„Katharina von Bora“ – Ausstellung nun in Bad Berleburg zu sehen

Von Peter Köster

Bad Berleburg/Bonn. Nach der Katharina von Bora Ausstellung ist vor der Katharina von Bora Ausstellung. Während im Frauenmuseum Bonn die viel beachtete Ausstellung bereits Geschichte ist, ist sie im Siegener Land äußerst präsent. „Kunst und Kirche, Kirche und Kunst sind kein Widerspruch,“ befand Stefan Berk, Superintendent des Kirchenkreises Wittgenstein in seinen Begrüßungsworten anlässlich der Ausstellungseröffnung in der Evangelischen Kirche Erndtebrück in Bad Berleburg. Der Kirchenkreis Wittgenstein hat Teile der Schau übernommen, die bis zum 2. März gezeigt wird. Beteiligte Künstlerinnen: Alin Klaas, Susa Jung-Neuser, Christine Theile, Petra Genster, Dorothea Kirsch, Inge Lux, Karin Klingmann, Gi Brenig und Marlen Seubert und Marianne Pitzen.

Reformation ist als Hauptwort weiblich

Die Reformation ist als Hauptwort weiblich, das „die“ macht’s deutlich. Aber beim Reformations-Jubiläum im vergangenen Jahr waren zumeist Männer-Gesichter zu sehen: Luther, Melanchthon, Calvin, Zwingli, um nur ein paar zu nennen. Dabei ist heute klar: „Ohne die Mitwirkung der Frauen hätte die Reformation nicht denselben Einfluss und dieselbe Verbreitung gehabt.“
Dieser Satz steht auf einer der knapp 20 übermannshohen Schautafeln, die Gegenstand der Ausstellung sind. Sie werfen einen Blick auf Katharina von Zell und Argula vom Grumbach, Frauen der Reformation, und auf historische Entwicklungen auf der Welt, bei uns, in Lettland, wo die Frauen-Ordination gerade wieder abgeschafft wurde, oder in den Niederlanden. Da gibt es Einiges zu lesen, worüber sich der reformierte Christ mit seiner Schwäche fürs gesprochene und geschriebene Wort natürlich freut.

Ab 1920 gab es in Deutschland Vikarinnen

Wie kam es, dass sich Frauen dazu berufen fühlten, ihre Stimme zu erheben? Der religiöse Aufbruch im 16. Jahrhundert erfasste auch das weibliche Geschlecht. Viele Frauen lasen die Bibel, schrieben Kirchenlieder und theologische Abhandlungen. Zu den aktiven Reformatorinnen zählen u.a. Marguerite de Navarre und Catherine Parr. Es gab Frauen, die in den blutigen Glaubenskriegen vermittelten, wie Jacqueline de Rohan aus Frankreich, wie auch Frauen, die katholische Kirchen stürmten. Die Ausstellung zeigt, dass Reformatorinnen in mehreren Ländern Europas tätig wurden. Ohne ihre Mitwirkung hätte die Reformation nicht einen solchen Einfluss gehabt. Doch erst im 20. Jahrhundert öffnet sich die evangelische Kirche für Frauen. Ab 1920 gab es in Deutschland Vikarinnen. Es kostete viel Überzeugungskraft, bis die ersten Pfarrerinnen ordiniert wurden und 1992 Maria Jepsen als erste lutherische Bischöfin weltweit ihr Amt antreten konnte. Der Weg zur Gleichstellung ist mühselig, dies erfuhren u.a. Elisabeth Haseloff und Ilona Fritz während ihres Kampfes um Anerkennung. Die Anglikanische Kirche ordiniert erst seit 1994 Frauen, was zu Rücktritten von Pfarrern führte.

Namensgeberin der Ausstellung ist Katharina von Bora, Ehefrau des Reformators, Ehewirtin und „Geschäftsführerin“ des großen Hauses. An ihrem Tisch saßen wohl täglich an die 50 Personen: Familie, Freunde, Studenten, Gäste. Das schwarze Kloster war auch Herberge für die reisenden Theologen und Luther-Fans. Sie erwarb Grundstücke und Gärten und erweiterte in jeder Hinsicht die ihrem Geschlecht gesetzten Grenzen. Katharina von Bora, galt in evangelischen Kreisen bis zur Mitte des 19. Jahrhundert stets als Vorbild für die evangelische Pfarr(frau). Auch die kirchengeschichtliche Forschung sah die weibliche Reformation bis ins 20. Jahrhundert als positiv an.

Weibliche Seite der Reformation

Neben den großen Schrifttafeln mit historischen Texten zeigt die Ausstellung zeitgenössische Werke wie Bilder, Objekte und Installationen, die sich mit der weiblichen Seite der Reformation auseinander setzen. Sie laden freundlich und provokativ dazu ein, für sich selbst eine Position zu finden – jenseits von Gleichgültigkeit, von Tradition und dumpfen Vorurteilen. Besondere Vorträge mitten in der Ausstellung fordern dazu auf, sich tiefer mit dem Thema zu beschäftigen. Die Passionsandachten geben dem Thema eine spirituelle Tiefe, und der Weltgebetstag der Frauen, der seit vielen Jahren am ersten Feiertag im März gefeiert wird, setzt der Ausstellung einen internationalen Schlusspunkt. Ebenfalls im März wird das Projekt auch im sauerländischen Reiste in der ehemaligen evangelischen Kirche zu sehen sein. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Wittgensteiner Band „Yazzmine“.

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1. Luther Auch: Installation von Inge Lux, die sich äußerst kritisch mit dem Reformator auseinandersetzt und „Luther aufs Maul schaut“.
Foto: Peter Köster

2. „Die fünf Prüfungen der Katharina von Bora,“ nennt Susa Jung-Neuser ihre Arbeit: Fünf Skulpturen mit Masken, die von den Pestärzten getragen wurden.
Foto: Peter Köster

3. „Mitra, Burka und Seele“. Marlen Seubert. Sammlung Frauenmuseum.
Foto: Peter Köster

4. „Olympia Fulvia Morata“ (unterschiedlichste Materialien) von Petra Genster.
Foto: Peter Köster

5. „Weiße Installation“ von Marianne Pitzen.
Foto: Peter Köster

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