Kunstmuseen Krefeld: Vorschau 2018

Unter anderem zeigt das Kaiser-Wilhelm Museum die retrospektive Einzelausstellung des Remscheider Künstler Volker Dröse  

Von Peter Köster

Krefeld. Noch bis zum 8. April 2018 läuft im Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld die Ausstellung „Der unersättliche Blick – Die Reisen des Landschaftsmalers Adolf Höninghaus (1810 – 1882). Das Reisen durchzieht die Schau wie ein verführerischer Leitgedanke. Gemeinsam mit dem Künstler können Bachläufe im Neandertal bei Düsseldorf entdeckt, das Forum Romanum in Rom erkundet und nach Sizilien übergesetzt werden. „Von Der Idee Zur Form – Domeau & Pérès: Dialoge Zwischen Design und Handwerk“, lautet der Titel des vom 18. Mai bis zum 14. Oktober laufenden Projekts. Martin Szekely, „Domo“, 2005 matali crasset, „Permis de construire“, 2000. „Das Praktische und Das Ideale“ – Peter Behrens Zum 150. Geburtstag. Die Ausstellung wird vom 18. Mai bis zum 14. Oktober gezeigt.

Düsseldorfer Malerschule als Teil der Sammlung

Dabei gilt es Wolkenformationen zu beobachten, einzelne Pflanzen, Bäume und Landschaften präzise wahrzunehmen und den Malprozess des Künstlers von der Skizze bis zum Gemälde nachzuspüren. Mit rund 110 Ölskizzen, 160 Zeichnungen und einigen Ölgemälden präsentiert die Ausstellung erstmals eine umfangreiche Auswahl an Werken aus dem Nachlass des Künstlers, der sich seit 1897 im Museum befindet. Mit Adolf Höninghaus wird ein klassischer Vertreter der Düsseldorfer Malerschule entdeckt und die Geschichte der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts um eine faszinierende Episode fortgeschrieben. Gemälde von Johann Wilhelm Schirmer, Carl Friedrich Lessing, Carl Ferdinand Sohn und anderen bereichern die Präsentation und lassen den zeitgenössischen Kontext für das Werk von Höninghaus aufscheinen. Im Dialog mit dem Werk von Adolf Höninghaus steht der Konzeptkünstler Victor Burgin mit der Videoinstallation „Voyage to Italy“ von 2006. In zwei unterschiedlichen Jahrhunderten haben beide Künstler das gleiche Reiseziel: Italien. Und beide setzen sich bewusst mit bereits bestehenden Bildern und Vorstellungen auseinander und schaffen durch einen reproduzierenden Blick ein eigenes ‚Italienbild‘.

Unter dem Begriff  Partizipation wird in der Kunst eine Strategie verstanden, mit der ein Künstler die Besucher unmittelbar in eine Aktion oder Handlung verstrickt. Der Besucher ist aufgefordert, etwas zu tun. Ohne seine Teilhabe und sein Mitmachen existiert das Kunstwerk nicht. Seit den 1950er Jahren hat sich die partizipatorische Kunst in vielfältiger Weise entwickelt. Wenn Christian Falsnaes (Kopenhagen) heute die Besucher auffordert, zu lachen, aufzuspringen, in die Hände zu klatschen oder ihm, dem Künstler, die Kleider vom Leib zu schneiden, dann ist es erstaunlich, wie bereitwillig die Menschen seinen Anweisungen folgen.

Choreographie von interaktiven Räumen

Mit unterschiedlichen Handlungskonzepten, Spielformen und Settings animiert der dänische Künstler die Besucher, sich selbst als Individuum wie auch als Teil einer Gemeinschaft kennenzulernen. Dabei überprüft er immer wieder auch Funktionsweisen von Macht und Gehorsam. Wie weit wird eine Anweisung befolgt? Wann werden Grenzen überschritten? Gleichzeitig setzt sich Falsnaes mit dem Verhältnis zwischen der Vergänglichkeit der Aktion und der auf Dauer angelegten ästhetischen Präsenz des Werkes auseinander. Für seine erste großangelegte museale Einzelausstellung entwickelt Christian Falsnaes eine Choreographie von verschiedenen interaktiven Räumen. Zwei neue Arbeiten konzipiert er speziell für das Kaiser Wilhelm Museum. Die Besucher können einige der Werke jederzeit selbstständig aktivieren. Während der von Sylvia Martin kuratierten Ausstellung, die vom 23. März bis 24. Juni 2018 gezeigt wird, ist der Künstler immer wieder selbst vor Ort, um Handlungen gemeinsam mit den Besuchern durchzuführen.

