Landeshauptstadt von NRW kann Kunst

ART DÜSSELDORF hat Bewährungsprobe bestanden – Roberto Mattas „The Contrarian“ war mit 2,5 Millionen Euro teuerstes Werk – „Blooom Award“

von Peter Köster

Düsseldorf. Kann die Landeshauptstadt Kunst? Eine Frage, die sich im Vorfeld der ART DÜSSELDORF sicherlich manch Einer gestellt haben dürfte. Jetzt, nach dem Ende der Premieren-Messe, darf konstatiert werden: Ja, die Landeshauptstadt kann Kunst.

Die Kunstmesse zeigte rund 80 etablierte und junge Galerien aus 21 Ländern, die moderne und zeitgenössische Kunst (1945-2017) in den Hallen des ehemaligen Industriegeländes Areal Böhler präsentierten. Rund 43.000 Besucher, darunter einige Sammler und Kuratoren aus der ganzen Welt, sahen sich an, was die Galerien aus der Region (aus Deutschland und den Beneluxstaaten) und die Galerien aus dem internationalen Raum zur Schau stellten. Das Angebotsportfolio umfasste Kunstwerke von 1000 bis 2,5 Millionen Euro.

Die ART DÜSSELDORF hat ihre Bewährungsprobe bestanden. Das Konzept der Initiatoren, Walter Gehlen und Andreas Lohaus, die Kunstmesse im November zu veranstalten, ist aufgegangen. Die ART DÜSSELDORF positioniert sich als neue, innovative Plattform für Sammler, Galeristen und Kuratoren. Sie profitiert von der wirtschaftlichen Strahlkraft der Landeshauptstadt Düsseldorf, einer aktiven Kunstlandschaft und dem einzigartigen Veranstaltungsort, dem Areal Böhler. Das 1993 stillgelegte Stahlwerk mit Tageslicht und Terrazzoboden an der Stadtgrenze zu Meerbusch gelegen, bietet ein angenehmes Ambiente für „moderne und zeitgenössische Kunst“. Die Messe ist eingebettet in eine dichte urbane Kulturlandschaft mit wichtigen Kunstinstitutionen an Rhein und Ruhr, in Köln und Bonn mit Essen und Bochum in unmittelbarer Nachbarschaft.

Kanzlerin grüßt von der Wand

Talking Art schaute dem Kunstmessen-Neuling für einige Stunden über die Schulter. Die Böhler Halle, in der spannende Industrie-Architektur mit Tageslicht den modernen und atmosphärischen Rahmen liefert, lieferte für die ART DÜSSELDORF das perfektes Ambiente, was Galerist und Messeurgestein Hans Meyer besonders erfreute. Er war einer der ersten, die sich im Areal Böhler, dem ehemaligen Stahlwerk umschauten. „Wird Zeit, dass die Stadt Düsseldorf endlich eine Kunstmesse bekommt.“ Gleich am Anfang des Messe-Parcours grüßte die Kanzlerin von der Wand und wies den Weg für weitere werke, die unter dem Böhler-Dach präsentiert wurden. Stimmig war der Galerien-Mix. 60 Prozent der Anbieter kamen aus dem regionalen Umfeld und 40 Prozent markierten die internationale Landkarte. Manche Platzhirsche unter den alteingesessenen rheinischen Galerien, die noch auf der Vorgängermesse, der Art Fair in Köln Flagge zeigten, glänzten bei der Premiere (noch) mit Abwesenheit. Könnte sich aber bereits im kommenden Jahr ändern, wenn die Böhler-Hallen die Zweitauflage bestreiten. Bereits jetzt ihre Zusage für das kommende Jahr haben u.a. gegeben: die New Yorker Galerie David Zwirner und die Berliner Galerie Dittrich & Schlechtriem. Unisono sprachen beide von guten Geschäften. Selbiges gilt für den Paris Händler Kamel Mennour. Auch er will wiederkommen.

