Art Cologne in Köln setzt ihren Erfolgsweg fort

Ausgewogene Mischung deutscher und internationaler sowie etablierter und junger Galerien

Von Peter Köster

Köln. Lob von exponierter Stelle: Die Galerie „Valentien“ aus Stuttgart hat mit ihrem Ausstellungsstand und den dort gezeigten Max Ernst-Arbeiten selbst das Max Ernst Museum in Brühl überzeugt. „Darüber freuen wir uns sehr“, sagte Galeristin Imke Valentien. Zum umfangreichen Konvolut dieser Präsentation zählten ferner ein Gemälde der Hilla von Rebay, die nicht nur Gründungsdirektorin der Guggenheim Foundation in New York war, sondern selbst auch Künstlerin. Von Dorothea Tanning gab es die Lithographie „Birthday (Self-Portrait at Age 30)“ nach einem Gemälde von 1942 zu sehen.

Kunstsammlerin Julia Stoschek

„Valentien“ war eine von über 200 Galerien, darunter 31 internationale Kunsteinrichtungen, auf der zurückliegenden Art Cologne (19. – 22. April), die in diesem Jahr rund 55.000 Besucher anzog – ein Teilnehmerfeld, das in dieser Qualität in Deutschland trotz weiterer Kunstmessen immer noch einzigartig sein dürfte. Zum Auftakt der Messe hatte die Düsseldorfer Kunstsammlerin Julia Stoschek den mit 10.000 Euro dotierten Cologne-Preis des Bundesverbands Deutscher Galerien und Kunsthändler und der Kölnmesse erhalten. Im Sektor „Galerien“ präsentierten renommierte Ausstellungs-Häuser ein außergewöhnliches und hochqualitatives Angebot der Klassischen Moderne, Nachkriegskunst und Zeitgenössischen Kunst. Auffällig im Gegensatz zu früheren Messen war die Luftigkeit, die diese Art Cologne auszeichnete. Die vollgestopften Ausstellungsflächen sind Vergangenheit. Nicht zuletzt ein Verdienst von Daniel Hug, der die Schau als Direktor vor zehn Jahren übernahm und das Profil immer stärker veränderte, wie das jüngste Beispiel, die „Plaza“ auf der Ebene 2 der Halle 11 zeigte. Hier hatte die zeitgenössische Kunst ihren Auftritt.

Veränderung auf Ebene 3

Sehr schön zeigte diese Art Cologne ihre Veränderung auf der Ebene 3, wo die jüngste Szene versammelt war, in den Sektoren „Neumarkt“ und „Collaborations“. Dort präsentierte die Messe einen kritischen Einblick in die Praktiken und Interessen der neueren Generation von Kunsteinrichtungen. Dazu ist auch die Bonner Galerie Gisela Clement zu zählen, die mit der raumfüllenden Installation „Circulus Gloriosus“ von Max Frisinger sehr viel Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Diese erfuhr nicht minder die Künstlerin Zuzanna Czebatul, die im Foyer des Eingangs Süd der Kölnmesse einen 1800 Quadratmeter großen blauen bunt bedruckten Teppich ausgebreitet hatte. „Higher than the Sun“ hieß die raumfüllende Arbeit , deren Design sich Czebatul von den Ausstattern in Casinos abgeschaut hat. Am letzten Ausstellungstag konnten sich Sammler, Kunstliebhaber und Neugierige ein Teilstück dieses Kunstwerks sichern. So wurde eine limitierte Anzahl von 200 einzelnen Stücken aus dem Teppich gegen eine Spende von z.B. 50 Euro pro Teilstück abgegeben. Der Gesamterlös kommt der Deutschen Krebshilfe zugute.

