Ausstellung befragt Medium Fotografie in 18 unterschiedlichen Statements

Leverkusen. Die Fotografie als wesentliches künstlerisches Ausdrucksmittel unserer Zeit erfährt auf Biennalen, Festivals und in Ausstellungsreihen mehr denn je eine Befragung und Analyse ihrer momentanen Beschaffenheit. Hintergrund ist ein radikaler Wandel in Produktion, Gebrauchsweisen und Verbreitung des Mediums. Und die „digitale Revolution“ schreitet weiter voran, so auch im Rheinland, wo es immer schon eine reiche und intensive Beschäftigung mit dem Medium Fotografie gab. Wie reagieren Künstlerinnen und Künstler, die durch die „Fotografieschulen“ des Rheinlands geprägt sind, auf diese Entwicklungen? Welche Rolle spielen die künstlerischen Erungenschaften ihrer Lehrer für die heutige Bildproduktion? Welche Erkenntnisse hält die Fotografie noch bereit? Die Ausstellung „Next Generations. Aktuelle Fotografie made im Rheinland“ (bis 5. Mai im Museum Morsbroich, Leverkusen zu sehen), versucht auf diese und weitere Fragen eine Antwort zu geben.

Die Schau präsentiert Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die in den 1970er und 1980er Jahren geboren sind und während ihrer Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf oder an der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln studiert haben. Sie setzt damit den Fokus auf den aktuellen Diskurs zur zeitgenössischen Bildproduktion und befragt das Medium Fotografie exemplarisch in 18 unterschiedlichen künstlerischen Statements, gegeben von Alexander Basile, Johannes Bendzulla, Mia Boysen, Louisa Clement, Natalie Czech, Owen Gump, Alwin Lay, Peter Miller, Anne Pöhlmann, Johannes Post, Sebastian Riemer, Morgaine Schäfer, Berit Schneidereit, Shigeru Takato, Anna Vogel, Moritz Wegwerth, Christoph Westermeier und Matthias Wollgast.

Als die berühmte „Becher-Schule“ entstand

Die „Fotografieschulen“ des Rheinlands waren und sind international prägend: Die Auseinandersetzung mit Fotografie als konzeptuellem Medium verbindet sich im Rheinland mit den Namen Bernd und Hilla Becher. Bernd Becher wurde 1976 als Professor für Fotografie an die Kunstakademie Düsseldorf berufen. Damit trat er nicht nur die erste Professur für Fotografie in Deutschland überhaupt an. Er legte vielmehr gemeinsam mit seiner Frau den Grundstein für eine bis heute anhaltende Tradition konzeptueller Fotografie: Die berühmte „Becher-Schule“ entstand. Aus ihr sind bis heute so bekannte Künstlerinnen und Künstler wie Andreas Gursky, Candida Höfer, Axel Hütte, Thomas Ruff und Thomas Struth hervorgegangen. Ruff und Gursky kehrten als Professoren an die Kunstakademie zurück und führten – wie aktuell Christopher Williams – den Diskurs um das fotografische Medium weiter. Indem sie in ihren künstlerischen Prozessen die Grenzen des Mediums verschoben, erweiterten sie ganz grundlegend die Vorstellung davon, was Fotografie sein kann.

Tradierte Bildherstellungstechniken

1990 wurde mit der Kunsthochschule für Medien in Köln (KHM) und dem damals einzigen Diplomstudiengang „Audiovisuelle Medien“ ein völlig neuer, zukunftsweisender Ort künstlerischer Lehre und Praxis für die Fotografie geschaffen. Die Professur für Künstlerische Fotografie an der KHM wurde 1994 mit Jürgen Klauke besetzt. Nach einer Vertretungsprofessur durch Boris Becker leitet Beate Gütschow seit 2011 die Klasse. Durch die Professuren von Johannes Wohnseifer und Mischa Kuball findet die Fotografie eine Einbindung in erweiterte künstlerische Prozesse. Das konzeptuelle Arbeiten an der Erweiterung des Fotografischen führte über ein medienreflexives und genreübergreifendes Experimentieren mitunter auch zur völligen Verwerfung der herkömmlichen Fotografie mit all ihren tradierten Zuschreibungen und Bildherstellungstechniken. Die Grenzen entziehen sich jedweder Einordnung. Im Kern einem konzeptuellen Ansatz folgend, wird die Fotografie in den Raum, in das Bewegtbild, die Malerei, die Poesie, die Grafik und Fotografik erweitert: Extended Photography, made im Rheinland. Die hier nachkommenden Generationen wissen um die Flüchtigkeit von Bildern im Netz. „Sie reflektieren ihre Überpräsenz in unserer alltäglichen Wahrnehmung ebenso wie die Bedingungen ihrer Konstruktion und Reproduktion als Hybride zwischen analogen und digitalen Herstellungstechniken“, so die beiden Kuratorinnen Heide Häusler und Stefanie Kreuzer. „Vor der Folie der Fotografiegeschichte verabschieden sie die alte Vorstellung von Fotografie als Abbild der Realität und binden das einst so verlockende Wirklichkeitsversprechen als langsam verhallendes Echo in ihre künstlerischen Arbeiten ein.“ Sichtbar wird die Differenz zwischen Abbildung und Abgebildeten und damit indirekt auch das Making-Off: die Fotografie als konstruiertes Bild. pk

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BUS:

Bild 1: Berit Schneidereit Fantasy VII, 2018 Fotogramm auf Silbergelatineabzug,
56 x 38 cm Courtesy die Künstlerin und Galerie Cosar HMT, Düsseldorf

Bild 2: Alwin Lay Kodak 200 (Mono), 2018 Latexdruck auf Vliestapete
Courtesy der Künstler © 2019 VG Bild-Kunst, Bonn

Bild 3: Johannes Bendzulla #SpontexMandala_–>_001, 2018
Inkjet Print auf Büttenpapier, 140 x 90 x 4 cm
Courtesy Natalia Hug, Köln, und Brennan & Griffin, New York

Bild 4: Sebastian Riemer Mdl_(grl)_20HC, 2018 Pigment Print, 206 x 145 cm
Courtesy Setareh Gallery © 2019 VG Bild-Kunst, Bonn

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