Grafiken für unter 1000 Euro

Mit unter 1000 Euro wurde der Grafikfreund fündig, 280 000 Dollar kostete ein stattlicher Jörg Immendorff aus der „Café Deutschland“-Serie bei Century Pictures aus Brooklyn, bei Michael Werner hing ein E.W. Nay („Nachtlied“, 1961, für 425 000 Euro). Beck & Eggeling International Fine Art (Düsseldorf) verkauften die Video-Installation „Energy“ für 480.000 Euro, welche Fabrizio Plessi speziell für die Messe angefertigt hat. Galerie Bastian (Berlin) verkaufte eine Collage (1980) von Robert Rauschenberg für 150.000 Euro und ein Foto des Künstlers, welches ihn und seinen Freund Cy Twombly 1951 in Venedig zeigt. Weitere Fotoarbeiten von Gregory Crewdson verkaufte die Galerie Daniel Templon (Paris) für 68.000 Dollar. KRINZINGER (Wien) verkaufte die Arbeit Facebook 04.02.2004 (2017) von Brigitte Kowanz für 42.000 Euro. Bei KÖNIG GALERIE (Berlin) fand José Dávilas Arbeit „Hommage to the Square“ für 25. 000 Euro einen Käufer.

Verkauf von 30 Arbeiten

Ein Aussteller vom Niederrhein freute sich über den Verkauf von über 30 Arbeiten. Marlborough Contemporary berichtet von sehr erfolgreichen Verkäufen der Werke von Tony Matelli. Das teuerste Werk aber kam aus Frankfurt. Die „Galerie“ aus der Mainmetropole hatte ein Werk des chilenischen Surrealisten Roberto Matta für 2,5 Millionen Euro am Start. Darüber hinaus bot sie eine Matta-One-Man-Show und im Separee Werke von verwandten Künstlern (etwa „La Horde“ von Max Ernst von 1927 für 580 000 Euro. Unter den Künstlern, die die Messe besuchten, waren u.a. Andreas Gursky, Harald Klingelhöller und Thomas Ruff, dessen Arbeiten am Stand von David Zwirner (London, New York) ausgestellt wurden, und Pia Stadtbäumer, deren Skulpturen Haas (Zürich) zeigte.

„Ganz Große Geister“ von Thomas Schütte

Grundsolide kam das Angebot der Galeriestände daher. Offeriert wurde moderne und zeitgenössische Kunst seit 1945 bis heute. Darunter Arbeiten von Sigmar Polke, Jonathan Meese oder Candida Höfer wie auch Installationen und Videokunst etwa von den Documenta- und Venedig-Biennale-Teilnehmern Hiwa K, Petrit Halilaj und Tobias Zielony. Ausreißer nach unten gab es kaum. Spektakuläres wurde eher selten geboten. Dennoch gab es natürlich einige Hingucker, wie die „Ganz Große Geister“ – Installation von Thomas Schütte. Fürs Düsseldorfer Publikum gab es Werke sämtlicher Professoren der örtlichen Kunstakademie zu bestaunen. Junge, aufregende Positionen erlebte man in Sektion des „Bloom Award“ wo sich unter anderem 13 junge Galerien der Sektion „Post-Lehman“ tummelten.

Solo-Präsentationen fanden sich u.a. bei Hans Mayer (Düsseldorf), der seinen Stand dem deutschen Fotografen Jürgen Klauke gewidmet hatte . Galerie Brigitte Schenk (Köln) zeigte eine großformatige Installation von Klaus Fritze und Galeria Francisco Fino (Lissabon) brachte zur Messe eine umfassende Darstellung von Objekten Adrien Missikas mit. Zu den regionalen Galerien, die ferner erschienen waren, gehörten u.a. Hans Mayer und Beck & Eggeling (beide Düsseldorf), Heinz Holtmann, Christian Lethert, Thomas Rehbein, Michael Werner und Thomas Zander (Köln).

Großzügiges Messelayout

Teilnehmende Galerien wie Thomas Zander kommentierten ihre positive Erfahrung auf der Messe: Die Messe war für uns rundum ein Erfolg. Das großzügige Messelayout hat es uns ermöglicht, größere Videoinstallationen zu zeigen, wie wir es auf anderen Messen nicht können. Wir konnten einige Arbeiten verkaufen – an neue sowie an unsere Stammkunden. Obwohl die Messe hauptsächlich einen regionalen Charakter hat, haben das Rheinland und seine Nachbarregion sich als fruchtbarer Boden erwiesen.“ Raphael Oberhuber, KOW „Einer der Hauptstärken der Messe ist ihre positive Atmosphäre und Energie. Das war von Anfang an spürbar und es wurde in den ersten zwei Stunden der Messe deutlich, dass sie ein Erfolg werden würde. Da dies meine erste Messe in dieser Region ist, war ich unsicher, ob die Sammler hier nur an sehr etablierten Künstlern interessiert sein würden oder auch an nachwachsenden Jüngeren.“

