerei und Elfenbeinschnitzereien. Man sieht einen fäusteballenden Komponisten, der in Alabaster-weiß gehüllt, halbnackt auf Bronze und Granit thront. Max Klinger fertigte diese Arbeit für die Ausstellung der Wiener Secession im Jahre 1902, und Gustav Klimt schuf dafür seinen berühmten Beethoven-Fries. Dieser galt damals nur als Rahmen für Klingers Monumentalwerk, das heute das Herzstück der Klinger-Sammlung des Leipziger Museums ist. Die Bundeskunsthalle hat das fast fünf Tonnen schwere Monument von Leipzig für das Beethoven-Jahr ausleihen dürfen, was seitens der Bonner Verantwortlichen als „wahrer Glücksgriff“ bezeichnet wird. Diese Beethoven-Skulptur gilt als Höhepunkt der spätromantischen Beethoven-Verehrung und bildet einen spektakulären Beitrag zum Jubiläumsjahr BTHVN 20.

Ein Pionier des deutschen Symbolismus

Max Klinger (1857–1920) gehörte als Pionier des deutschen Symbolismus zu den prominentesten und zugleich umstrittensten Künstlerpersönlichkeiten der internationalen Kunstszene um 1900. Sein Werk umfasst Gemälde, Skulpturen und ein reiches grafisches Œuvre. Angeregt von Richard Wagner strebte Klinger die Überwindung von Gattungsgrenzen im Sinne eines Gesamtkunstwerks an, in dem Malerei, Plastik, Graphik, Architektur und nicht zuletzt die Musik – zu einer harmonischen Einheit verschmelzen. Mit seiner „originellen Phantastik“ und technisch virtuosen Bildfindungen im Bereich der Druckgrafik erntete Max Klinger bereits früh große Bewunderung. In seinen Gemälden und Skulpturen wandte er sich von der akademisch-idealisierenden Figurenauffassung ab, hin zu einer damals schockierenden Darstellung des nackten menschlichen Körpers. Zwischen Traumbildern, Mythos und der rauen Wirklichkeit hat Max Klinger sein Leben lang nach der Natürlichkeit gesucht.

Die Motive pendeln zwischen Traumbildern und Sozialkritik. Klinger hat sich, wie unschwer zu erkennen ist, bei einigen seiner Werke reichlich gütig getan, bei den alten Griechen, Römern und der Bibel, und so heißen seine Heldinnen und Helden Prometheus, Kassandra, Salome oder Eva. Die Ausstellung konzentriert sich außerdem auf die Auseinandersetzung der Geschlechter: Eines der Engelsgesichter im Thron des Beethoven-Denkmals zeigt beispielsweise die Gesichtszüge von Elsa Asenijeff. Sie war Schriftstellerin, Klingers Lebensgefährtin und Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht. Max Klinger starb am 4. Juli 1920 in Großjena. Die Grabrede hielt Käthe Kollwitz.

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Bild-1: Max Klinger. Großes Wandgemälde: „Knieendes Mädchen mit Blumenkorb“ im Foyer der Bundeskunsthalle. Foto: Peter Köster
Bild-2: Max Klinger. Beethoven-Monument als Mittelpunkt der Schau. Foto: Peter Köster
Bild-3: Max Klinger. „Die Kreuzigung Christi“ 1890 Öl auf Leinwand, Museum der bildenden Künste Leipzig. Foto: Peter Köster

 
 

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