Bilder der Zeit in Vergangenheit und Gegenwart

Stadtmuseum widmet Tina Wedel zum 80. Geburtstag eine Retrospektive

Von Peter Köster

Siegburg. Im Frauenmuseum (FM) Bonn ist Tina Wedel seit über 30 Jahren eine Institution. Hingewiesen sei nur auf die vor über 30 Jahren im Haus gegründete Ateliergemeinschaft „zart & zackig“, der sie vom Start weg an bis heute durch aktives Mitmachen zum erfolgreichen Gelingen verhilft. Ihre Verbundenheit zum FM drückt sich auch dadurch aus, dass Tina Wedel dem Haus eine Installation überließ, die sich im Hof des Museums befindet. Dabei handelt es sich um einen größeren Stein, der sich unter einem bepflanzten Paravent befindet. Den Stein entdeckte Wedel in der zerstörten Synagoge in Bonn. Nun widmet das Stadtmuseum Siegburg Tina Wedel eine Sonder-Ausstellung. Anlass für die bis zum 24. Juni gezeigte Retrospektive, sie umfasst Werkgruppen aus über 40 Schaffens-Jahren, ist der 80. Geburtstag der Bonner Künstlerin.

In anderem Kontext neu zusammengefügt

Ursprünglich in der Malerei zu Hause, arbeitet die weit über die Region hinaus bekannte Künstlerin – sie wurde sowohl mit dem Bonner Kunstpreis (1993), der August Macke Medaille Bonn (2005) und dem von der Gedok verliehenen Dr.-Theobald-Simon-Preis (2009) ausgezeichnet – ab den 1980er Jahren plastisch bzw. installativ, um sich, seit gut zehn Jahren, wieder intensiv den Bildkünsten zu widmen. Vieles ist in den zurückliegenden Jahren entstanden: Bilder, Objekte, Installationen. Einiges ist wieder verschwunden, anderes recycelt, fragmentiert und anschließend mit feinem Gespür für die Potentiale der jeweiligen Materialen in völlig anderem Kontext neu zusammengefügt.
So die Alubleche, die einst das abstrakte Triptychon eines Altares bildeten, dann als Trägerplatten von Rasenstücken in einer anderen Installation dienten und sich schließlich als autonome Bilder behaupten dürfen. Oder die vor der Vernichtung geretteten Metallplatten eines Bonner Verlages aus den Zeiten der analogen Drucktechnik, die – übermalt und verfremdet und in einer Installation verdichtet – ebenfalls zu eigenständigen Bildern mutierten. Diese aus insgesamt 27 Platten bestehende Installation, die die Künstlerin erstmals 1988 ausstellte und die damals in den Besitz des Bonner Beta Verlags ging, wurde eigens für die Siegburger Werkschau zur Verfügung gestellt.

Vielseitiges künstlerisches Repertoire

Ob Zeichnung, Malerei, Bildhauerei oder Installation, mit der Siegburger Retrospektive zeigt die 1938 in Essen geborene Künstlerin ihr vielseitiges künstlerisches Repertoire. Dabei entwickelt sie ihre Bildsprache ständig weiter, wie ihre Blätter beweisen. Wedel verwendet Tusche auf Papier oder mischt Acryl, Kreide, Papier und Zellstoff auf der Leinwand. Das Zusammenspiel des leichten, freien Gestus, insbesondere bei den Tuschezeichnungen, einer technischen Versiertheit und der langjährigen künstlerischen Erfahrung bringen erstaunlich schwungvolle und dennoch streng rhythmisierende Ergebnisse in pulsierender Lebendigkeit hervor. Auf diese Weise gelingt es ihren Werken Zeit zu speichern, zugleich eine Brücke zwischen Bild und Text zu schlagen. Dabei spiegeln ihre Gemälde und Papierarbeiten die Erfahrungen, die sie durch ihre skulpturalen Arbeiten gewonnen hat. Denn diese Werke inszenieren nicht den schönen Schein der glatten Oberflächen, ihnen fehlt alles Leichte und Schwebende, was Malerei besitzen könnte. Stattdessen zeigen die in Siegburg ausgestellten Arbeiten ihre raue Seite. Mitunter bezeugen sie etwas Physisches.

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Bild 1-4: Georg Divossen

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