Mentorenprogramm für Julian Harper (USA)

Sozusagen als Nebenbühne verbunden mit dem „BLOOOM Award by Warsteiner“ stellte die ART Düsseldorf jungen aufstrebenden Künstlern eine Plattform zur Verfügung, um ihre Werke im Rahmen einer Sonderausstellung vor einem großen Publikum auszustellen. Der BLOOOM Award ist Deutschlands größter offener internationaler Wettbewerb für Nachwuchskünstler. Der Preis fördert junge Künstler aus aller Welt und unterstützt sie dabei, im Kunstmarkt Fuß zu fassen. Vor allem die nachhaltige Förderung steht im Vordergrund: Neben Reisen zu bekannten internationalen Kunstmessen und –Veranstaltungen werden die Gewinner durch Mentorenprogramme weiter gefördert. Dieses Jahr bewarben sich mehr als 2.300 Künstler aus 90 Ländern. Da der Wettbewerb für alle Ausdrucksformen offen ist, zeugt die Sonderausstellung der Finalisten von einer spannenden, künstlerischen Vielfältigkeit.

In der diesjährigen Jury waren Alain Bieber (Journalist, Autor, Kurator) und Uwe Flade (Film- und Musikvideo-Regisseur) erstmalig vertreten. Museumsleiter Prof. Dr. Stephan Berg (Kunstmuseum Bonn) war zum zweiten Mal mit von der Partie. Diese drei Juroren kommen zu den drei weiteren festen Jurymitgliedern hinzu. Catharina Cramer (Schirmherrin und geschäftsführende Gesellschafterin der Warsteiner Gruppe), Yasha Young (Direktorin und Kuratorin von Urban Nation) und Walter Gehlen (Co-Direktor und künstlerischer Leiter der Art Düsseldorf) sind von Beginn an Kern der BLOOOM Award by WARSTEINER Jury. Zum Sieger des Blooom Award wurde Julian Harper (USA) gekürt. Arshia Sohail (Pakistan) erhielt Platz zwei und Yun-Ling Chen (Taiwan) wurde mit dem dritten Platz ausgezeichnet.

Belebendes Element fürs Rheinland

Fazit: Die ART DÜSSELDORF ist ein belebendes Element für das Rheinland. Die Metropolregion bietet zudem durchaus Platz für zwei bedeutende Kunstmessen: So also für die ART COLOGNE im April in Köln und die neue Kunstmesse in Düsseldorf im November. Festzuhalten bleibt aber auch, dass gerade Letztgenannte von der größeren ART COLOGNE als Konkurrentin gesehen wird. Warum? Die Schweizer Messegesellschaft MCH ist mit über 25 Prozent an der Art Düsseldorf beteiligt. Und es ist genau diese MCH, die mit der Art Basel die weltweit wichtigste Kunstmesse veranstaltet. Gemeinsam mit der MCH ist es inhaltlicher Schwerpunkt und treibende Kraft der Messe, Deutschland, den angrenzenden Beneluxländern und dem Rheinland eine starke Plattform zu bieten. „Eine Plattform, die sich durch gute Kunstverkäufe und eine enge Vernetzung mit den rheinischen Galerien und Institutionen, der freien Kunstszene und der Kreativwirtschaft auszeichnet.“ Die Art Düsseldorf findet im nächsten Jahr vom 1. bis 4. November 2018 statt.

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Plastzität auf der Art Düsseldorf
Foto: Peter Köster

Besucher vor der Installation „30 Stehende“ von Magdalena Abakanowicz.
Foto: Peter Köster

Von der Wand grüßte die Kanzlerin.
Foto: Reter Köster

Die Galerie aus Frankfurt präsentierte Roberto Matta in einer Solo Show. „The Contrarian“ für 2,5 Millionen Euro.
Foto: Peter Köster

„Ganz Große Geister von Thomas Schütte bei der Premiere der Art Düsseldorf.
Foto: Peter Köster

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