Umfangreiche Schenkung an Designmöbel

„Von Der Idee Zur Form – Domeau & Pérès: Dialoge Zwischen Design und Handwerk“, lautet der Titel des vom 18. Mai bis zum 14. Oktober laufenden Projekts. Martin Szekely, „Domo“, 2005 matali crasset, „Permis de construire“, 2000. Die Ausstellung präsentiert erstmalig die umfangreiche Schenkung an Designmöbel, die die Kunstmuseen Krefeld im letzten Jahr von den französischen Herstellern Domeau & Pérès erhalten haben. Philippe Pérès und Bruno Domeau haben ihr handwerkliches Können und ihre Expertise ganz dem zeitgenössischen Design gewidmet und ermöglichen Designern ihre ambitioniertesten Träume zu verwirklichen. Mit Möbeln und Objekten in limitierter Auflage schreiben sie Designgeschichte. Die Schenkung umfasst rund 50 hochwertige Objekte wie auch Prototypen von den wichtigsten Vertretern des zeitgenössischen Designs, darunter Ronan & Erwan Bouroullec, Christophe Pillet, matali crasset, Martin Szekely, Eric Jourdan, Michael Young, Odil Decq und Möbel konzipiert von Sophie Taeuber-Arp. Die Objekte werden durch die Ausstellung in der Sammlung kontextualisiert und zusammen mit Konvoluten der bildenden sowie angewandten Kunst präsentiert.

Mehr als 120 Jahre nach der Einweihung des ursprünglich als Museum für Kunst und Kunstgewerbe gegründeten Kaiser Wilhelm Museums verdeutlicht diese Ausstellung den interdisziplinären Geist der Krefelder Sammlung. Darüber hinaus wird sie den kreativen Entstehungsprozess von Möbeln anhand des Dialogs zwischen Handwerker und Gestalter (ob Künstler oder Designer) aufzeigen. Anlässlich der Ausstellung kooperieren die Kunstmuseen Krefeld mit dem Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein. Ein Team von Produktdesign- und Kommunikationsdesign-Studenten hat die Ausstellungsarchitektur und das Grafikdesign konzipiert, das in Abstimmung mit der Kuratorin Katia Baudin, assistiert von: Constanze Zawadzky umgesetzt wird. Die Ausstellung wird unterstützt vom Bureau des arts plastiques des Institut Français in Deutschland

Das Praktische und Das Ideale“

„Das Praktische und Das Ideale“ – Peter Behrens Zum 150. Geburtstag. Buchschmuck, 1899 Titel eines Geschäftsprospekts, 1908 AEG-Glühlampe.  Anlässlich des 150. Geburtstages von Peter Behrens arbeiten die Kunstmuseen Krefeld ihre umfangreichen Behrens-Bestände sowie die erhaltene Korrespondenz zwischen Peter Behrens und dem Gründungsdirektor des Kaiser Wilhelm Museums Friedrich Deneken erstmals auf und präsentieren sie in einer Ausstellung.

Frühes Corporate Design

Die Zusammenarbeit zwischen Behrens und Deneken zeigt den fruchtbaren Austausch zwischen Künstler und einem Museumsdirektor, der sein Programm einer ästhetischen Geschmacksbildung für den Alltag umzusetzen suchte – eben das Praktische und das Ideale miteinander in Einklang bringen wollte, wie es Behrens programmatisch in einem Brief an Deneken formulierte. Behrens‘ Weg vom Jugendstilkünstler zum wegweisenden Gestalter der Moderne stehen ebenso im Fokus der Präsentation wie das frühe Corporate Design, das er für die Anker Werke in Delmenhorst und als Gestalter sämtlicher Produkte der A.E.G. entwickelte. Die Ausstellung und die begleitende Publikation entstehen in Kooperation mit dem MAK Köln und dem LVR Industriemuseum Oberhausen, die zeitgleich Ausstellungen zu Peter Behrens zeigen. Die Ausstellungsarchitektur wird in Zusammenarbeit mit Studierenden der Peter Behrens School of Arts Düsseldorf unter Leitung von Thorsten Scheer konzipiert. Die Ausstellung, sie wird von Magdalena Holzhey kuratiert,  wird vom 18. Mai bis zum 14. Oktober gezeigt. Die Restaurierung des Bestandes wird ermöglicht durch die Kulturstiftung der Länder.

„Auf Freiheit zugeschnitten – Das Künstlerkleid um 1900 in Mode, Kunst und Gesellschaft“. Diesen Titel trägt die vom 12. Oktober 2018 bis zum 24. Februar 2019 gezeigte Ausstellung. Paul Iribe, Les Robes de Paul Poiret, 1908 Heinrich Vogeler, Titel der Zeitschrift Jugend, 1899 Die Einheit von Kunst und Leben, nach der die Reformbewegungen um 1900 strebten, war Anlass für Künstler, auch das Kleid der Frau in ihre neuartigen Gestaltungsexperimente einzubeziehen. Die ästhetische Gestaltung wurde zum Ausgangspunkt einer künstlerischen Reform, die auf die Umbrüche in Politik und Gesellschaft reagierte und einen neuen Kunstbegriff prägte.