Drei Millionen Euro für Kirchners „Ruderer“

Die Hallenebene 2 mit der Gegenwartskunst zeigte einmal mehr, wie die 1967 gegründete Art Cologne sich als die führende Kunstmesse in Deutschland positioniert – durchaus für den gehobenen Mittelstand, dessen Klientel selbst vor Preisen in sechsstelliger Höhe nicht zurückschreckt, wie die Schweizer Galerie „Henze und Ketterer“ zeigt, die mit Ernst Ludwig Kirchners Ölgemälde „Ruderer“ von 1928 für über drei Millionen Euro das teuerstes Werk der Messe präsentierte. Gefolgt von Kirchners „Stillleben mit Ente und Schnepfen“ (2,5 Millionen Euro). Was an Galeristen und Händlern international Rang und Namen hat, wie die Schwergewichte David Zwirner, Gagosian, Hauser + Wirth, Lisson, Thaddaeus Ropac, White Cube, Kamel Mennour, Pearl Lam, Gio Marconi sowie führende Galerien Deutschlands wie Sprüth Magers, Michael Werner, Gisela Capitain, Karsten Greve, Daniel Buchholz, Max Hetzler, Konrad Fischer, Eigen + Art, Nagel Draxler gab sich in der Domstadt ein Stelldichein.

Gegründet als Kölner Kunstmarkt

Rückblick: Die Art Cologne, sie gilt als eine der ältesten Kunstmessen der Welt, startete vor mehr als 50 Jahren als „Kölner Kunstmarkt“. Gegründet wurde sie von den Kölner Galeristen Heinz Stünke und Rudolf Zwirner. 1967 fand die Messe das erste Mal im Kölner Gürzenich statt. Damals kränkelte der deutsche Kunsthandel. Die Idee der Galeristen war es, das Rheinland zum Zentrum des deutschen Kunstbetriebes auszubauen. In Nordrhein-Westfalen lebten schon damals die meisten Sammler. Diese Situation wollten Stünke und Zwirner mit dem Kölner Kunstmarkt nutzen, aber auch die jungen deutschen Künstler fördern und Sammler auf den talentierten Nachwuchs aufmerksam machen.

Messe in der Krise

Seit den 70er Jahren findet der Kunstmarkt Köln in den Messehallen statt. Er wächst zunächst stetig. Zwischen Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre pendelt er abwechselnd zwischen Köln und Düsseldorf. 1984 wurde der Kölner Kunstmarkt mit 160 teilnehmenden Galerien aus zehn Ländern in „Art Cologne” umbenannt. Mit 50.000 Besuchern wurde die Kunstmesse zur international erfolgreichsten des Jahres und Köln zu einer der wichtigsten Städte des globalen Kunsthandels. Doch Anfang der 2000er Jahre geriet die Messe in die Krise, geschuldet dem Terror-Attentat auf das World Trade Center am 11. September 2001. Die Folge: viele amerikanische Sammler blieben weg. Zugleich wächst die Konkurrenz durch Auktionen zeitgenössischer Kunst und anderer Kunstmessen. In Köln entsteht die „Art Fair” als alternative Kunstmesse für den Sammler mit kleinem Geldbeutel. Sie schloss nach 16 Jahren im letzten Jahr.

Die Angst vor Terror und Krieg, die Umstellung auf den Euro und zahlreiche Firmenpleiten wirkten sich ebenfalls auf die Art Cologne aus. In die Erfolgsspur zurück findet die Messe ab 2007. Auch der Ausstellungszeitraum ändert sich. Der November macht dem April Platz. Ein Jahr später wird Daniel Hug der neue Direktor der Art Cologne. Er führt Reformen durch und gewinnt zahlreiche große internationale Galerien zurück. Aber auch neue renommierte Galerien kommen dazu. Trotz der Konkurrenz etwa durch die erfolgreiche Art Basel, die neue Konkurrenz der Art Düsseldorf und der Art Berlin, kann sich die Art Cologne behaupten. Heute gilt sie wieder als eine der wichtigsten internationalen Messen für moderne und zeitgenössische Kunst. Bei der jüngsten Ausgabe sei noch mehr Wert auf eine ausgewogene Mischung deutscher und internationaler sowie etablierter und junger Galerien gelegt worden, so Daniel Hug zum Abschluss der Art Cologne in Köln. Unter den Besuchern der Kunstmesse waren neben Sammlern auch Kuratoren und Museumsverantwortliche aus Deutschland, Europa und Übersee.

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Witzige Plastik von Erwin Wurm.
Foto: Peter Köster

Raumfüllende Installation von Max Frisinger.
Foto: Peter Köster

Stand-Interrieur.
Foto: Peter Köster

Ohne Worte, einfach nur Fluxus.
Foto: Peter Köster

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