„Japanfieber“ im Arp Museum Bahnhof-Rolandseck

Von Peter Köster

Remagen. Es „mangat“ in Remagen. Nachdem bereits die Bundeskunsthalle in Bonn im letzten Jahr Mangas unter dem Titel: „Comics! Mangas! Graphic Novels!“ viel Ausstellungsraum zur Verfügung stellte, zieht nun das Arp Museum Bahnhof-Rolandseck in Remagen nach. Hier sind Mangas (Comics) wichtiger Bestandteil der Doppelausstellung „Japanfieber – Von Monet bis Manga“, die bis zum 20. Januar gezeigt wird.

Triebfeder des Impressionismus

Mit seinem diesjährigen Ausstellungshöhepunkt „Im Japanfieber. Von Monet bis Manga“ widmet sich das Arp Museum in Zusammenarbeit mit dem museé des impressionismes in Giverny (Frankreich) dem gewaltigen Einfluss Japans auf die westliche Kunst von den Impressionisten bis in unsere Gegenwart. „Dieses Japanfieber zeigt die hinreißenden Meisterwerke der berühmten französischen Impressionisten wie Monet, Signac, Seurat oder van Gogh, die wir dank internationaler Leihgaben und der hervorragenden Bestände der Sammlung Rau für UNICEF in Remagen präsentieren können“, so Oliver Kornhoff, Direktor des Arp Museums Bahnhof Rolandseck. „Die Begegnung mit Japan bildet eine entscheidende Triebfeder des Impressionismus, den die Ausstellung in seiner Blütezeit von 1870 bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts in der Kunstkammer Rau unter dem Aspekt des Japonismus beleuchtet. In einem zweiten Ausstellungsteil, der nur in Rolandseck gezeigt wird, verfolgen wir das vielschichtige und spannende Phänomen sogar noch weiter bis in die Gegenwart. Denn das Japanfieber ist bis jetzt nicht abgeklungen, sondern inzwischen zu einem festen Bestandteil unserer visuellen Alltags- und Populärkultur geworden.“

Sinnliche Exotik, Eleganz und Verführung

Die Remagen-Schau zeigt den gewaltigen Einfluss Japans auf die westliche Kunst vom Impressionismus bis hin zur aktuellen Popkultur. Zum 150-jährigen Jubiläum der Meiji-Zeit (1868 – 1912) schlägt die Präsentation über die Zeiten hinweg eine völkerverbindende Brücke von Japan über Frankreich bis nach Deutschland. Ausgangspunkt der Schau ist die Sammlung japanischer Farbholzschnitte des impressionistischen Malers Claude Monet, die erstmals im größeren Umfang außerhalb Frankreichs gezeigt wird. Weitere Meisterwerke von Monet, Signac, Seurat, van Gogh und anderen zeugen zudem vom großen japanischen Einfluss auf die europäische Kunst des späten 19. Jahrhunderts. Interieurdarstellungen der Künstlerateliers von Vallotton bis Ensor belegen das Japanfieber mit fernöstlichen Requisiten und Geisha-Modellen im Kimono. „Die Geisha steht für sinnliche Exotik, Eleganz und Verführung. Künstler wie Signac oder Chase kleiden ihre Modelle in Kimonos und umgeben sie mit japanischen Accessoires wie Fächern, Schirmen oder Paravents sowie mit japanischem Porzellan“, sagt Kuratorin Susanne Blöcker. Der Fächer als Medium findet ebenso das besondere Interesse der Impressionisten, darunter De Nittis, Signac und Bonnard. Er stellt eine Möglichkeit dar, die Kunst – ganz im Sinne der Japaner – in das alltägliche Leben zu integrieren.

Wie aus dem Japanfieber von einst, „Japonismus“ genannt, höchst unterschiedliche Gemälde vom Kostümbildnis bis zur Landschaftsdarstellung entstanden, so bietet der Manga-Teil der Doppelschau mehr als Mangas – jene Comics aus Japan, die auch hierzulande immer mehr Liebhaber gewinnen. Manga, Anime und Cosplay sind die Stichwörter, die im Bahnhof Rolandseck bildliche Gestalt annehmen. Manga und Fantasy finden zueinander im zentralen Saal, der zum Cosplay einlädt: Costumeplay, einem aufwändigen Verkleidungsspiel, das heute in Tokio einen festen Platz in der Alltagskultur hat und auch bei uns schon zum Straßenbild zählt, wie erst kürzlich die Kölner „Gamescom“ zeigte. Man nehme in der Ausstellung ein paar Textilien vom Kleiderbügel und eine grelle Perücke dazu, erprobe sie und vergesse nicht, mit sich als Prinzessin, Ritter oder Exot via Handyselfie die sozialen Medien zu bevölkern. Von wegen der Effekthascherei…

Ursprung geht von den Werken Hokusais aus

Durch einen Tunnel zwischen dem historischen Bahnhof und dem Neubau gelangt man zum Schwergewicht der Doppelausstellung, begleitet von einer für den Ort geschaffenen Manga-Erzählung auf der Wand. Dort spielt sich eine schwarz-weiße Jagd nach dem bilderfressenden Monster im Arp-Museum ab. Zum Glück hat es die Gemälde und grafischen Blätter der Japonismus-Schau verschont. Schon auf den ersten Blick wird man feststellen, dass die Mangas von heute und das Japan-Fieber französischer Künstler des späten 19. Jahrhunderts einen gemeinsamen Ursprung haben: die Werke Hokusais. Sie sind in der Ausstellung eingestreut zwischen Bildern von Paul Signac, Emile Bernard und Félix Vallotton. Und siehe da: Auf unterschiedliche Weise hat sich jeder von ihnen die bis dahin im Westen unbekannte japanische Kunst angeeignet. Oft beschränkt sich der Japonismus darauf, dass ein Künstler Gegenstände von fernöstlicher Anmutung ins Bild rückt und im Hintergrund japanische Holzschnitte andeutet, häufig aber hat die Kunst Japans die Maler auch zur Wahl neuer Perspektiven ermuntert, zum Blick aufs Detail, zu flächigem Malen bis an die Grenze zur Ungegenständlichkeit. Mit der wachsenden Anerkennung von Comics hat auch deren Präsenz in deutschen Museen zugenommen.

Japanischer Felsengarten

Als Gartenkunst-Projekt im Rahmen der Ausstellung setzt vor dem Museum ein einzigartiger japanischer Felsengarten ein erstes Ausrufezeichen. Verantwortlich für diesen aus tonnenschweren Basaltblöcken entstandenen Garten ist der international renommierte und von Japan inspirierte Gartendesigner Peter Berg (Sinzig). Die Anlage lädt die Besucherinnen und Besucher ein zu verweilen und die Eindrücke einer Ausstellung, die mit dem Thema des Japonismus nicht nur kulturelle Brücken über Ländergrenzen sondern auch über Generationen hinweg schlägt, in der ästhetisch gestalteten Natur und mit Blick auf das wunderbare Rheinpanorama Revue passieren zu lassen.

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BUS:

Bild 1 – Die japanische Brücke, Claude Monet, um 1918 – 1924, Riehen, Beyeler Museum AG.
Foto: Peter Köster

Bild 2 – Historische Aufnahme: 2. von links mit Hut und weißem Bart: Claude Monet.
Foto: Peter Köster

Bild 3 – Zwei Cosplayerinnen.
Foto: Peter Köster

Bild 4 – Interaktive Magnetwand im Bahnhof Rolandseck.
Foto: Peter Köster

Bild 5 – Gartendesigner Peter Berg schuf den Felsengarten.
Foto: Peter Köster

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