Frauenbild in unterschiedlichen Facetten

Ausgehend von der ersten Künstlerkleid-Ausstellung in Deutschland, die 1900 in Krefeld stattfand, untersuchen die Kunstmuseen Krefeld erstmals die komplexen Wechselbeziehungen zwischen freier Kunst, Kunsthandwerk, Mode, Fotografie, Tanz und Werbung im Kontext der Reformbewegung und stellen das Künstlerkleid als Teil der Idee des Gesamtkunstwerks vor. Das Bild der Frau in seinen unterschiedlichen Facetten – von der Frau als dekorativem Objekt bis zur Frau als Künstlerin und emanzipierter Unternehmerin – rückt ebenso in den Blick wie die europäischen Netzwerke: Zwischen den deutschen Zentren der Reformbewegung und der Wiener Werkstätte, der englischen Arts and Crafts Bewegung, vor allem der Glasgow School, und der Entstehung der Haute Couture in Paris insbesondere mit Paul Poiret lassen sich enge Verflechtungen aufzeigen. Vorstellungen von Individualität und Persönlichkeit beziehungsweise gesellschaftlicher Rolle, die um 1900 neu entstehen, prägen bis heute unser Verständnis von Mode. Diese Zusammenhänge sollen in einem breit angelegten Rahmenprogramm für den Besucher erlebbar gemacht werden. Zur Ausstellung, die durch die Ernst von Siemens-Kunststiftung unterstützt wird, erscheint ein umfangreicher Katalog in deutscher und englischer Sprache. Kuratorinnen sind Magdalena Holzhey und Ina Ewers-Schultz.

„Volker Döhne Sucher Und Finder“ (16. November 2018 bis zum 14. April  2019 ist die erste retrospektiv angelegte Einzelausstellung des Remscheider Künstlers. Aus: Bunt, 1978/1979 Die Frage, wie ein Bild funktioniert, verbindet  Döhne auf ebenso subtile wie beeindruckende Weise mit dem Erzählen von Geschichten. Der Fotograf und Grafiker gehörte 1976 zu den ersten Studenten der berühmten Fotografieklasse von Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf. In zahlreichen Bildreihen, die bis heute entstanden sind, untersucht er mit sachlicher Strenge geografische, soziale wie auch historische Räume des Rheinlands, des Bergischen und des Ruhrgebiets.

Zwischen Wiederholung und Variation berichten die Fotografien zum Beispiel über Einblicke auf Autorückbänke, mit denen die Nutzer auf ungewöhnliche Weise porträtiert werden, oder über Besonderheiten des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Die erste retrospektiv angelegte Einzelausstellung stellt das fotografische Werk von Volker Döhne in ausgewählten Themenkreisen wie /79), Rheinstraße (1990) oder Umbau (2014) Bunt (1978 vor. Zugleich geben Kataloge, Plakate und Karten Aufschluss über die grafische Gestaltungssprache des Künstlers, der an der Akademie in Düsseldorf auch Entwerfen, Schrift und Buchkunst studiert hat. Beide Medien, Fotografie und Grafik, können erstmalig in Verbindung gesehen werden. Volker Döhne war von 1980 bis 2018 für die Kunstmuseen Krefeld tätig. Zur Ausstellung entsteht eine Edition. Kuratorin: Sylvia Martin

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Bild 1 – Christian Falsnaes Portraits, 2017 Zerschnittene Kleidung auf schwarzem Rahmen160 x 120 cm Courtesy der Künstler und psm Gallery, Berlin © Christian Falsnaes

Bild 2 – Christian Falsnaes Fotografie, 2016 Courtesy der Künstler und psm Gallery, Berlin © Christian Falsnaes Foto: Jonas Lindstroem, Assistant: Kyra Wilhelmseder

Bild 3 – Kayserzinn Gerhard: Kaffeekanne, o. J. Zinn Höhe 19,5 cm
Slg. Kunstmuseen Krefeld Foto: Volker Döhne

Bild 4 – Matali Crasset Pemis de construiere, seit 2000 Schaumstoff, Stoff
180 x 70 x 72 cm Foto: Patrick Gries

Bild 5 – Peter Behrens AEG-Glühlampe, 1908 Fotografie Slg. Kunstmuseen Krefeld
Foto: Volker Döhne

Bild 6 – Henry van de Velde Tea-gown Aus: Album moderner, nach Künstlerentwürfen ausgeführter Damenkleider, 1900 Fotografie Slg. Kunstmuseen Krefeld © VG Bild-Kunst Foto: Volker Döhne

Bild 7 – Volker Döhne Aus: Rolling Home, 1994 Digitale Fotografie
Courtesy der Künstler © Volker Döhne

Bild 8 – Max Slevogt (1868 – 1932) Parkansicht von Godramstein mit blau gedecktem Tisch, 1912  Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm Slg. Kunstmuseen Krefeld Foto: Volker Döhne

Bild 9 – Adolf Höninghaus (1810 – 1882) Ohne Titel, 1844 – 1848, Öl auf Papier auf Pappe, 20 x 28,5 cm , Inv. Nr. GV 2016/1133, Slg. Kunstmuseen Krefeld Foto: V. Döhne, Kunstmuseen Krefeld

Bild 10 – Adolf Höninghaus (1810 – 1882), Ohne Titel, 1844 – 1848, (Immergrüne Eiche, Gallerie ad Albano), Bleistift, Aquarell auf Papier, 34,5 x 44 cm, Inv. Nr. GS 2016/11.961, Slg. Kunstmuseen Krefeld, Foto: V. Döhne, Kunstmuseen Krefel

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